Inhaltsverzeichnis
- 01. Was sind Kostenstellen?
- 02. Wie werden Kostenstellen unterschieden?
- 03. Welche Vorgaben gibt es für die Kostenstellen?
- 04. Wie werden Kosten den Kostenstellen zugeordnet?
- 05. Welche Aufgabe hat der Betriebsabrechnungsbogen (BAB)?
- 06. Wie ist der Betriebsabrechnungsbogen (BAB) als Hilfsmittel der Kostenstellenrechnung aufgebaut?
- 07. Wie können Kostenstellen ergebnisorientiert gesteuert werden?
01. Was sind Kostenstellen?
Kostenstellen (KoSt) sind organisatorische Einheiten, die mehrere Stellen umfassen können. Im Allgemeinen werden Kostenstellen nach folgenden Kriterien bestimmt:
Verrichtungen, die unter einer einheitlichen Verantwortung (Organisation), in einer abgegrenzten Räumlichkeit eine gleichartige Leistung (Funktion) erbringen und denen Kosten verursachungsgerecht zugerechnet werden können, werden zu einer Kostenstelle zusammengefasst.
02. Wie werden Kostenstellen unterschieden?
Hauptkostenstellen erbringen die Hauptleistungen, die als Endprodukte in Rechnung gestellt werden können. Nebenkostenstellen erstellen Nebenprodukte.
Die Leistungen der Haupt- und Nebenkostenstellen werden als Endkostenstellen nicht weiter verrechnet. Anders die Leistungen der Vorkostenstellen. Deren Leistungen werden den Endkostenstellen zugerechnet, da Vorkostenstellen keine absatzfähigen Produkte oder Dienstleistungen erstellen.
Kostenstellen | |||
Vorkostenstellen | Endkostenstellen | ||
allgemeine Hilfskostenstellen | bereichsbezogene Hilfskostenstellen | Nebenkostenstellen | Hauptkostenstellen |
z. B.: Personalabteilung, Hauswirtschaft, Rechnungswesen, Küche | z. B.: PDL, Oberarzt Chirurgie, OP, Sterilisation | z. B.: Ambulanz der Gynäkologie, Beratung | z. B.: Station Chirurgie, Station HNO |
werden verursachungsgerecht auf die Haupt- und Nebenkostenstellen verrechnet → | + Kostenanteil Vorkostenstellen | + Kostenanteil Vorkostenstellen | |
Gesamtkosten der Endkostenstelle | Gesamtkosten der Endkostenstelle |
Für die Kalkulation in Krankenhäusern ist die Abgrenzung der pflegesatzfähigen von den nicht pflegesatzfähigen Kosten relevant:
Die nicht pflegesatzfähigen Kosten sind abzugrenzen.
03. Welche Vorgaben gibt es für die Kostenstellen?
Die Anlage 5 der KHBV und die Anlage 5 der PBV schreiben die Bezeichnung und Nummerierung der Kostenstellen für Krankenhäuser und Pflegeeinrichtungen vor. Im IKR und GKR sind die Kontenklassen 5 und 6 für Kostenstellen vorgesehen.
In der folgenden Tabelle ist die Gliederung für Krankenhäuser dargestellt:
Kostenstellenrahmen für die Kosten- und Leistungsrechnung |
90 Gemeinsame Kostenstellen |
900 Gebäude einschließlich Grundstück und Außenanlagen |
901 Leitung und Verwaltung des Krankenhauses |
902 Werkstätten |
903 Nebenbetriebe |
904 Personaleinrichtungen (für den Betrieb des Krankenhauses unerlässlich) |
905 Aus-, Fort- und Weiterbildung |
906 Sozialdienst, Patientenbetreuung |
907 frei |
908 frei |
909 frei |
91 Versorgungseinrichtungen |
910 Speisenversorgung |
911 Wäscheversorgung |
912 Zentraler Reinigungsdienst |
913 Versorgung mit Energie, Wasser, Brennstoffen |
914 Innerbetriebliche Transporte |
915 frei |
916 frei |
917 Apotheke/Arzneimittelausgabestelle (ohne Herstellung) |
918 Zentrale Sterilisation |
919 frei |
92 Medizinische Institutionen |
920 Röntgendiagnostik und -therapie |
921 Nukleardiagnostik und -therapie |
922 Laboratorien |
923 Funktionsdiagnostik |
924 Sonstige diagnostische Einrichtungen |
925 Anästhesie, OP-Einrichtungen und Kreißzimmer |
926 Physikalische Therapie |
927 Sonstige therapeutische Einrichtungen |
928 Pathologie |
929 Ambulanzen |
Kostenstellenrahmen für die Kosten- und Leistungsrechnung |
93 - 95 Pflegefachbereiche – Normalpflege |
930 Allgemeine Kostenstelle |
931 Allgemeine Innere Medizin |
932 Geriatrie |
933 Kardiologie |
934 Allgemeine Nephrologie |
935 Hämodialyse/künstliche Niere (alternativ 962) |
936 Gastroenterologie |
937 Pädiatrie |
938 Kinderkardiologie |
939 Infektion |
940 Lungen- und Bronchialheilkunde |
941 Allgemeine Chirurgie |
942 Unfallchirurgie |
943 Kinderchirurgie |
944 Endoprothetik |
945 Gefäßchirurgie |
946 Handchirurgie |
947 Plastische Chirurgie |
948 Thoraxchirurgie |
949 Herzchirurgie |
950 Urologie |
951 Orthopädie |
952 Neurochirurgie |
953 Gynäkologie |
954 HNO und Augen |
955 Neurologie |
956 Psychiatrie |
957 Radiologie |
958 Dermatologie und Venerologie |
959 Zahn- und Kieferheilkunde, Mund- und Kieferchirurgie |
96 Pflegefachbereiche – abweichende Pflegeintensität |
960 Allgemeine Kostenstelle |
961 Intensivüberwachung |
962 Intensivbehandlung |
963 frei |
964 Intensivmedizin |
965 Minimalpflege |
966 Nachsorge |
967 Halbstationäre Leistungen – Tageskliniken |
968 Halbstationäre Leistungen – Nachtkliniken |
969 Chronisch- und Langzeitkranke |
97 Sonstige Einrichtungen |
970 Personaleinrichtungen (für den Betrieb des Krankenhauses nicht unerlässlich) |
971 Ausbildung |
972 Forschung und Lehre |
973 - 979 frei |
Kostenstellenrahmen für die Kosten- und Leistungsrechnung |
98 Ausgliederungen |
980 Ambulanzen |
981 Hilfs- und Nebenbetriebe |
982 - 989 frei |
99 frei |
04. Wie werden Kosten den Kostenstellen zugeordnet?
Die Zuordnung der Kosten auf die Kostenstellen sollte, wenn immer möglich, als Einzelkosten erfolgen. Hierfür wird jeder Beleg für sich genommen und danach kontrolliert, welcher Kostenstelle er ohne Teilung zugeordnet werden kann.
05. Welche Aufgabe hat der Betriebsabrechnungsbogen (BAB)?
Der BAB ist eine tabellarische Form der Kostenstellenrechnung. Er wird monatlich oder jährlich erstellt. In den Zeilen sind die Kostenarten und in den Spalten die Kostenstellen dargestellt. Die Kostenarten werden auf die Kostenstellen verteilt. Links stehen die Hilfskostenstellen, welche auf die Nebenkosten und Hauptkostenstellen verrechnet werden.
Im BAB werden zuerst alle Kosten als Einzelkosten den Kostenstellen zugeordnet. Danach werden die Kosten der vorgelagerten Kostenstellen als Gemeinkosten, nach Belegen oder nach geeigneten Verteilungsschlüsseln, auf die nachgeordneten Kostenstellen verrechnet.
Anschließend erfolgt die Berechnung der Zuschlagssätze als Grundlage für die Kostenträgerstück- bzw. Kostenträgerzeitrechnung.
06. Wie ist der Betriebsabrechnungsbogen (BAB) als Hilfsmittel der Kostenstellenrechnung aufgebaut?
Die inhaltlichen und rechnerischen Zusammenhänge werden anhand eines vereinfachten BAB dargestellt (die im BAB eingezeichneten Pfeile verdeutlichen die Berechnung des Zahlenmaterials):
Beispiel
Einfache Verrechnung der Vorkostenstellen auf die Hauptkostenstellen:
Vorkostenstellen:
Küche: | 1.740.000 € |
Verwaltung: | 369.500 € |
Hauptkostenstellen:
Innere: | 3.420.200 € |
Chirurgie: | 2.689.800 € |
Gynäkologie: | 1.500.000 € |
Die Kosten der Vorkostenstelle Küche sollen nach dem Schlüssel „Beköstigungstage (BT)“ auf die Hauptkostenstellen verteilt werden.
Innere: 11.600 BT Chirurgie: 7.400 BT Gynäkologie: 11.000 BT Die Kosten der Vorkostenstelle Verwaltung sollen nach dem Schlüssel „Anzahl Mitarbeiter“ auf die Hauptkostenstellen verteilt werden.
Innere: 93 Mitarbeiter Chirurgie: 85 Mitarbeiter Gynäkologie: 72 Mitarbeiter Durch Division wird ein Verrechnungspreis (Kostenträger) errechnet. In diesem Fall sind dies die Kosten je Berechnungstag je Fachabteilung.
MA = Mitarbeiter, BT = Berechnungstag
Beispiel
Berechnung Schlüsselung der BT:
- a)
$30.0000\;BT = 100 \;\% $ und $11.600\;BT\;INN = 38,66666 \;\%\; (11.600 : 30.000 \cdot 100)$
- b)
$1.740.000\;€ = 100 \;\%$ und $38,67 \;\% = 672.800\;€\; (1.740.000 \cdot 0,3866666)$
07. Wie können Kostenstellen ergebnisorientiert gesteuert werden?
Zur Verantwortung eines Leitungsbereiches (mehrere Kostenstellen) gehört in der Regel, dass der Stelleninhaber für die Kosten desselben verantwortlich zeichnet. Oftmals ist dies so geregelt, dass z. B. einer Organisationseinheit (Abteilung) ein bestimmter Kostenrahmen (= Budget) zugewiesen wird; die Leitung ist dann gehalten, diesen Kostenrahmen nicht zu überschreiten. Die Kosten sind dabei nach Kostenarten (Personalkosten, Sachkosten, Umlagen) gegliedert.
Die Unternehmensleitung steuert die Abteilungen, die keine Erlöse am Markt erzielen (Reinigung, Verwaltung), nach dem sog. Costcenter-Prinzip. Das Costcenter-Prinzip hat erhebliche Nachteile: Es besteht kein Anreiz, die Kosten zu unterschreiten; außerdem geht der Zusammenhang zwischen den Kosten und den zu erbringenden Leistungen (z. B. gereinigte Flächen in m², erstellte Rechnungen) der Abteilung verloren. Daher wird das Costcenter immer auch eine Leistungsvorgabe (z. B.: Kosten in Euro je gereinigten m²) benötigen. Es kann eine dann bestimmte Leistungsmenge zu minimalen Kosten erstellt werden.
Um diese Nachteile zu vermeiden, werden Organisationseinheiten, welche die marktfähigen Leistungen (Kostenträger/Produkte) erbringen, als geschlossene Einheit zusammengefasst, die nur über eine Ergebnissteuerung geführt werden. Dies ist das „Profit-Center-Prinzip“. Der Leiter eines Profitcenters ist der Geschäftsführung nur noch hinsichtlich des erwirtschafteten Ergebnisses verantwortlich. Hierdurch wird wieder ein Zusammenhang zwischen den Kosten und der Leistung hergestellt. Ein echtes Profit-Center hat eine eigene Beschaffungs- und Produktions- sowie eine eigene Verkaufs- bzw. Vertriebsorganisation.
Das angestrebte Ergebnis wird im Wege der Zielvorgabe oder der Zielvereinbarung (dieses Instrument ist verankert im Führungsprinzip Management by Objectives) festgeschrieben. Der Gewinn, sprich „Profit“, ist der Saldo von „Leistungen - Kosten“ bzw. „Umsatz - Kosten“. Als Zielgröße eines Profit-Center bieten sich jedoch der Deckungsbeitrag (Erlöse minus variable kosten) nach Abzug der fixen Einzelkosten an.