Kursangebot | Kosten- und Leistungsrechnung | BAB – Aufbau und Beispiele

Kosten- und Leistungsrechnung

BAB – Aufbau und Beispiele

Das Stufenleiterverfahren ist ein weiteres Verfahren, das im Rahmen der Kostenstellenrechnung angewendet wird. Ziel des Verfahrens ist es, die sich aus dem Betriebsabrechnungsbogen ergebenden Vorkostenstellen auf die Endkostenstellen weiter zu verrechnen. Dies ergibt sich aus der Tatsache, dass bestimmte Leistungen eines Betriebsbereiches an anderer Stelle verbraucht werden können. 

Bei der Anwendung des Stufenleiterverfahrens beginnt man mit der Hilfskostenstelle, die die wenigsten Leistungen von anderen Hilfskostenstellen empfängt. Dann legt man ihre primären Kosten entsprechend der Leistungsabgabe auf die anderen Kostenstellen um. So verfährt man schrittweise auch mit den folgenden Kostenstellen. Das macht man solange, bis sämtliche Posten der Hilfskostenstellen durch Verrechnung aufgelöst wurden. Das folgende Beispiel dient der Verdeutlichung:

Beispiel

Hier klicken zum AusklappenDie Schumann-AG verfügt insgesamt über sechs Kostenstellen, denen die folgenden primären Gemeinkosten anzulasten sind und die die folgende Leistungsverflechtung aufweisen. Die angegebenen Mengeneinheiten sind Kubikmeter beim Wasser, Kilowattstunden beim Strom und geleistete Stunden in der Dienstleistungsstelle.
Empfangende KostenstellenPrimäre Gemeinkosten (€)
Leistende Stelle
StromWasserDienstleistungen
Strom4.000------
Wasser3.900200----
Dienstleistungen5.000200500--
Material2.000600600800
Fertigung1.000600700900
Verwaltung2.000400350100

Außerdem sei bekannt, dass Materialeinzelkosten von insgesamt 27.600 € anfallen. In der Fertigungsstelle liegen die Fertigungseinzelkosten bei insgesamt 3.225 €.

a) Was sind die Hilfskostenstellen, welche sind Hauptkostenstellen?

b) Errechne die innerbetrieblichen Verrechnungspreise.

c) Erstelle den Betriebsabrechnungsbogen.

d) Was sind die Zuschlagssätze der Hauptkostenstellen?

Vertiefung

Hier klicken zum Ausklappen
Lösung zu a) und b)


a) Jene Kostenstellen sind Hilfskostenstellen, die auch an andere Kostenstellen weiterverrechnen. Hier also Strom, Wasser und Dienstleistungen. Die anderen Kostenstellen geben keine Leistungseinheiten ab, sie erhalten diese lediglich. Deswegen sind Material, Fertigung und Verwaltung die Hauptkostenstellen.

b) Man erhält exakte Verrechnungspreise nach dem mathematischen Verfahren und – weil keine Rückverflechtungen existieren – auch nach dem Stufenleiterverfahren, welches wir im vorliegenden Fall benutzen.

Zuerst wird die Stromstelle abgerechnet, dann die Wasser- und schließlich die Dienstleistungsstelle. Zunächst sind die Summen auszurechnen, damit man die insgesamt erstellten Leistungseinheiten kennt:

Berechnung der Bezugsgrößen der Hilfskostenstellen

Empfangende KostenstellenPrimäre Gemeinkosten (€)
Leistende Stelle
StromWasserDienstleistungen
Strom4.000------
Wasser3.900200----
Dienstleistungen5.000200500--
Material2.000600600800
Fertigung1.000600700900
Verwaltung2.000400350100
Summen2.000 Kwh2.150 cbm1.800 h

Tab. 25: Berechnung der Bezugsgrößen der Hilfskostenstellen.

Berechnung der Verrechnungspreise der Hilfskostenstellen nach dem Stufenleiterverfahren

Hiernach rechnet man nach dem Stufenleiterverfahren die Verrechnungspreise der Hilfskostenstellen aus:
$$\ q_1 = \frac{4.000\ €}{2.000\ Kwh} = 2\ \frac{€}{Kwh} $$

Der Verrechnungspreis der Wasserstelle ist:
$$\ q_2 = {3.900\ € + 200 \cdot 2 \over 2.150\ cbm} = 2\ {€ \over cbm} $$
Man beachte, dass man hier keine Leistungseinheiten im Nenner abziehen muss, denn die Wasserstelle hat an die Stromstelle keine Einheiten geliefert.

Der Preis der Dienstleistungsstelle lautet schließlich:
$$\ q_3 = {5.000\ € + 200 \cdot 2 + 500 \cdot 2 \over 1.800\ h} $$
$$\ = {5.000\ € + 300 + 1.000 \over 1.800\ h} $$
$$\ = 3,56\ {€ \over h} $$
Da die Dienstleistungsstelle nur erhalten und nichts an andere Hilfskostenstellen geliefert hat, muss im Nenner wieder nichts von der Gesamtzahl (1.800 h) abgezogen werden, wie sonst beim Stufenleiterverfahren verlangt.

Auf Grundlage der zuvor berechneten Daten lässt sich der Betriebsabrechnungsbogen (BAB) aufstellen und folglich Aufgabenteil c) lösen.

Zunächst seine Struktur:

 

 HilfskostenstellenHauptkostenstellen
PositionenStromWasserDienstleistungenMaterialFertigungVerwaltung
Gemeinkosten4.0003.9005.0002.0001.0002.000
verrechnete Kosten Strom      
verrechnete Kosten Wasser      
verrechnete Kosten Dienstleistungen      
Summe aus primären und sekundären Gemeinkosten      
Bemessungsbasis      
Zuschlagssatz      

Tab. 26: Grundstruktur eines Betriebsabrechnungsbogens.

c) Beispiel und Berechnung

Man schreibt also zunächst die primären Gemeinkosten in die oberste Zeile. Danach verrechnen die Hilfskostenstellen ihre Kosten weiter auf andere Hilfs- und die Hauptkostenstellen. Hierzu hatte man die Verrechnungspreise ausgerechnet. So bezahlt z.B. die Wasserstelle an die Stromstelle 400 € für die beanspruchten 200 kWh à $ 2 \frac{€}{kWh} $. Genauso schuldet die Fertigungsstelle der Wasserstelle 1.400 € für die beanspruchten 700 cbm zu einem Preis von $\ 2\ {€ \over cbm} $.

Merke

Hier klicken zum AusklappenEs werden also jeweils die beanspruchten Mengeneinheiten mit dem ausgerechneten innerbetrieblichen Verrechnungspreis multipliziert.

Man erhält den folgenden BAB. Die fettgedruckten Zahlen zeigen an, dass die Hilfskostenstellenstellen ihre jeweiligen Kosten (primär als auch sekundär) weiterverrechnen.

  Hilfskostenstellen Hauptkostenstellen
Positionen Strom Wasser Dienstleistungen Material Fertigung Verwaltung
Gemeinkosten4.0003.9005.0002.0001.0002.000

verrechnete Kosten Strom
$\ \hookrightarrow $
- 4.000

400

400

1.200

1.200

800

verrechnete Kosten Wasser
 $\ \hookrightarrow $
- 4.300

1.000

1.200

1.400

700

verrechnete Kosten Dienstleistungen
  $\ \hookrightarrow $
- 6.400

2.845

3.200

355
primäre + sekundäre Gemeinkosten
   7.245 6.8003.855

Tab. 27: Schlüsselung der sekundären Gemeinkosten.

Die Hauptkostenstellen errechnen alsdann die Summe ihrer primären und sekundären Gemeinkosten. Schließlich sind diese Summen auf die jeweiligen Bemessungsgrundlagen zu beziehen. So entfallen in der Materialstelle 7.245 € Materialgemeinkosten auf 27.600 € Materialeinzelkosten. Der zugehörige Zuschlagsatz für die Materialkosten und somit Aufgabenteil d) wird nun im Folgenden erklärt.

d) Berechnung des Zuschlagssatzes

$$\ ZS_{Materialkosten} = {Materialgemeinkosten \over Materialeinzelkosten} $$ $$\ = {7.245\ € \over 27.600\ €} $$ $$\ = 26,25 \% $$ Genauso entfallen in der Fertigungsstelle Gemeinkosten von 6.800 € auf 3.225 € Fertigungseinzelkosten, dies ergibt einen Zuschlagsatz von $\ ZS_{FK} = {6.800\ € \over 3.225\ €} = 210,85 \% $. Bei der Bemessungsgrundlage für die Verwaltungsstelle ist in der Aufgabenstellung bewusst nichts angegeben gewesen, weil man sich diese selbst klar machen muss.

Expertentipp

Hier klicken zum AusklappenDie Verwaltungskosten und auch die Vertriebskosten bezieht man meistens auf die Herstellkosten insgesamt. Diese erhält man hier, indem man die gesamten Gemeinkosten der Material- und der Fertigungsstelle zzgl. der Materialeinzel- als auch der Fertigungseinzelkosten errechnet.

Man erhält hier Herstellkosten in Höhe von $$\ HK = MEK + MGK + FEK + FGK = 7.245\ € + 6.800\ € + 27.600\ € + 3.225\ € = 44.870\ € $$.

Damit lautet der Zuschlagsatz für die Verwaltungskosten:
$$\ ZS_{Verwaltung} = {Gemeinkosten\ Verwaltung \over Herstellkosten} $$ $$\ = {3.855\ € \over 44.870\ €} $$ $$\ = 8,59 \% $$ Also schreibt man auch den Rest hin und erhält:

  Hilfskostenstellen Hauptkostenstellen
Positionen Strom Wasser Dienstleistungen Material Fertigung Verwaltung
Gemeinkosten4.0003.9005.0002.0001.0002.000

verrechnete Kosten Strom
$\ \hookrightarrow $
- 4.000

400

400

1.200

1.200

800

verrechnete Kosten Wasser
 $\ \hookrightarrow $
- 4.300

1.000

1.200

1.400

700

verrechnete Kosten Dienstleistungen
  $\ \hookrightarrow $
- 6.400

2.845

3.200

355
primäre + sekundäre Gemeinkosten   7.245 6.8003.855
Bemessungsbasis   27.600 € MEK3.225 € FEK44.870 €
Zuschlagssatz   26,25%210,85%8,59 %

Tab. 28: Errechnung der Zuschlagssätze.