Inhaltsverzeichnis
- 01. Welche Beschaffungsinstrumente kommen für Ausbildungsplatzbewerber infrage?
- 02. Welche Inhalte sollte ein Ausbildungsmarketing haben?
- 03. Was sind Einstiegsqualifizierungen und welche Regelungen gelten?
- 04. Welche Auswahlverfahren sind bei potenziellen Auszubildenden zielgruppenspezifisch geeignet?
- 05. Wie sind Einstellungsgespräche mit Ausbildungsplatzbewerbern zu führen?
01. Welche Beschaffungsinstrumente kommen für Ausbildungsplatzbewerber infrage?
Viele Unternehmen haben immer häufiger Probleme, Auszubildende zu gewinnen. Die bekannten Instrumente wie Anzeige in der Zeitung/im Internet, Teilnahme an Job- und Bildungsmessen usw. greifen nicht mehr wie bisher. Daher einige zusätzliche Beispiele zur Gewinnung potenzieller Auszubildender:
Kontakt zur Kammer und zu Schulen halten
Einsatz unternehmenseigener Medien (Zeitung, Internet, Intranet; spezieller Blog für Azubis)
Nutzen eigener Azubis als Multiplikatoren
durch Praktika/Ferienjobs Interesse wecken
Betriebsbesichtigungen für Schulen und Tage der Offenen Tür anbieten
Teilnahme berufsvorbereitender Bildungsmaßnahmen, die gefördert werden (JobStarter)
Beachtung, dass Eltern und Lehrer einen großen Einfluss auf die Entscheidung für den Ausbildungsplatz haben
Qualifizierungsmaßnahmen zum Berufseinstieg anbieten
Auszubildende gewinnen durch Kooperation mit anderen Betrieben
potenzielle Auszubildende gewinnen im Rahmen der Einstiegsqualifizierung (Langzeitpraktikum)
Leitfaden des BMWi: „Europäische Jugendliche ausbilden“.
Hinweis
Weitere Informationen zu dem Thema finden Sie in den folgenden Kapiteln: Personalauswahl, Einstellen von Mitarbeitern, Beendigung von Arbeits- und Ausbildungsverhältnissen.
02. Welche Inhalte sollte ein Ausbildungsmarketing haben?
Potenzielle Auszubildende haben meist keine oder wenig Erfahrung über den Betrieb oder den Ausbildungsplatz. Sie sollten daher umfassend informiert werden über:
den Betrieb, die Produkte
die Ausbildungsberufe und die damit verbundenen Tätigkeiten
den konkreten Arbeitalltag
das Betriebsklima
die Eignungsvoraussetzungen
die Übernahmewahrscheinlichkeit und betriebliche Entwicklungsmöglichkeiten.
03. Was sind Einstiegsqualifizierungen und welche Regelungen gelten?
Die betriebliche Einstiegsqualifizierung (EQ) wurde im Rahmen des Ausbildungspaktes 2004 entwickelt. Sie ist ein Langzeitpraktikum (berufsvorbereitende Maßnahme) und soll als Türöffner (Brücke) in eine betriebliche Ausbildung dienen für Jugendliche, die keinen Ausbildungsplatz finden.
Der Teilnehmer sammelt während des halben oder ganzen Jahres Praxiserfahrung. Im Idealfall erhält er danach einen Ausbildungsplatz.
Die EQ sollte dem Berufsbild des zukünftigen Ausbildungsberufes entsprechen (Verkäufer → EQ im Bereich Handel).
Beispiel
EQ:
Auftragsbearbeitung im Großhandel
Gastgewerbe/z. B. Housekeeping, Service, Speisenvorbereitung
Gütertransportbegleitung
Handel/Verkaufsvorbereitung
Wirtschaft und Verwaltung/Büroassistenz.
Die Teilnehmer müssen bestimmte Voraussetzungen erfüllen (z. B. bei der Arbeitsagentur gemeldet, noch keine Berufsausbildung abgeschlossen, unter 25 Jahre alt).
Je nach Alter des Teilnehmers und Bundesland (landesspezifisch unterschiedlich) muss die Berufsschule besucht werden. Es ist Aufgabe des Arbeitgebers zu klären, ob der EQ-Teilnehmer berufsschulpflichtig ist und ihn gegebenenfalls bei der Berufsschule anzumelden.
Bei einer Übernahme in ein Ausbildungsverhältnis kann der Betrieb die Zeiten der Einstiegsqualifizierung auf die Ausbildungszeit anrechnen (gesetzlich nicht zwingend).
Vergütung: Bei einer EQ erhält der Teilnehmer eine Vergütung bis zu einer Höhe von 231 € pro Monat von der BA. Der Betrieb kann freiwillig eine höhere Vergütung zahlen. In manchen Tarifverträgen ist eine höhere Vergütung für die EQ festgelegt. Der Betrieb zahlt 108 € Sozialversicherungsbeiträge.
Das EQJ (Einstiegsqualifizierungsjahr) beginnt in der Regel am 01.10. d. J. – also etwas später als eine reguläre Berufsausbildung.
Der EQJ-Vertrag muss bei der zuständigen Stelle (z. B. IHK) gemeldet werden. Es finden die Regeln des Arbeitsrechts Anwendung.
Am Ende der EQ besteht Anspruch auf ein betriebliches EQ-Zeugnis. Die IHK vergibt ein Zertifikat, das den Übergang in eine spätere Ausbildung erleichtert.
Die Ausbildungszeit kann um bis zu sechs Monate verkürzt werden.
04. Welche Auswahlverfahren sind bei potenziellen Auszubildenden zielgruppenspezifisch geeignet?
Bei der Auswahl von Bewerbern für freie Ausbildungsplätze versagen i. d. R. die üblichen Auswahlverfahren (Bewerbungsschreiben, Gespräch). Die Gründe sind in folgenden Aspekten zu sehen, z. B.:
Der Bewerber hat i. d. R. keine Berufserfahrung, sodass ein bestimmtes Leistungsverhalten nicht daraus abgeleitet werden kann.
Es gibt keine Arbeitszeugnisse, die bei der Auswahl herangezogen werden können.
Die Auswahl anhand von Schulzeugnissen ist zwar möglich, lässt jedoch Zweifel an ihrer Eignung.
Um dieses Dilemma zu überwinden, gehen viele Betriebe mittlerweile dreistufig vor:
Vorauswahl anhand der Bewerbungsunterlagen, z. B.
Anschreiben, z. B.:
ohne Rechtsschreibfehler, Begründung für das Berufsbild, Fähigkeiten für das Berufsbild nach eigener EinschätzungLebenslauf, z. B.:
logisch aufgebaut, klar, mit allen Anlagen, UnterschriftSchulzeugnisse, z. B.:
Notendurchschnitt, Schwerpunkte, Interessen.
Die Vorauswahl berücksichtigt die vorgelegten Bewerbungsunterlagen und die Zeugnisnoten.
Nach erfolgreicher Vorauswahl erfolgt die Einladung zu einem teilweise mehrstündigen Eignungstest (stichprobenartige Feststellung der Leistungen und Fähigkeiten in Bezug auf das Anforderungsprofil):
Hier stehen entweder vor Ort oder auch Online (vorher) folgende Themen im Mittelpunkt (je nach Betrieb oder Berufsbild), z. B.:
Mathematik, Rechnen
Englisch
Politik
Orthografie (Rechtschreibung) und Interpunktionskenntnisse
sprachliches Verständnis und Ausdruck
aktives Zuhören
Auffassen und Lernen
Logik und Genauigkeit
Arbeitstempo
Texte fehlerfrei formulieren
räumliches Denken
Wirtschaftskenntnisse.
Mitunter werden die Eignungstests durch eine Gruppendiskussion (kontroverse Standpunkte) oder ein Referat (z. B. Planen einer Klassenfahrt) abgerundet.
Danach erfolgt ein Einzelgespräch (mitunter auch Gruppengespräch). Neben Fragen zum Lebenslauf, zur persönlichen Situation des Bewerbers wird hier auf folgende Aspekte geachtet, z. B.:
saubere und ordentliche Kleidung (kein Lieblings-Schlabber-Shirt)
gepflegtes Erscheinungsbild
Vorbereitung (potenzieller Arbeitgeber, Ausbildungsberuf, Zeitung lesen)
Reflexion: Stärken und Schwächen des Bewerbers
Praktika und Neigungen „zur Hand“
gute Umgangsformen
pünktlich (nicht zu früh und nicht zu spät)
Vorstellung mit Namen
Augenkontakt
Gesprächspartner/in ausreden lassen.
05. Wie sind Einstellungsgespräche mit Ausbildungsplatzbewerbern zu führen?
Bitte beachten Sie, dass die grundsätzlichen Aspekte der Personalauswahl, in angepasster Form auch hier gelten.
Ziel der Vorstellungsgespräche ist es, zusätzliche Informationen zur beruflichen Eignung und einen Eindruck über Persönlichkeit, Motivation und Verhaltensweisen der Bewerberinnen und Bewerber zu erhalten.
Weitere interessante Inhalte zum Thema
-
Regelungen für den Betrieb von Einrichtungen und deren Leistungsbereiche erläutern
Vielleicht ist für Sie auch das Thema Regelungen für den Betrieb von Einrichtungen und deren Leistungsbereiche erläutern (Erläutern rechtlicher und institutioneller Rahmenbedingungen von Einrichtungen im Gesundheits- und Sozialwesen) aus unserem Online-Kurs Planen, steuern und organisieren betrieblicher Prozesse interessant.