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Montagetechnik - Analysieren von Montageaufträgen unter Beachtung der terminlichen Vorgaben

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Montagetechnik

Analysieren von Montageaufträgen unter Beachtung der terminlichen Vorgaben

Inhaltsverzeichnis

01. Was sind Konstruktionsunterlagen?

Konstruktionsunterlagen dokumentieren ein Erzeugnis in allen seinen Einzelteilen und Gruppen auf einer technischen Basis. Sie bilden die Grundlage zur Herstellung des Erzeugnisses, zur Definition der zu erreichenden Qualitätsziele für dieses Erzeugnis und zur Realisierung der vereinbarten Kundenforderungen. In einigen Branchen (z. B. Fahrzeugbranche) ist es üblich, dass Konstruktionsunterlagen wie Lastenhefte und Zeichnungen vom Kunden bestätigt und freigegeben werden müssen, ehe danach gefertigt werden darf.

 

02. Welche Konstruktionsunterlagen gibt es?

  • Lastenheft:

    Es beinhaltet mindestens die zu erreichenden technischen und funktionellen Parameter eines Produktes, spezielle Kundenforderungen und Aussagen über Ersatzteil- und Servicepflicht.

  • Gesamtzeichnung:

    Sie stellt das Produkt in zusammengebautem Zustand dar. Sie dient als Fertigungsunterlage für die Endmontage und enthält alle für den Zusammenbau relevanten Informationen und Daten.

  • Baugruppenzeichnung:

    Sie stellt eine Baugruppe in zusammengebautem Zustand dar. Sie dient als Fertigungsunterlage für die Endmontage und enthält alle für den Zusammenbau relevanten Informationen und Daten.

  • Funktionsgruppenzeichnung:

    Sie stellt das Zusammenwirken funktionell zusammengehöriger Teile und Baugruppen dar.

  • Einzelteilzeichnung:

    Sie stellt ein Einzelteil in der jeweiligen technologischen Bearbeitungsstufe dar. Sie dient als Fertigungsunterlage und enthält alle für die betreffende Bearbeitungsstufe relevanten Informationen und Daten.

  • Stromlaufplan:

    Er ist die nach Stromkreisen aufgelöste schematische Darstellung der Schaltung nach dem Übersichtsprinzip. Er dient zur Erkennung der Schaltfolge, zum Verfolgen der einzelnen Stromwege bei der Störungssuche. Die räumliche Lage der Bauelemente und der mechanische Aufbau werden nicht berücksichtigt.

  • Bauschaltplan:

    Er ist die Unterlage für die Herstellung der Leitungsführung. Es werden der Leitungsverlauf und die Bauelemente in ihrer wirklichen Anordnung und Form, einschließlich sämtlicher Anschlussstellen, dargestellt. Er dient ebenfalls zur Störungssuche.

  • Stückliste:

    Sie ist die vollständige Aufzählung der auf der zugehörigen Zeichnung dargestellten Teile und Baugruppen mit ihrer Häufigkeit (Anzahl), einschließlich der Hilfsstoffe und -materialien.

  • Aufbauübersicht, Auflösungs-/Gliederungsübersicht (Stammbaum)

    Dies sind bei Darstellung nach DIN EN 82045-1 grafische Übersichten über die Aufgliederung einer Baugruppe oder eines Erzeugnisses.

 

03. Welche Konstruktionsunterlagen sind für die Montage relevant?

Die für den Montageprozess erforderlichen konstruktiven Unterlagen sind die Gesamtzeichnung, die Baugruppenzeichnungen sowie die jeweiligen, dazugehörigen Stücklisten. Entsprechend DIN 199 sind Gesamtzeichnungen alle Zeichnungen, die eine Anlage, ein Bauwerk, eine Maschine, ein Gerät oder eine Baugruppe in zusammengebautem Zustand zeigen. Der Aufbau und die Funktion des dargestellten Erzeugnisses sowie das Zusammenwirken der Bauteile und die Art ihrer Verbindung sind daraus ersichtlich.

 

04. Was ist unter einer montagegerechten, technischen Zeichnung zu verstehen?

Für die Erstellung einer technischen Zeichnung für die Fertigung gelten folgende Grundsätze:

  1. Die Zeichnung muss eine eindeutige Interpretation der damit zu realisierenden Arbeitsaufgabe gewährleisten.

  2. Die Zeichnungsdarstellungen und Ansichten sind zweckdienlich zu erstellen und übersichtlich anzuordnen.

  3. Es müssen alle für die Realisierung der Arbeitsaufgabe erforderlichen Maße und Daten auf der Zeichnung vorhanden und erkennbar sein.

  4. Die Art der Bemaßung und die Darstellungen sollen weitestgehend dem technologisch möglichen Ablauf entsprechen.

  5. Fertigungsfremde Angaben sowie Kundendaten, die für die jeweilige technologische Aufgabe keine Bedeutung haben, sind auf der Zeichnung weitestgehend zu vermeiden.

  6. Die Teilebenennung und Positionsangaben auf Montagezeichnungen müssen der zugehörigen Stückliste entsprechen.

  7. Die für die Fertigung bestimmten Zeichnungen sollten den DIN-Formaten entsprechen. Größere als DIN A0 vorgesehene Sonderformate sind am Arbeitsplatz kaum oder nicht handhabbar. Damit wird gegen die Qualitätsregel verstoßen, dass die Zeichnung (die im Allgemeinen größere Montagezeichnung) bei Montageprozessen als Arbeitsgrundlage für den Monteur geöffnet am Montageplatz zur Verfügung zu stehen hat.

  8. Die Darstellungen sind gegebenenfalls auf mehrere Blätter zu verteilen. Eine Darstellung von der „Rolle“ mit teilweise mehreren Metern Zeichnungslänge (siehe Foto, unten) ist für den Fertigungsprozess ungeeignet.

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05. Welcher Zusammenhang besteht zwischen einer montagegerechten Zeichnung und einem effektiven Montageablauf?

Es gehört zur Vorbereitung eines Montageauftrages, dass sich der Monteur mit der Arbeitsaufgabe vertraut macht und die betreffende Zeichnung und Stückliste durcharbeitet. Werden die oben genannten Grundsätze ganz oder teilweise vernachlässigt, ergeben sich daraus negative Folgen:

  1. Verlängerung der Vorbereitungszeit:

    • Eine unübersichtliche Zeichnung führt zu einer Verlängerung der Vorbereitungszeit, da das Wesentliche der anstehenden Aufgabe daraus nicht zu erkennen ist.

    • Unklare oder fehlende Darstellungen führen ebenfalls zu einer Verlängerung der Vorbereitungszeit durch Rückfragen beim Vorgesetzten oder beim Konstrukteur.

  2. Unterbrechungen im Montageablauf:

    Eine unübersichtliche Zeichnung mit unklaren oder fehlende Darstellungen führt zu einem stockenden Montageablauf durch Unterbrechungen zum wiederholten Zeichnungslesen.

  3. Fehler in der Montage:

    Die Nicht-Übereinstimmung der Zeichnung mit der Stückliste, uneindeutigen Zeichnungsangaben oder Darstellungen führt zur Montage falscher Teile mit aufwändiger Fehlerbeseitigung.

Letztendlich können technische Zeichnungen, bei denen die Gestaltungsgrundsätze verletzt wurden, zu höheren Fertigungs- und Fehlerkosten, zur Kapazitätsverringerung, zu Montagefehlern sowie zur Verlängerung der Montage- und Durchlaufzeiten führen.

 

06. Was ist eine Stückliste?

Die Stückliste beinhaltet wesentliche Informationen über die in der zugehörigen Zeichnung dargestellten Gegenstände, wie z. B. Eigenfertigungsteile, Normteile, Kaufteile und Materialien.

Die DIN 199 definiert die Stückliste als Verzeichnis, das sich auf die Menge 1 eines Gegenstandes bezieht. Es ist eine für den jeweiligen Zweck vollständige formale Auflistung der Bestandteile eines Gegenstandes, die alle zugehörigen Gegenstände mit mindestens der Angabe der Benennung, der Nummerierung, der Menge und der Mengeneinheit enthält.

Der Begriff Stückliste ist hauptsächlich in der Metallverarbeitung gebräuchlich. In anderen Branchen werden für solche Verzeichnisse teilweise unterschiedliche Begriffe verwendet:

► Rezeptur: → Chemie- und Lebensmittelbranche

► Materialliste: → Baubranche

► Holzliste: → Holzverarbeitung

► Gattierungsliste: → Gießereibranche 

07. Für welche Funktionsbereiche sind Stücklisten eine wesentliche Arbeitsgrundlage?

Da technische Zeichnungen auch für andere betriebliche Funktionsbereiche nicht alle erforderlichen Informationen enthalten, bilden Stücklisten, außer für den Montageprozess, die Grundlage für weitere betriebliche Abläufe, z. B.: Bedarfsplanung, Materialbeschaffung und -bereitstellung, Kostenrechnung, Lagerhaltung, Ersatzteilmanagement, Arbeits- und Kapazitätsplanung.

 

08. Welche Bestandteile enthält die Grundform einer Stückliste?

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09. Nach welchen Merkmalen werden Stücklisten unterschieden?

Stücklisten lassen sich grundsätzlich unterscheiden hinsichtlich

  • des Inhalts

  • des (Erzeugnis-)Aufbaus

  • der betrieblichen Anwendung.

 

10. Welche aufbaubezogenen Stücklisten gibt es?

  • Strukturstückliste:

    Auch unter der Bezeichnung mehrstufige Stückliste bekannt; enthält sie Baugruppen und Teile aller niedrigeren Ebenen eines Erzeugnisses in strukturierter Form. Dabei wird jede Gruppe wiederum bis zu ihrer niedrigsten Stufe aufgelöst. Sind diese Stücklisten in einem Datenverarbeitungssystem hinterlegt, lassen sie sich auch nur bis zur gewünschten Gliederungsebene darstellen.

    Beispiel

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    Auszug aus der Strukturstückliste einer Handbohrmaschine

    Anzahl
    (Stück)
    BenennungZeichnungsnummerTeilestatus
    1Handbohrmaschine12.00.00.00.00-00Eigenfertigungsteil
    1 Gehäuseschale rechts12.00.00.00.01-01Kaufteil
    1Eigenfertigungsteil12.00.00.00.02-00Kaufteil
    4Torxschrauben M4x1512.00.00.00.03-00Normteil
    1Elektromotor12.01.00.00.00-03Eigenfertigungsteil
    1 Motorgehäuse12.01.00.00.01-00Eigenfertigungsteil
    2Ankerwellenlager12.01.00.00.02-00Kaufteil
    1Ankerwelle kpl.12.01.01.00.00-08Eigenfertigungsteil
    1 Ankerwelle12.01.01.00.01-01Eigenfertigungsteil
    1Anker kpl.12.01.01.00.02-07Kaufteil
  • Mengenübersichtsstückliste:

    In der DIN 199 wird die Mengenübersichtsstückliste als eine Stücklistenform definiert, „in der für einen Gegenstand alle Teile nur einmal mit Angabe ihrer Gesamtmenge aufgeführt sind.“ Sie enthält keine Gliederungs- bzw. Auflösungsstufen. Die Anwendung beschränkt sich auf Erzeugnisse mit geringem Teileumfang oder einfacher Gliederung.

  • Baukastenstückliste:

    Sie enthält als einstufige Stückliste nur die Baugruppen und Einzelteile der nächst tieferen Ebene, die direkt für die Montage der jeweiligen Baugruppe oder des Erzeugnisses erforderlich sind. Eine Erzeugnisstruktur lässt sich aus der Baukastenstückliste nicht ableiten.

  • Variantenstückliste:

    Sie entspricht einer Strukturstückliste und zählt zu den kompliziertesten Stücklisten. Sie enthält alle Baugruppen und Teile aller Varianten eines Erzeugnisses. Deshalb steht für Variantenstückliste häufig auch der Begriff Maximalstückliste. Um die mögliche Variantenvielfalt eines Erzeugnisses im Herstellungsprozess und insbesondere in der Montage beherrschbar zu gestalten, werden feste Varianten definiert. Vergleichbar mit den Ausstattungspaketen der Autohersteller werden hierfür die Marktanforderungen zu Grunde gelegt.

 

11. Welche anwendungsbezogenen Stücklisten gibt es?

  • Konstruktionsstückliste:

    DIN 199 definiert sie als eine im Konstruktionsbereich im Zusammenhang mit den zugehörigen Zeichnungen erstellte Stückliste. Sie ist auftragsunabhängig.

  • Fertigungsstückliste:

    Ist nach DIN 199 „eine Stückliste, die in ihrem Aufbau und Inhalt Gesichtpunkten der Fertigung Rechnung trägt“. Sie entspricht der einstufigen Stückliste. „Sie dient als Unterlage für die organisatorische Vorbereitung, Abwicklung und Abrechnung der Fertigung eines Erzeugnisses“ (DIN 6789). Sie ist inhaltlich ergänzt mit den für die Fertigung technologisch bedingten, erforderlichen Hilfsstoffen und Materialien, die nicht zur Konstruktion gehören und keinen konstruktiven oder funktionellen Einfluss auf das Erzeugnis haben. Sie werden nicht mit dem Erzeugnis „verkauft“.

  • Einkaufsstückliste:

    Sie entspricht der Fremdbedarfsstückliste und enthält alle für das betreffende Erzeugnis erforderlichen Einkaufsteile und Materialien. Sie ist somit eine Arbeitsgrundlage für die Einkaufsabteilung.

  • Terminstückliste:

    Aus ihr wird ersichtlich, zu welchen Terminen welche Teile und Materialien in welcher Menge erzeugnisbezogen beschafft werden müssen.

  • Teilebereitstellungsliste:

    Ihre Anwendung liegt hauptsächlich im Lagerwesen. Sie regelt die terminliche Teilebereitstellung hinsichtlich Menge, Reihenfolge und Bereitstellungsort.

  • Teileverwendungsnachweis:

    Er gibt Informationen darüber, welche Baugruppen und Einzelteile in welchen Produkten und Baugruppen mit welcher Anzahl verwendet werden.

 

12. Welche Darstellungsform hat eine Stückliste?

Stücklisten werden in Tabellenform dargestellt. Die Art der Tabelle ist abhängig von der Art der Stückliste und von üblichen betrieblichen Gegebenheiten.

 

13. Warum bilden Montagezeichnung und Stückliste eine untrennbare Einheit?

Die Stückliste ist grundsätzlich ein Bestandteil der Gesamt- und Baugruppenzeichnungen. Sie kann direkt auf der Zeichnung dargestellt werden oder als getrennte Stückliste (als separates, zur Zeichnung gehörendes Dokument) ausgegeben werden. Letzteres ist in Unternehmen mit umfassender Datenverarbeitung die übliche Praxis.

 

14. Was ist ein Zeichnungs- und Stücklistensatz?

Das Konstruktionsergebnis kann nur durch eine komplette, durchgängige Dokumentation eindeutig dargestellt werden. Dazu gehört auch ein vollständiger Zeichnungs- und Stücklistensatz. Er ist die Gesamtheit aller zur Herstellung eines Erzeugnisses notwendigen Zeichnungen und Stücklisten.

 

15. Wodurch ist der Zeichnungs- und Stücklistensatz gekennzeichnet?

Der Zeichnungs- und Stücklistensatz kennzeichnet das Ergebnis der Erzeugnisgliederung. Nach DIN 6789 soll der „Aufbau des Zeichnungs- und Stücklistensatzes dem Zusammenbaufluss entsprechen, d. h. die montageorientierte Produktstruktur abbilden“. Durch diese fertigungsgerechte Gliederung des Zeichnungs- und Stücklistensatzes werden aufwändige Umstrukturierungen des Erzeugnisses, z. B. bei Änderungen, vermieden. Die tangierenden betrieblichen Prozesse, z. B. der Arbeitsvorbereitung, -durchführung, der Arbeitsleistungsabrechnung und der Kalkulation, werden dadurch vereinfacht.

 

16. Welche Tätigkeitsgruppen werden nach DIN 8593 für die Montage unterschieden?

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17. Wozu ist die Analyse von Montageaufträgen erforderlich?

Neben der montagegerechten Erzeugnisgestaltung gilt es, auch die Montageprozesse, die einzelnen Arbeitsabläufe und die Arbeitssysteme optimal zu gestalten. Dazu erfordert es deren Analyse und Bewertung, um mögliche Rationalisierungsansätze zu erkennen.

 

18. Welche Ziele und Aufgaben hat die Analyse von Montageaufträgen?

  • Ziele:

    • Erkennung von Schwachstellen des Montageprozesses

    • optimale Gestaltung der Arbeitsabläufe

    • Erhöhung der Wirtschaftlichkeit der Montage.

  • Aufgaben:

    • Erfassung des Ist-Zustandes

    • Ursachenanalyse

    • Erarbeitung von Lösungsansätzen für die Optimierung

    • Analyse des verbesserten Prozesses (Ergebniskontrolle).

 

19. Welche Analysemethoden sind für den Montageprozess besonders geeignet?

  • Befragung und Selbstaufschreibung

  • Multimomentaufnahme

  • Wiederholmontage

  • Ablaufanalysen

  • Primär-Sekundär-Analyse.

 

20. Wie sinnvoll ist eine Befragung oder Selbstaufschreibung?

Durch entsprechende Befragungstechniken lassen sich die Erfahrungen und Erkenntnisse, die die Monteure oder Meister in ihrer täglichen Arbeit machen, auf einfache Art und Weise erfassen. Häufig werden durch die Mitarbeiter für die in diesem Zusammenhang dargestellten Probleme schon Lösungsansätze benannt.

Bei der Selbstaufschreibung geht es hauptsächlich um eine einfache Art der Datenerfassung. Sie kann sich auf den Mitarbeiter, die Arbeitsabläufe, die Arbeitsmittel oder den Arbeitsgegenstand beziehen.

Aufzuschreibende Daten sind zum Beispiel:

  • Ist-Zeiten

  • Ausfallzeiten

  • Störungen

  • Auftragsbeginn und -ende

  • Stückzahlen pro Zeiteinheit.

 

21. Wann ist eine Multimomentaufnahme angebracht?

Nach REFA besteht eine Multimomentaufnahme „in dem Erfassen der Häufigkeit zuvor festgelegter Ablaufarten an einem oder mehreren gleichartigen Arbeitssystemen mithilfe stichprobenmäßig durchgeführter Kurzzeitbetrachtungen“.

Für den Montageablauf ist das die zweckmäßige Ermittlung von Anteilen bestimmter, einzelner Montageabläufe oder Zeitarten am Gesamtmontageablauf. Rationalisierungsschwerpunkte lassen sich durch diese Methode rangfolgeartig ableiten.

 

22. Ist eine Wiederholmontage wirklich erforderlich?

Handelt es sich hier um eine zusätzliche, aus arbeitsanalytischen Gründen festgelegte Montage, setzen beide Arten dieser Montage eines voraus:

  • Dafür vorhandenes Material und

  • dafür vorhandene Kapazitäten.

Daraus wird ersichtlich, dass es sich hier, abhängig vom betreffenden Erzeugnis, um eine teure Analysemethode handeln kann. Vor allem dann, wenn diese Erzeugnisse nach der „Analyse-Montage“ nicht verkäuflich sind.

Im Allgemeinen gilt, dass nach erfolgten Probemontagen in der Stufe der Serienvorbereitung innerhalb der Erzeugnisentwicklung (hier ist der Aufwand dafür geplant) eine Wiederholmontage in der Serie ohne Veränderungen durch Randbedingungen nicht erforderlich ist. Liegt das Prinzip der Serienfertigung vor, können die nachfolgenden Serienaufträge unter diesem Aspekt zur Analyse genutzt werden.

 

23. Wofür werden Ablaufanalysen durchgeführt?

Sie dienen zur Untersuchung des räumlichen und zeitlichen Zusammenwirkens aller Komponenten eines Arbeitssystems. Sie sind für Ist-Zustände und Soll-Zustände sowie auch in Planungsphasen durchführbar.

Ablaufanalysen können in unterschiedlicher Form erfolgen. So z. B. als technologische Studien, Belastungs- und Anforderungsanalysen, Materialfluss- sowie Informationsflussanalysen.

Eine Sonderform der arbeitskraftbezogenen Ablaufanalysen ist für den Makrobereich die MTM-Analyse.

 

24. Was ist die MTM-Analyse?

Beim MTM-Verfahren (Methods-Time-Measurement) erfolgt eine Aufgliederung der körperlichen Arbeit in fünf Grundbewegungen. Diesen kleinsten, vom Menschen voll beeinflussbaren Bewegungsabläufe werden bereits festgelegte Normalzeitwerte zugeordnet.

Diese Zeitwerte sind unveränderbare Standarddaten, die auf arbeitswissenschaftlicher Grundlage mit statistischer Sicherheit ermittelt wurden.

Die Grundbewegungen des MTM-Verfahrens:

Dem MTM-Verfahren ähnliche Verfahren sind die SvZ von REFA (Systeme vorbestimmter Zeiten) und das WF-Verfahren (Work-Factor). Die Unterschiede liegen weniger in der Bewegungsablaufanalyse als vielmehr in der Berücksichtigung der Einflussgrößen und der Zeitzuordnung.

 

25. Was versteht man unter der Primär-Sekundär-Analyse?

Sie ist ein quantitatives Planungsinstrument zur Ermittlung des Wirkungsgrades der Montage. Das Ergebnis der Berechnung zeigt, ob Möglichkeiten zur Optimierung oder Rationalisierung des Montageprozesses bestehen.

  • Als Primärmontagevorgänge (PMV) bezeichnet man Tätigkeiten der Montage, die direkt der Wertschöpfung dienen (= unmittelbarer Ressourceneinsatz zur Vervollständigung des Erzeugnisses/der Baugruppe), z. B. Fügen, Einpressen, Nieten.

  • Als Sekundärmontagevorgänge (SMV) bezeichnet man alle Tätigkeiten, die keine direkte Wertschöpfung des Erzeugnisses/der Baugruppe bewirken (= indirekter Ressourceneinsatz, der notwendig ist aufgrund des gewählten Montageprinzips und der keine Vervollständigung des Objektes zur Folge hat), z. B. Transportieren, Wenden, Ablegen.

  • Der Wirkungsgrad eines Montageprozesses ηM wird nach folgender Formel berechnet:

     

    $$η_{M} = \frac{∑ PMV}{∑ PMV + ∑ SMV} \cdot 100\; [\%]$$

     

Die fünf Grundbewegungen des MTM-Verfahrens werden entsprechend der Analyseart zugeordnet:

BewegungenAnalyseart
GrundanalyseFeinanalyse
HinlangenPMVSMV
Greifen
Greifen mit Hilfsmittel dem Bringen zuordnen
PMVSMV
BringenPMVSMV
Fügen
Für Montagewerkzeuge gelten die Hinlang- und Bringbewegungen
PMVSMV
LoslassenPMVSMV
Alle Aufwendungen mit Körperbewegungen:
Greifen, Beugen, Aufrichten
SMVSMV

Beispiel

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Feinanalyse

An einem Montageplatz ist eine Baugruppe aus zwei Einzelteilen zu montieren; Ablauf am Montageplatz:

AblaufVorgangZeit (s)
1.Hinlangen, Greifen Teil 1SMV1,0
2.Teil 1 in Fügeposition bringenSMV0,5
3.Hinlangen, Greifen zu Teil 2SMV0,5
4.Teil 2 mit Teil 1 fügenPMV4,0
5.Ablegen in ÜbergabepufferSMV1,0
  Summe7,0

 

$$η_{M} = \frac{∑ PMV}{∑ PMV + ∑ SMV} \cdot 100\; [\%]$$

 

$$= \frac{4 s}{4 s + 3 s} \cdot 100 = 57,14 \%$$

Der Wirkungsgrad von 57,14 % bei diesem Montageablauf zeigt, dass 42,86 % der Arbeitskosten ohne Wertschöpfung sind.

 

26. In welchen Fällen wird welche Analyseart eingesetzt?

  • Die Grundanalyse gestattet die Beurteilung des eigentlichen, komplexen Montageablaufes.

  • Die Feinanalyse als engere Auslegung der Grundanalyse ist besser für die Beurteilung einzelner Montagearbeitsplätze und abgegrenzter Montageabläufe geeignet.

 

27. Wie kann die Abgrenzung zwischen Primär- und Sekundärablauf vorgenommen werden?

Die Grenze ist variabel und von der Art des Erzeugnisses sowie von den Arbeitsinhalten der einzelnen Montagearbeitsplätze abhängig.

 

28. Wie lässt sich das Verhältnis von Primär- und Sekundäraufwand verbessern?

Eine wesentliche Verbesserung zu Gunsten des Primäraufwandes lässt sich durch eine ergonomische Arbeitsplatzgestaltung erzielen. Je optimaler die Sekundärabläufe sind (kürzere Entfernungen = kürzere Zeiten), desto effektiver werden die Primärabläufe.

Beispiel

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Ergonomische Gestaltung der Greifräume eines Montageplatzes

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29. Welche Fertigungsverfahren können im Montageprozess zum Einsatz kommen?

Ausgehend von den Tätigkeitsgruppen der Montage nach DIN 8593 sind die montageüblichen Fertigungsverfahren enthalten in der

  • Fügegruppe speziell das An- und Einpressen und Umformen (PMV)

  • Justiergruppe (SMV)

  • Kontrollgruppe (SMV)

  • Hilfsfunktionsgruppe (SMV).

Die Angaben in Klammern für die Primär- und Sekundär-Montagevorgänge entsprechen der Grundanalyse. Auch spanende Verfahren sind in der Montage üblich. Dazu zählen hauptsächlich das Bohren, Reiben und Gewindeschneiden.

 

30. Wodurch lassen sich Montageprozesse weiterhin in ihrem Wirkungsgrad verbessern?

Der Einsatz von bestimmenden und nicht bestimmenden Montagevorrichtungen sowie von Montagehilfsmitteln beeinflusst wesentlich die Effektivität der Montageprozesse und die Qualität der Prozesse und Erzeugnisse.

 

31. Wie werden Montagevorrichtungen unterschieden?

Montagevorrichtungen
Bestimmende
Montagevorrichtungen
Nicht bestimmende
Montagevorrichtungen
Montagehilfsmittel
Komplexe Vorrichtungen zum Aufnehmen, Positionieren und Ausrichten zu montierender Teile und Baugruppen zueinander.Hilfsmittel, die nicht den komplexen Charakter einer Vorrichtung haben, z. B. Abstecker, Aufnahmen und Positionierhilfen.
Durch die Art und Genauigkeit der Bestimmungselemente werden vorgegebene Zeichnungsmaße und Positionen realisiert.Die Realisierung von Zeichnungsmaßen und Positionen erfolgt nicht durch die Vorrichtung, sondern aus der Konstruktion heraus durch die maßliche Gestaltung und Tolerierung der zu montierenden Teile und deren Befestigungspunkte.

 

32. Welche charakteristischen Daten sind für den Montageprozess relevant?

Es werden erzeugnisbezogene und montagebezogene Daten unterschieden.

  • Erzeugnisbezogene Daten:

    • Erzeugnisart

    • Erzeugnisvarianten

    • Größe

    • Gewicht

    • Komplexitätsgrad

    • Grad der Erzeugnisgliederung

    • Genauigkeitsanforderungen

    • Qualitätsanforderungen

    • Anzahl, Art und Umfang der Endprüfungen, soweit sie in den Montageprozess integriert sind (z. B. Band-Endprüfung)

    • Montagezeiten, Taktzeiten.

  • Montagebezogene Daten:

    • Stückzahlen pro Planungs- oder Fertigungsperiode

    • Montage-Losgrößen

    • Anzahl der Varianten

    • Anzahl der Erzeugnisarten

    • Liefertermine.

 

33. Wofür werden diese Daten verwendet?

Diese Daten bilden u. a. die Grundlage für die Montageplanung, die Auftragsplanung, die Disposition und die Fertigungssteuerung.

Beispiel

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  • Die Größe und das Gewicht eines Erzeugnisses oder einer Baugruppe entscheiden über den möglichen Mechanisierungsgrad und die Mechanisierungsart der betreffenden Montageplätze (Schwere Teile lassen sich nicht leicht bewegen.).

  • Die Genauigkeitsanforderungen beeinflussen ebenfalls die Art und den Umfang einer möglichen Mechanisierung.

  • Die Komplexität, in Verbindung mit der Erzeugnisgliederung, kann die Parallelmontage beeinflussen.

  • Die zu montierenden Stückzahlen eines Produktes sind ein wesentlicher Beeinflussungsfaktor. In Bezug auf die Planungs- oder Fertigungsperiode können die Stückzahlen, in Abhängigkeit von den entsprechenden Montage- oder Taktzeiten, eine Parallelmontage notwendig machen, Mechanisierungs- oder Automatisierungsinvestitionen erfordern oder zur Einzelplatz-Komplettmontage führen.

  • Die Anzahl unterschiedlicher, zu montierender Varianten oder Erzeugnisse in einer Periode oder ihre Aufeinanderfolge haben Einfluss auf die Flexibilität der Montage.

  • Die Fertigungssteuerung muss auf der Basis der jeweiligen Montagezeiten und den vorhandenen Montagekapazitäten unter Beachtung der Liefertermine die Aufträge je Montageperiode so zusammenstellen, dass ein störungsfreier Montageablauf gewährleistet ist.

 

34. Was ist ein technisches Pflichtenheft?

Nach DIN 69901 und VDA 6.1 sind in einem Pflichtenheft die vom „Auftraggeber erarbeiteten Realisierungsvorgaben“ niedergelegt. Es geht hierbei um die Beschreibung der „Umsetzung des vom Auftraggebers vorgegebenen Lastenhefts“.

 

35. Was ist ein Lastenheft?

Die DIN 69901 und VDA 6.1 definiert das Lastenheft als Beschreibung der „Gesamtheit der Forderungen an die Lieferungen und Leistungen eines Auftragnehmers“.

 

36. Worin unterscheiden sich Lastenheft und Pflichtenheft?

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37. Wofür werden Lastenhefte und Pflichtenhefte erstellt?

Der Kunde erstellt ein Lastenheft für die Entwicklung eines von ihm gewünschten Erzeugnisses. Der ausgewählte Auftragnehmer erstellt auf dieser Basis das Pflichtenheft zur Realisierung des Erzeugnisses. Daraus ergeben sich für den Auftragnehmer notwendige Investitionen für eine Montageanlage.

Der Auftragnehmer erstellt entsprechend seinen Anforderungen ein Lastenheft für die benötigte Montageanlage. Er wird zum Auftraggeber (Kunde) gegenüber dem Hersteller der Montageanlage, der als Auftragnehmer (Lieferant) wiederum das Pflichtenheft für die Montageanlage daraus ableitet.

 

38. Was sind wesentliche Inhalte eines Pflichtenheftes?

  • Detaillierte Beschreibung der Produktanforderungen

  • Beschreibung der technischen Randbedingungen und der Schnittstellen

  • Produktstruktur

  • Beschreibung von Softwareanforderungen

  • Abnahme- und Inbetriebnahmebedingungen

  • zulässige Fehlerhäufigkeiten (ppm) für definierte Einlaufabschnitte (Vorserie, Serienanlauf, Serie).

 

39. Wie ist der weitere Ablauf nach Erstellung des Pflichtenheftes?

Die Erarbeitung des Pflichtenheftes erfolgt in enger Zusammenarbeit mit dem Auftraggeber. Das Pflichtenheft wird nach seiner Erstellung einer internen Prüfung unterzogen und sozusagen intern freigegeben. Abschließend erfolgt die Abnahme und Freigabe des Pflichtenheftes durch den Auftraggeber. Erst dann ist es verbindlich und bildet die offizielle Grundlage für den weiteren Ablauf.

 

40. Was ist ein Vorranggraph?

Der Vorranggraph ist eine netzplanähnliche Darstellung der Montagetätigkeiten und der bestehenden zeitlichen Beziehungen der Teilaufgaben untereinander (Vorrangbeziehungen). Die Teilaufgaben werden darin als Knoten und die Abhängigkeitsbeziehungen als Verbindungslinien (Kanten) zwischen den Knoten dargestellt werden. Die Teilaufgaben werden zum Zeitpunkt der frühesten Ausführbarkeit eingetragen. Das Ende der von einem Knoten ausgehenden Kante kennzeichnet den Zeitpunkt, zu dem der Teilablauf spätestens ausgeführt sein muss.

Beispiel eines Vorranggraphen:

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41. Auf welcher Grundlage entsteht der Vorranggraph?

Die Grundlage bilden die Stückliste und der Arbeitsplan.

 

42. In welchen Fällen ist die Anwendung eines Vorranggraphen sinnvoll?

  • Bei Neuplanungen von Montageabläufen aufgrund neuer Erzeugnisse

  • bei Umplanungen bestehender Montageabläufe

  • bei der Bildung von Montageabschnitten

  • für Untersuchungen zur Automatisierung von Montageabläufen.