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Zusammenarbeit im Betrieb

Moderationstechnik

01. Was versteht man unter „Moderation“?

Moderation kommt aus dem Lateinischen (= moderatio) und bedeutet, das „rechte Maß finden, Harmonie herstellen“. Im betrieblichen Alltag bezeichnet man damit eine Technik, die hilft,

  • Einzelgespräche,

  • Besprechungen und

  • Gruppenarbeiten (Lern- und Arbeitsgruppen)

so zu steuern, dass das Ziel erreicht wird.

 

02. Welche Aufgaben hat der Moderator?

Das Problem bei der Moderation liegt darin, dass die traditionellen Strukturen der Gruppenführung noch nachhaltig wirksam sind. Die Mitarbeiter sind es gewohnt, Anweisungen zu erhalten; die Vorgesetzten verstehen sich i. d. R. als Leiter einer Gruppe mit hierarchischer Kompetenz und Anweisungsbefugnissen.

Bei der Moderation von Gruppengesprächen müssen diese traditionellen Rollen abgelegt werden:

  • Der Vorgesetzte als Moderator einer Besprechung steuert mit Methodenkompetenz den Prozess der Problemlösung in der Gruppe und nicht den Inhalt!

  • Der Moderator ist der erste Diener der Gruppe!

Der Meister als Moderator ist keinOberlehrer“, der alles besser weiß, sondern er ist primus inter pares (Erster unter Gleichen). Er beherrscht das „Wie“ der Kommunikation und kann Methoden der Problemlösung und der Visualisierung von Gesprächsergebnissen anwenden. In fachlicher Hinsicht muss er nicht alle Details beherrschen, sondern einen Überblick über Gesamtzusammenhänge haben.

Eine der schwierigsten Aufgaben für den Moderator ist die Fähigkeit zu erlangen, seine eigenen Vorstellungen zur Problemlösung denen der Gruppe unterzuordnen, sich selbst zurück zu nehmen und ein erforderliches Maß an Neutralität aufzubringen. Dies verlangt ein Umdenken im Rollenverständnis des Meisters.

Der Moderator hat somit folgende Aufgaben:

  1. Er steuert den Prozess und sorgt für eine Balance zwischen Individuum, Gruppe und Thema!

    Ablauf der Besprechung, Kommunikation innerhalb der Gruppe, roter Faden der Problembearbeitung, Anregungen, Zusammenfassen, kein Abschweifen vom Thema, verschafft allen Gruppenmitgliedern Gehör.

  2. Er bestimmt das Ziel und den Einsatz der Methodik und der Techniken!

    Die Gruppe bestimmt vorrangig die Inhalte und Lösungsansätze.

  3. Er sorgt dafür, dass Spannungen und Konflikte thematisiert werden!

    Sachliche Behandlung.

  4. Er spielt sich nicht (inhaltlich) in den Vordergrund!

    Zuhören, ausreden lassen, kein Besserwisser, Geduld haben.

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03. Welche Stellung und Rolle (= Funktion) hat der Moderator?

Moderation ist ein Handwerk und die Kunst zur Verbesserung der Kommunikation in betrieblichen Gruppenarbeiten.

Der Moderator hat von daher folgende Stellung und Rolle (= Funktion) innerhalb der Arbeits-/Besprechungsgruppe:

  1. Er ist der erste Diener der Gruppe:

    Vorbereitung der Gruppenarbeit, Rahmenbedingungen schaffen

  2. Er ist Partner der Gruppe:

    sich einfühlen, zusammenfassen, auf alle eingehen

  3. Er ist „Geburtshelfer“ der Problemlösung:

    zielorientierte Fragen vorbereiten, Hilfestellung bei der Formulierung, durch Fragen die „Gruppe selbst darauf kommen lassen“ (Mäeutik = Hebammentechnik)

  4. Er ist Transformator und Change Agent:

    Prozessbegleiter, Helfer bei Lernprozessen, Überwindung von Stockungen in der Gruppenarbeit

  5. Er ist „Gärtnerund Förderer:

    „bereitet den Boden für die Problemlösung vor“: ermuntern, ermutigen, Wissen bereitstellen, die Fähigkeiten der Gruppenmitglieder fördern

  6. Er ist „Steuermann auf der Brücke“:

    hat den Überblick (Thema, Prozess, Gruppe, Gruppenmitglieder), setzt Prioritäten, erkennt „Sackgassen“ der Problembearbeitung.

 

04. Welche Methoden und Techniken sollte der Moderator beherrschen?

  1. Grundregeln der Visualisierung:

    • Konzentration auf das Wesentliche

    • Bilder, Worte, Diagramme

    • nicht mit Text überladen

    • Schriftgröße beachten

    • Hilfsmittel einsetzen:

    Flipchart, Tageslichtprojektor, Wandtafel, Diaprojektor, Pinnwand.

  2. ABC-Analyse/Pareto Prinzip:

    • Bewertung nach der Bedeutung (A = wichtig, B = weniger wichtig, …)

    • basiert auf der 80:20-Regel nach Pareto

    • Voraussetzung: Sammlung von Daten

    • Beispiele: Fehleranalyse, Qualitätsprobleme.

  3. Brainstorming, Brainwriting:

  4. Methode 635:

    Bei dieser Methode erhalten sechs Teilnehmer ein gleich großes Blatt Papier. Es wird mit drei Spalten und sechs Zeilen in 18 Kästchen aufgeteilt (sechs Teilnehmer, je drei Ideen, fünfmal weiterreichen). Jeder Teilnehmer entwirft drei Lösungsvorschläge und gibt danach sein Blatt weiter. Der Nachbar liest das Blatt durch, lässt sich durch die Vorschläge anregen, ergänzt wiederum drei Ideen und gibt sein Blatt weiter. Das Weiterreichen erfolgt 5-mal.

    Mit dieser Methode entstehen innerhalb von 30 Minuten maximal 108 Ideen:

    6 Teilnehmer • 3 Ideen • 6 Zeilen.

  5. Metaplan-Technik (teilweise auch als Brainwriting bezeichnet):

    • Äußerungsphase:

      • bis zu 20 Teilnehmer

      • Ideen auf Karten

      • je Karte nur eine Idee

      • alle Ideen werden dokumentiert – keine Idee geht verloren

      • Dauer: 5–10 Minuten

      • während der Ideensammlung: kein Kommentar, keine Bewertung

      • es gibt keine Tabus, keine Grenzen, keine Normen.

    • Nach der Äußerungsphase kommt die Ordnungsphase (Klumpen bilden):

      Die Ideen werden geordnet/gruppiert (dabei gilt: der Urheber entscheidet bei Nicht-Einigung in der Gruppe, in welche Ordnung seine Idee gehört; eventuell Karte doppeln).

    • Nach der Ordnungsphase folgt die Bewertungsphase:

      Die Ideen werden in der Gruppe bewertet (erst jetzt wird „Unsinniges“, Unrealistisches usw. beiseite gelegt). Alle Ideen werden besprochen, die Inhalte sind dann jedem einzelnen Gruppenmitglied bekannt.

    • Vertiefungsphase:

      In der Regel werden danach die interessierenden Themenfelder (sprich „Klumpen“) in Gruppenarbeiten im Detail strukturiert und inhaltlich aufbereitet.

    • Schlussphase/Aktionsphase:

      In der Schlussphase werden die gewonnenen Ergebnisse in Aktionen umformuliert, um so Eingang in die Praxis zu finden: Wer? Macht was? Wie? Bis wann?

  6. Mindmapping:

    Dies ist eine Technik, um Informationen und Problemstellungen auf eine übersichtliche Art zu strukturieren und zu dokumentieren; ist geeignet für die Analyse von Problemen, aber auch die Gliederung von Lösungswegen. Das Problem wird in Hauptäste und Zweige zerlegt und grafisch veranschaulicht:

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  7. Ishikawa-Diagramm (= Ursache-Wirkungs-Diagramm)

    Die Problemursachen werden nach Bereichen kategorisiert und in einer Grafik veranschaulicht. Die Einzelschritte sind:

    • Problem definieren

    • 4 Ursachenbereiche unterscheiden:

      • Mensch

      • Maschine

      • Material

      • Methode

    • mögliche Ursachen je Bereich erkunden

    • grafisch darstellen

    Verkürzte Darstellung:

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  8. Morphologischer Kasten:

  9. Fragetechnik:

  10. Spezielle Methoden der Moderation:

    • Gruppenspiegel:

      Zum Anwärmen der Gruppenarbeit: Name, Funktion, „Das mag ich/das mag ich nicht“ werden auf einer Metaplanwand festgehalten.

    • Erwartungsabfrage:

      Zum Einstieg, zum Abbau von Vorbehalten und Ängsten, z. B. über folgende Fragen auf der Metaplanwand:

      „Was soll passieren?“

      „Was darf nicht passieren?“

      „Ich erwarte von dieser Sitzung …“

    • Themenspeicher:

      Gefundene Ideen werden gesondert festgehalten; ebenso: noch zu bearbeitende Felder.

    • Punktabfrage:

      Die Teilnehmer bewerten Fragen oder Lösungsansätze mit Punkten; z. B. kann jeder Teilnehmer bei acht Lösungen drei bis vier Punkte zur Vergabe erhalten.

    • Fadenkreuz:

      Der Moderator unterteilt eine bestimmte Fragestellung in vier Felder; z. B. Soll, Ist, Widerstände, Lösungsansätze.

    • Maßnahmenplan:

      Die gefundenen Lösungen werden als Einzelmaßnahme festgehalten mit den Spalten: Maßnahmen-Nr., Wer?, Mit wem?, Bis wann?

    • Stimmungsbarometer:

      Auf einem Flipchart wird die Stimmungslage der Gruppe festgehalten, z. B. am Ende einer Sitzung.

    • Blitzlicht:

      Wird z. B. bei Störungen der Gruppenarbeit eingesetzt; erfolgt ohne Visualisierung. Die Gruppe verlässt das Sachthema und wechselt auf die Beziehungsebene. Jeder sagt so viel oder so wenig wie er möchte. Die Beiträge werden nicht kommentiert.

 

05. In welchen Phasen erfolgt der Ablauf der Moderation?

1. PhaseBegrüßung, Kennenlernen, Anwärmen
2. PhaseProblemorientierung, zielführende Schlüsselfragen
3. PhaseProblembearbeitung
4. PhaseErgebnisorientierung
5. PhaseAbschluss, Präsentation
6. PhaseProtokoll, Dokumentation der gewonnenen Ergebnisse