Inhaltsverzeichnis
- 01. Was bezeichnet man als Deckungsbeitrag?
- 02. Welche Merkmale sind für die Deckungsbeitragsrechnung (DBR) charakteristisch?
- 03. Welche Aufgabe erfüllt die Deckungsbeitragsrechnung als Instrument der Teilkostenrechnung?
- 04. Wie erfolgt die Deckungsbeitragsrechnung als Stückrechnung und als Periodenrechnung?
- 05. Wie ist das Produktionsprogramm unter dem Aspekt der Vollkosten- und der Teilkostenrechnung zu bewerten?
- 20.000
- 06. Wie kann kurzfristig das optimale Produktionsprogramm bei einem Engpass ermittelt werden?
- 07. Wie lässt sich der Zusammenhang von Erlösen, Kosten und alternativen Beschäftigungsgraden darstellen (Break-even-Analyse)?
- 08. Welche Aussagekraft hat die Ermittlung der „kritischen Menge“ im Rahmen der Kostenvergleichsrechnung?
01. Was bezeichnet man als Deckungsbeitrag?
Der Deckungsbeitrag (DB) gibt an, welchen Beitrag ein Kostenträger bzw. eine Mengeneinheit zur Deckung der fixen Kosten leistet.
Mathematisch erhält man den Deckungsbeitrag (DB), wenn man von den Erlösen eines Kostenträgers dessen variable Kosten subtrahiert:
$$Deckungsbeitrag = Erlöse – variable\; Kosten$$
Es gilt:
Periodenbezogen:
$$DB = U – K_{v}$$
$$DB = x \cdot p – x \cdot k_{v}$$
Stückbezogen
$$db = U_{Stk.} – k_{v}$$
$$db = \frac{x \cdot p}{x} – \frac{x \cdot k_{v}}{x}$$
$$db = p – k_{v}$$
mit
p = Preis
x = Menge
Kv = variable Kosten
kv = variable StückkostenGrafisch lässt sich der Deckungsbeitrag folgendermaßen veranschaulichen:
02. Welche Merkmale sind für die Deckungsbeitragsrechnung (DBR) charakteristisch?
Auflösung der Kosten jeder Kostenart in
fixe (beschäftigungsunabhängige) Kostenbestandteile und
variable (beschäftigungsabhängige) Kostenbestandteile.
Verzicht auf die Umlage der Fixkosten auf einzelne Mengeneinheiten.
Verrechnung der Kostenarten mit ihren fixen und variablen Bestandteilen nur auf die Kostenstellen, Abteilungen oder Unternehmensbereiche bzw. auf die Kostenträger oder Kostenträgergruppen, denen sie als Einzelkosten zugeordnet werden können (Verzicht auf die Aufteilung von Gemeinkosten).
03. Welche Aufgabe erfüllt die Deckungsbeitragsrechnung als Instrument der Teilkostenrechnung?
Die im vorherigen Abschnitt dargestellten Kalkulationsverfahren gehen von dem Vollkostenprinzip aus, d. h. fixe und variable Kosten werden bei der Kalkulation (z. B. Ermittlung des Angebotspreises im Rahmen der Vorkalkulation) insgesamt berücksichtigt.
Die Deckungsbeitragsrechnung (DBR) ist eine Teilkostenrechnung und geht von der Überlegung aus, dass es kurzfristig und vorübergehend von Vorteil sein kann, nicht alle Kosten bei der Preisberechnung zu berücksichtigen.
Die Kosten werden unterteilt in fixe und variable Kosten (Voraussetzung der DBR). Die fixen Kosten entstehen, gleichgültig, ob der Betrieb produziert oder ruht. Das Unternehmen kann also kurzfristig die Entscheidung treffen, einen Einzelauftrag unter dem Marktpreis anzunehmen, wenn der Auftrag einen positiven DB liefert, d. h. die variablen Kosten dieses Auftrags abgedeckt werden und zusätzlich ein Beitrag zur „Deckung der fixen Kosten entsteht“.
Langfristig gilt jedoch:
Nur die Vollkostenrechnung kann als dauerhafte Grundlage der Kostenkontrolle und der Kalkulation der Preise genommen werden.
04. Wie erfolgt die Deckungsbeitragsrechnung als Stückrechnung und als Periodenrechnung?
Die Deckungsbeitragsrechnung kann als Stückrechnung (Kostenträgerstückrechnung) erfolgen:
Beispiel
Kalkulation einer Mengeneinheit (€/Stk.) Verkaufpreis je Stück p 54,00 – variable Stückkosten kv 28,00 = DB pro Stück db 26,00 – fixe Kosten pro Stück kf 16,00 = Betriebsergebnis pro Stück BEStk. 10,00 Die Deckungsbeitragsrechnung kann als Periodenrechnung (Kostenträgerzeitrechnung) durchgeführt werden (Beispiel: 2-Produkt-Unternehmen):
05. Wie ist das Produktionsprogramm unter dem Aspekt der Vollkosten- und der Teilkostenrechnung zu bewerten?
Beispiel
Betrachtung eines Mehrproduktunternehmens
Ein Unternehmen stellt drei Produkte her. In der zurückliegenden Periode wurden die dargestellten Werte ermittelt.
- (1)
Produktionsentscheidung auf Basis der Vollkostenrechnung:
Betriebsergebnis auf Basis der Vollkostenrechnung Produkt 1 Produkt 2 Produkt 3 Summe Erlöse 200.000 320.000 300.000 820.000 – Selbstkosten – 190.000 – 350.000 – 260.000 – 800.000 = Betriebsergebnis 10.000 – 30.000 40.000 20.000
Nach der Vollkostenrechnung würde die Entscheidung über das Produktionsprogramm entsprechend dem jeweiligen Beitrag zum Betriebsergebnis zu treffen sein und demzufolge lauten:
Produkt 3 – Produkt 1 – Produkt 2
Der Schluss liegt nahe, das Produkt 2 aus dem Programm zu nehmen; dies würde das Betriebsergebnis auf den Wert 50.000 anheben (10.000 + 40.000). Diese Entscheidung wäre jedoch nur dann richtig, wenn alle Kosten variabel wären, d. h. die Einstellung des Produkts 2 würde nicht nur zu einer Umsatzreduzierung von 320.000, sondern auch zu einer Kostenreduzierung von 350.000 führen.
Betriebsergebnis auf Basis der Vollkostenrechnung – ohne Produkt 2 (?) Produkt 1 Produkt 2 Produkt 3 Summe Erlöse 200.000 300.000 500.000 – Selbstkosten – 190.000 – 260.000 – 450.000 = Betriebsergebnis 10.000 40.000 50.000
Da die Vollkostenrechnung jedoch keine Aussage über das Verhalten der Kosten bei Beschäftigungsänderungen macht, lässt sie die beschriebene Entscheidung gar nicht zu.
- (2)
Produktionsentscheidung auf Basis der Teilkostenrechnung (einstufige Deckungsbeitragsrechnung):
Selbstverständlich stimmen die ermittelten Betriebsergebnisse in beiden Verfahren überein.
Betriebsergebnis auf Basis der Teilkostenrechnung Produkt 1 Produkt 2 Produkt 3 Summe Erlöse 200.000 320.000 300.000 820.000 – variable Kosten – 130.000 – 220.000 – 160.000 – 510.000 = Deckungsbeitrag 70.000 100.000 140.000 310.000 – fixe Kosten – 290.000 = Betriebsergebnis 20.000
Nach der Teilkostenrechnung würde die Entscheidung über das Produktionsprogramm entsprechend der jeweiligen Höhe des Deckungsbeitrages zu treffen sein und demzufolge lauten:
Produkt 3 – Produkt 2 – Produkt 1
Würde man nun die Entscheidung treffen, Produkt 1 aus dem Programm zu nehmen, hätte dies ein Betriebsergebnis von –50.000 zur Konsequenz:
Betriebsergebnis auf Basis der Teilkostenrechnung – ohne Produkt 1 (?) Produkt 1 Produkt 2 Produkt 3 Summe Erlöse 320.000 300.000 620.000 – variable Kosten – 220.000 – 160.000 – 380.000 = Deckungsbeitrag 100.000 140.000 240.000 – fixe Kosten – 290.000 = Betriebsergebnis – 50.000 Die Ergebnisrechnung würde um die variablen Kosten von Produkt 1 entlastet werden. Die übrigen Kostenträger müssten jedoch allein zur Deckung der fixen Kosten beitragen, was im vorliegenden Fall zu einem negativen Betriebsergebnis führt.
Aus dem dargestellten Sachverhalt lässt sich ableiten:
Solange ein Kostenträger einen positiven Deckungsbeitrag leistet, ist es im Allgemeinen unwirtschaftlich, ihn aus dem Produktionsprogramm zu nehmen.
Für Entscheidungen über das Produktionsprogramm ist das Betriebsergebnis und der Deckungsbeitrag je Kostenträger relevant.
- (3)
Produktionsentscheidung auf Basis der Teilkostenrechnung mit stufenweiser Fixkostendeckung:
Im Fall (2) wurden die fixen Kosten keiner näheren Betrachtung unterzogen, sondern en bloc von der Summe der Einzeldeckungsbeiträge subtrahiert. In der Praxis wird man jedoch die fixen Kosten weiter untergliedern, um die Entscheidung über das Produktionsprogramm zu verbessern. Man unterscheidetEine weitere Untergliederung ist möglich.:
Erzeugnisfixe Kosten:
Der Teil der fixen Kosten, der sich dem Kostenträger direkt zuordnen lässt, z. B. Kosten einer spezifischen Fertigungsanlage, Spezialwerkzeuge.
Erzeugnisgruppenfixe Kosten:
Der Teil der fixen Kosten, der sich zwar nicht einem Kostenträger, jedoch einer Kostenträgergruppe (Erzeugnisgruppe) zuordnen lässt.
Unternehmensfixe Kosten:
Ist der restliche Fixkostenblock, der sich weder einem Erzeugnis noch einer Erzeugnisgruppe direkt zuordnen lässt, z. B. Kosten der Geschäftsleitung/der Verwaltung.
Demzufolge arbeitet man in der mehrstufigen Deckungsbeitragsrechnung mit einer modifizierten Struktur von Deckungsbeiträgen:
Erlöse – variable Kosten = Deckungsbeitrag I – erzeugnisfixe Kosten = Deckungsbeitrag II – erzeugnisgruppenfixe Kosten = Deckungsbeitrag III – unternehmensfixe Kosten = Betriebsergebnis
Beispiel
Das Beispiel aus Fall (2) wird entsprechend variiert; die fixen Kosten in Höhe von 290.000 € sollen folgendermaßen aufteilbar sein:
Betriebsergebnis auf Basis der Teilkostenrechnung – mehrstufige Deckungsbeitragsrechnung – | |||||
Produkt 1 | Produkt 2 | Produkt 3 | Summe | ||
Erlöse | 200.000 | 320.000 | 300.000 | 820.000 | |
– | variable Kosten | – 130.000 | – 220.000 | – 160.000 | – 510.000 |
= | Deckungsbeitrag I | 70.000 | 100.000 | 140.000 | 310.000 |
– | erzeugnisfixe Kosten | – 20.000 | – 90.000 | – 60.000 | – 170.000 |
= | Deckungsbeitrag II | 50.000 | 10.000 | 80.000 | 140.000 |
– | erzeugnisgruppenfixe Kosten | – 40.000 | – | – 40.000 | |
= | Deckungsbeitrag III | 20.000 | 80.000 | 100.000 | |
– | unternehmensfixe Kosten | – 80.000 | |||
= | Betriebsergebnis | 20.000 |
Analyse des Ergebnisses:
Produkt 2 liefert den geringsten DB II, da seine erzeugnisfixen Kosten relativ hoch sind.
Sein Beitrag zur Deckung der übrigen Fixkosten beträgt nur noch 10.000 €.
Die Reihenfolge für das Produktionsprogramm würde daher lauten: P3 – P1 – P2
Würde man sich entschließen, Produkt 2 einzustellen, ergäbe sich folgendes Betriebsergebnis:
Betriebsergebnis auf Basis der Teilkostenrechnung – mehrstufige Deckungsbeitragsrechnung – ohne Produkt 2 – (?) | |||||
Produkt 1 | (Produkt 2) | Produkt 3 | Summe | ||
Erlöse | 200.000 | 300.000 | 500.000 | ||
– | variable Kosten | –130.000 | –160.000 | –290.000 | |
= | Deckungsbeitrag I | 70.000 | 140.000 | 210.000 | |
– | erzeugnisfixe Kosten | –20.000 | –60.000 | –80.000 | |
= | Deckungsbeitrag II | 50.000 | 80.000 | 130.000 | |
– | erzeugnisgruppen fixe Kosten | –40.000 | – | –40.000 | |
= | Deckungsbeitrag III | 10.000 | 80.000 | 90.000 | |
– | unternehmensfixe Kosten | –80.000 | |||
= | Betriebsergebnis | 10.000 |
Ergebnis:
Eine Einstellung des Produkts 2 hätte eine Vermeidung der abhängigen Kosten in Höhe von 310.000 € zur Folge. Es würde jedoch der DB II zur Deckung der übrigen Fixkosten in Höhe von 10.000 € fehlen; dies hätte dann eine Verminderung des Betriebsergebnisses um genau diesen Betrag zur Folge.
Der DB II sagt jedoch noch nichts darüber aus, welchen Deckungsbeitrag ein Stück des Produkts 2 erbringt.
Beispiel
Der DB II pro Stück (= db II) ergibt folgendes Ergebnis (es werden 1.000 – 100 – 1.000 Stück angenommen):
Betriebsergebnis auf Basis der Teilkostenrechnung – mehrstufige Deckungsbeitragsrechnung – – Ermittlung des Stückdeckungsbeitrages – | |||||
Produkt 1 | Produkt 2 | Produkt 3 | Summe | ||
Erlöse | 200.000 | 320.000 | 300.000 | 820.000 | |
– | variable Kosten | – 130.000 | – 220.000 | – 160.000 | – 510.000 |
= | Deckungsbeitrag I | 70.000 | 100.000 | 140.000 | 310.000 |
– | erzeugnisfixe Kosten | – 20.000 | – 90.000 | – 60.000 | – 170.000 |
= | Deckungsbeitrag II | 50.000 | 10.000 | 80.000 | 140.000 |
⇒ | DB II pro Stück = db II | 50.000 : 1.000 = 50 | 10.000 : 100 = 100 | 80.000 : 1.000 = 80 |
Ergebnis:
Obwohl der DB II gering ist, ergibt sich aufgrund des Stückdeckungsbeitrags db II ein Produktionsprogramm in der Rangfolge P2 – P3 – P1.
06. Wie kann kurzfristig das optimale Produktionsprogramm bei einem Engpass ermittelt werden?
Liegt ein Engpass vor, kann nicht mit dem (absoluten) Deckungsbeitrag gearbeitet werden, da die Fertigungszeiten zu berücksichtigen sind. Man ermittelt daher den relativen Deckungsbeitrag. Er ist der Deckungsbeitrag, der pro Engpasszeiteinheit erwirtschaftet wird (im vorliegenden Fall die Fertigungszeit in min/Stück).
$$Relativer\; Stückdeckungsbeitrag = \frac{(absoluter)\; Deckungsbeitrag\; pro\; Stück}{Engpass-Fertigungszeit\; pro\; Stück}$$
Beispiel
Ein Unternehmen stellt drei Produkte her. Es existiert ein Engpass: Die verfügbare Kapazität beträgt nur 3.000 Stunden.
Produkt | Fertigungszeit [min/Stück] | Erwarteter Absatz [Stück pro Monat] | Verkaufspreis [€/Stück] | Variable Kosten [€/Stück] | Deckungsbeitrag pro Stück [€/Stück] |
A | 40 | 8.000 | 150 | 160 | 10 |
B | 20 | 10.000 | 270 | 180 | 90 |
C | 10 | 4.000 | 300 | 250 | 50 |
Im vorliegenden Fall ergibt sich für Produkt B und C:
Relativer dbProdukt B | = (absoluter) db : min/Stück | = 90 : 20 = 4,5 €/min = 270,– €/h |
Relativer dbProdukt C | = 50 : 10 = 5,0 €/min = 300,– €/h |
Anhand der relativen Deckungsbeiträge wird das Produktionsprogramm in eine Rangfolge (Priorität) gebracht. Die begrenzte Kapazität ist entsprechend der Rangfolge zu verteilen: Von Produkt C wird die erwartete Absatzmenge hergestellt; von B können nur noch 7.000 Stück produziert werden.
Produkt A | Produkt B | Produkt C | |
(absoluter) db | 10 | 90 | 50 |
benötigte Fertigungszeit (min/Stück) | 40 | 20 | 10 |
relativer db (€/min) | 0,25 | 4,50 | 5,00 |
Priorität/Reihenfolge | 3 | 2 | 1 |
Erwarteter Absatz | 8.000 | 10.000 | 4.000 |
zugewiesene Fertigungsminuten | 0 | 140.000 | 40.000 |
Produktionsmenge | 0 | 7.000 | 4.000 |
Deckungsbeitrag je Produkt | 0 | 630.000 | 200.000 |
Deckungsbeitrag insgesamt | 830.000 |
07. Wie lässt sich der Zusammenhang von Erlösen, Kosten und alternativen Beschäftigungsgraden darstellen (Break-even-Analyse)?
Der Break-even-Punkt ist die Beschäftigung, bei der das Betriebsergebnis gleich Null ist (Erlöse = Kosten). Die Break-even-Analyse erstreckt sich i. d. R. nur auf eine Produktart.
Voraussetzungen:
konstante Fixkosten
konstanter Preis
konstantes Leistungsprogramm
keine Lagerhaltung
linearer Gesamtkostenverlauf.
Die Break-even-Analyse kann zur Ermittlung der Gewinnschwelle sowie zur Gewinnplanung eingesetzt werden.
Ermittlung der Gewinnschwelle:
Rechnerisch gilt im Break-even-Punkt:
Betriebsergebnis = BE = 0 bzw. U = K
Erlöse = Kosten
$$U = Menge \cdot Preis = x \cdot p$$
$$K = fixe\; Kosten + variable\; Kosten = K_{f} + K_{v}$$
Daraus ergibt sich für die kritische Menge (= die Beschäftigung, bei der das Betriebsergebnis BE gleich Null ist):
$$BE = U – K = x (p – k_{v}) – K_{f}$$
Da im Break-even-Punkt BE = 0 ist gilt:
$$K_{f} = x (p – k_{v})$$
$$x = \frac{K_{f}}{p – k_{v}}$$
Da die Differenz aus Preis und variablen Stückkosten der Deckungsbeitrag pro Stück ist (DBStk. = db), gilt:
$$x = \frac{K_{f}}{db}$$
In Worten:
Im Break-even-Punkt ist die Beschäftigung (kritische Menge) gleich dem Quotienten aus den fixen Gesamtkosten Kf und dem Deckungsbeitrag pro Stück db.
Planung des Gewinns (BE) mithilfe der Break-even-Analyse:
$$BE = U – K_{f} – x \cdot k_{v}$$
$$= x \cdot p – K_{f} – x \cdot k_{v}$$
$$x* = \frac{K_{f} + BE*}{db}$$
In Worten:
Für das geplante Betriebsergebnis BE* muss notwendigerweise eine Menge von x* realisiert werden; sie ergibt sich als Quotient aus [Fixkosten + Betriebsergebnis] dividiert durch den Deckungsbeitrag pro Stück db.
Beispiel
Ein Unternehmen verkauft in einer Abrechnungsperiode eine Menge x zu einem Preis von 50 € pro Stück bei fixen Gesamtkosten von 1 Mio. € und variablen Stückkosten von 25 €.
Ermittlung der Gewinnschwelle:
$$x* = \frac{K_{f}}{p – k_{v}}$$
$$= \frac{1 Mio.\; €}{50 – 25} = 40.000\; Stück$$
Die kritische Stückzahl liegt bei 40.000; die Erlöse sind im Break-even-Punkt gleich den Gesamtkosten und betragen im vorliegenden Fall 2 Mio. €.
Gewinnplanung mithilfe der Break-even-Analyse:
Angenommen, das Unternehmen plant einen Gewinn von 500.000 €, so müssen 60.000 Stück produziert und abgesetzt werden.
$$x* = \frac{K_{f} + BE*}{db}$$
$$= \frac{1 Mio.\; € + 0,5 Mio.\; €}{25} = 60.000\; Stück$$
Grafisch gilt im Break-even-Punkt (bei linearen Kurvenverläufen):
Das Lot vom Schnittpunkt der Erlösgeraden mit der Gesamtkostengeraden auf die x-Achse zeigt die kritische Menge (= Beschäftigung im Break-even-Punkt), bei der das Betriebsergebnis gleich Null ist (BE = 0 bzw. U = K), in diesem Fall bei x = 40.000 Stück.
Oberhalb dieses Beschäftigungsgrades wird die Gewinnzone erreicht; unterhalb liegt die Verlustzone. Der Maximalgewinn wird bei Erreichen der Kapazitätsgrenze von 100.000 Stück realisiert.
Die fixen Gesamtkosten verlaufen für alle Beschäftigungsgrade parallel zur x-Achse (= konstanten Verlauf); hier bei Kf = 1.000.000 €.
08. Welche Aussagekraft hat die Ermittlung der „kritischen Menge“ im Rahmen der Kostenvergleichsrechnung?
Die kritische MengeIm Rahmen der Break-even-Analyse ist die kritische Menge erreicht, wenn U = K (vgl. 06.). Im Gebiet der statischen Investitionsrechnung bezeichnet man als kritische Menge die Menge, bei der eine Investition gerade vorteilhaft wird. (auch: Grenzstückzahl) ist die Menge, bei der zwei verschiedene Fertigungsverfahren mit gleichen Kosten arbeiten.
Allgemein gilt für die kritische Stückzahl x:
$$K_{1} = K_{2}$$
1, 2: Verfahren 1, 2 $$K_{f1} + x \cdot k_{1} = K_{f2} + x \cdot k_{2}$$
$$x = \frac{K_{f1} – K_{f2}}{k_{2} – k_{1}} = \frac{K_{f2} – K_{f1}}{k_{1} – k_{2}}$$
In Worten:
$$Grenzstückzahl = \frac{Fixkosten\; 1 – Fixkosten\; 2}{variable\; Stückkosten\; 2 – variable\; Stückkosten\; 1}$$
Betrachtet man die Formel, so lässt sich leicht erkennen, dass die Errechnung der kritischen Menge auf der Differenz der Fixkosten und der Differenz der variablen Stückkosten beruht.
Beispiel
Beispiel 1:
Wahl des Fertigungsverfahrens
Für einen Auftrag stehen zwei Maschinen mit folgenden Daten zur Verfügung:
Wahl des Fertigungsverfahrens | |||
Kostenart | Verfahren 1 | Verfahren 2 | |
CNC-Maschine | Bearbeitungsautomat | ||
Kf | Rüstkosten | 50 € | 300 € |
kv | Materialkosten | 3 €/Stk. | 3 €/Stk. |
Fertigungslohn | 10 €/Stk. | 5 €/Stk. |
$$x = \frac{K_{f1} – K_{f2}}{k_{2} – k_{1}}$$
$$= \frac{300 € – 50 €}{10 €/Stk. – 5 €/Stk.} = 50\; Stk.$$
Die kritische Menge liegt bei 50 Stück; oberhalb von 50 Stück ist Verfahren 2 kostengünstiger.
Grafische Lösung:
Legende:
k = variable Kosten; Kf = fixe Kosten; K = Gesamtkosten; 1, 2 = Verfahren 1, 2
Ergebnis:
Bei Überschreiten der kritischen Menge ist das kostengünstigere Verfahren zu wählen; es ist das Verfahren, das zwar höhere Fixkosten aber geringere variable Kosten hat.
Beispiel 2:
Eigen- oder Fremdfertigung
Für die Fertigung werden Blechgehäuse Typ T2706 seit längerer Zeit fremd zugekauft. Der Lieferant hat zu Jahresbeginn seine Konditionen angehoben und bietet Ihnen jetzt folgende Bedingungen an: Listeneinkaufspreis 100 € je Stück, 10 % Rabatt und 3 % Skonto innerhalb von 10 Tagen oder 30 Tage ohne Abzug. Die Bezugskosten betragen 2,70 € pro Stück.
Aufgrund der Preisanhebung soll geprüft werden, ob die Eigenfertigung des Blechgehäuses unter Kostengesichtspunkten vertretbar ist. Der Jahresbedarf wird bei rd. 1.800 Stück liegen. Für die Eigenfertigung wurden folgende Plandaten ermittelt: Anschaffung einer Fertigungslinie (Stanzen, Pressen, Lackieren) zum Preis von 400.000 €; die Anlage soll auf zehn Jahre linear abgeschrieben werden mit einem Restwert von 50.000 €. Der Zinssatz für die kalkulatorische Abschreibung wird mit 8 % angenommen (Eigenfinanzierung). Sonstige Fixkosten p. a. in Höhe von 9.000 € sind zu berücksichtigen. Der Fertigungslohn beträgt 25 € je Stück, die Materialkosten 15 € je Stück.
Zu ermitteln ist rechnerisch und grafisch, bei welcher Stückzahl die kritische Menge liegt und welche Kostendifferenz sich bei dem geplanten Jahresbedarf ergibt.
Rechnerische Lösung:
Stückkalkulation | |||||
Fremdbezug | Eigenfertigung | ||||
Listeneinkaufspreis | 100,00 | kalkulatorische Abschreibung: (400.000 – 50.000) : 10 | 35.000,00 | ||
– | 10 % Rabatt | –10,00 | + | kalkulatorische Zinsen: (400.000 + 50.000) : 2 • 8 : 100 | 18.000,00 |
= | Zieleinkaufspreis | 90,00 | + | sonstige Fixkosten | 9.000,00 |
– | 3 % Skonto | –2,70 | = | Fixkosten, gesamt | 62.000,00 |
= | Bareinkaufspreis | 87,30 | Fertigungslohn pro Stk. | 25,00 | |
+ | Bezugskosten | 2,70 | + | Materialkosten pro Stk. | 15,00 |
= | Einstandspreis | 90,00 | = | variable Stückkosten, gesamt | 40,00 |
$$x = \frac{K_{f2} – K_{f1}}{k_{1} – k_{2}}$$ | 2: Eigenfertigung 1: Fremdfertigung |
modifiziert sich zu
$$x = \frac{K_{f}\; (Eigenfertigung)}{Bezugspreis – k_{v}\; (Eigenfertigung)}$$ | mit Kf (Fremdfertigung) = 0 k1 = Bezugspreis |
$$= \frac{62.000 €}{90 €/Stk. – 40 €/Stk.} = 1.240\; Stück$$
Die kritische Menge liegt bei 1.240 Stück. Oberhalb dieser Menge ist die Eigenfertigung kostengünstiger, da die variablen Stückkosten niedriger sind.
Für die Planmenge p. a. ergibt sich
► | bei Eigenfertigung: | 1.800 Stk. • 40 €/Stk. + 62.000 € | = 134.000 € |
► | bei Fremdbezug: | 1.800 Stk. • 90 €/Stk. | = 162.000 € |
Kosteneinsparung p. a. durch den Wechsel von Fremdbezug zur Eigenfertigung | = 28.000 € |
Grafische Lösung:
Beispiel 3:
Eigen- oder Fremdfertigung
Fremdbezug: | Einkaufspreis | = 18,00 € bei 900 Stück |
Eigenfertigung: | Fertigungsmaterial/Stück | = 4,00 €/Stück |
Fertigungszeit/Stück | = 7 min | |
Lohnkosten/Stunde | = 18,00 €/Std. | |
Maschinenkosten/Std. | = 36 €/Std. | |
Fixkosten der Fertigung | = 4.000 € |
Zunächst sind die variablen Kosten pro Stück zu berechnen:
$$Lohnkosten = \frac{7\; min/Stk. \cdot 18 €/Std.}{60\; min} = 2,10 €/Stk.$$
$$Maschinenkosten = \frac{7\; min/Stk. \cdot 36 €/Std.}{60\; min} = 4,20 €/Stk.$$
Daraus ergeben sich variable Stückkosten von: 4,00 + 2,10 + 4,20 = 10,30 €/Stk.
Im Break-even-Punkt gilt:
$$x = \frac{K_{f}}{p – k_{v}}$$
$$= \frac{4.000 €}{18 – 10,30 €} = 520\; Stück.$$
Ergebnis: Die Eigenfertigung ist günstiger.
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