Kursangebot | Betriebliches Kostenwesen | Betriebsabrechnungsbogen (BAB)

Betriebliches Kostenwesen

Betriebsabrechnungsbogen (BAB)

 

01. Welche Aufgaben erfüllt der BAB?

  • Verteilung der Gemeinkosten auf die Kostenstellen

  • innerbetriebliche Leistungsverrechnung

  • Ermittlung der Ist-Gemeinkostenzuschlagssätze für die Kalkulation

  • Berechnung der Abweichungen der Ist-Gemeinkostenzuschlagssätze von den Normal-Gemeinkostenzuschlagssätzen (Kostenüber- bzw. Kostenunterdeckung)

  • kostenstellenbezogene Kostenkontrolle

  • Basis für Wirtschaftlichkeits- und Verfahrensvergleiche.

 

02. Wie werden die Zuschlagssätze für die Kalkulation ermittelt?

Bei der differenzierten Zuschlagskalkulation (= selektive Zuschlagskalkulation) werden die Gemeinkosten nach Bereichen getrennt erfasst (vgl. Beispiel 1 und 2) und die Zuschlagssätze differenziert ermittelt:

BereichGemeinkostenZuschlagsbasis
MaterialbereichMaterialgemeinkostenMaterialeinzelkosten
FertigungsbereichFertigungsgemeinkostenFertigungseinzelkosten
VerwaltungsbereichVerwaltungsgemeinkostenHerstellkosten des Umsatzes
VertriebsbereichVertriebsgemeinkostenHerstellkosten des Umsatzes

Demzufolge werden die differenzierten Zuschlagssätze folgendermaßen ermittelt:

 

$$Materialgemeinkostenzuschlag = \frac{Materialgemeinkosten}{Materialeinzelkosten} \cdot 100$$

 

$$Fertigungsgemeinkostenzuschlag = \frac{Fertigungsgemeinkosten}{Fertigungseinzelkosten} \cdot 100$$

 

$$Verwaltungsgemeinkostenzuschlag = \frac{Verwaltungsgemeinkosten}{Herstellkosten\; des\; Umsatzes} \cdot 100$$

 

$$Vertriebsgemeinkostenzuschlag = \frac{Vertriebsgemeinkosten}{Herstellkosten\; des\; Umsatzes} \cdot 100$$

Dabei sind die Herstellkosten des Umsatzes:

 Materialeinzelkosten
+Materialgemeinkosten
+Fertigungseinzelkosten
+Fertigungsgemeinkosten
=Herstellkosten der Erzeugung
Bestandsveränderungen (+ Minderbestand/– Mehrbestand)
=Herstellkosten des Umsatzes

Sind keine Bestandsveränderungen zu berücksichtigen – sind also alle in der Periode hergestellten Erzeugnisse verkauft worden – so gilt:

 

$$Herstellkosten\; der\; Erzeugung = Herstellkosten\; des\; Umsatzes$$

Beispiel

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Ermittlung der Zuschlagssätze
Zahlen der KLRMaterialFertigungVerwaltungVertrieb 
Gemeinkosten23.903142.70060.61018.183553.903
Einzelkosten217.300170.000
Bestandsveränderungen – 190.243
Herstellkosten d. Umsatzes 363.660
Zuschlagsbasis217.300170.000363.660363.660 
Zuschlagssätze23.903 : 217.300 • 100142.700 : 170.000 • 10060.610 : 363.660 • 10018.183 : 363.660 • 100
11,00 %83,94 %16,67 %5.00 %

 

03. Was ist der Unterschied zwischen Istgemeinkosten und Normalgemeinkosten?

  • Istgemeinkosten sind die in einer Periode tatsächlich anfallenden Kosten; sie dienen zur Ermittlung der Ist-Zuschlagssätze (vgl. Beispiel 02.: 11,00 %, 83,94 % usw.).

  • Normalgemeinkosten sind statistische Mittelwerte der Kosten zurückliegender Perioden; sie dienen zur Ermittlung der Normal-Zuschlagssätze. Dies bewirkt eine Vereinfachung im Rechnungswesen. Kurzfristige Kostenschwankungen werden damit ausgeschaltet.

 

04. Wie wird die Kostenüber- bzw. Kostenunterdeckung ermittelt?

Am Ende einer Abrechnungsperiode werden die Normalgemeinkosten (auf der Basis von Normal-Zuschlagssätzen) mit den Istgemeinkosten (auf der Basis der Ist-Gemeinkostenzuschläge) verglichen. Es gilt:

Merke

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Normalgemeinkosten > Istgemeinkosten → Kostenüberdeckung

Normalgemeinkosten 

Berechnung der Normalgemeinkosten:

  1.  

    $$Normalmaterialgemeinkosten = Istkosten/Material \cdot Normalzuschlag$$

  2.  

    $$Normalfertigungsgemeinkosten = Istkosten/Fertigung \cdot Normalzuschlag$$

  3.  

    $$Normalverwaltungsgemeinkosten = Normalkosten/Herstellung \cdot Normalzuschlag$$

  4.  

    $$Normalvertriebsgemeinkosten = Normalkosten/Herstellung \cdot Normalzuschlag$$

Berechnung der Istgemeinkosten:

  1.  

    $$Istmaterialgemeinkosten = Istkosten/Material \cdot Istzuschlag$$

  2.  

    $$Istfertigungsgemeinkosten = Istkosten/Fertigung \cdot Istzuschlag$$

  3.  

    $$Istverwaltungsgemeinkosten = Istkosten/Herstellung \cdot Istzuschlag$$

  4.  

    $$Istvertriebsgemeinkosten = Istkosten/Herstellung \cdot Istzuschlag$$

Beispiel

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Das Unternehmen kalkuliert mit bestimmten Normalzuschlagssätzen auf der Basis der Einzelkosten; in der Abrechnungsperiode wurden folgende Istgemeinkosten sowie ein Minderbestand von 10.000 € ermittelt:

 MaterialFertigungVerwaltungVertrieb
Normal-Zuschlagssätze50 %120 %20 %10 %
Einzelkosten50.000140.000 
Istgemeinkosten30.000154.00084.48046.080

Es ist die Kostenüber-/Kostenunterdeckung der Kostenstellen zu ermitteln und zu kommentieren.

Bearbeitungsschritte:

  1. Berechnung der Ist-Zuschlagssätze; dabei sind die Herstellkosten des Umsatzes auf Istkostenbasis zu ermitteln.

  2. Berechnung der Normalgemeinkosten mithilfe der Normal-Zuschlagssätze; dabei sind die Herstellkosten des Umsatzes auf Normalkostenbasis zu ermitteln.

  3. Berechnung der Über-/Unterdeckung je Kostenstelle und Analyse der Ergebnisse.

 MaterialFertigungVerwaltungVertriebSumme
Kalkulation auf Istkosten­basisIst-Gemein­kosten30.000154.00084.48046.080314.560
Zuschlags­grundlage50.000140.000384.000384.000 
Ist-Zuschlags­sätze60 %110 %22 %12 %
Kalkulation auf Normal­kosten­basisNormal­gemein­kosten25.000168.00078.60039.300310.900
Zuschlags­grundlage50.000140.000393.000393.000 
Normal­zuschlags­sätze50 %120 %20 %10 %
Überdeck­ung (+)  14.000 
Unterdeck­ung (–)5.000 5.8806.7803.660

Analyse der Wirtschaftlichkeit (Kostenüber-/Kostenunterdeckung) der einzelnen Kostenstellen:

  1. Die Kostenunterdeckung (Normalgemeinkosten im Materialbereich könnte beruhen auf, z. B.: höhere Lagerkosten.

  2. Die Kostenüberdeckung (Normalgemeinkosten > Istgemeinkosten) im Fertigungsbereich könnte beruhen auf, z. B.: wirtschaftliche Losgrößenfertigung, optimale Instandhaltung, geringer Verschleiß der Werkzeuge.

  3. Die Kostenunterdeckung im Verwaltungsbereich könnte beruhen auf, z. B.: höhere Gemeinkosten, höhere Abschreibung aufgrund von Rationalisierungsinvestitionen.

  4. Die Kostenunterdeckung im Vertriebsbereich könnte beruhen auf, z. B.: höhere Gemeinkostenlöhne, höhere Energiekosten.