Kursangebot | Betriebswirtschaftliches Handeln | Kalkulationsverfahren

Betriebswirtschaftliches Handeln

Kalkulationsverfahren

01. Wie ist das Verfahren bei der Divisionskalkulation?

  • Einstufige Divisionskalkulation:

    Voraussetzungen:

    • Massenfertigung; Einproduktunternehmen

    • einstufige Fertigung

    • keine Kostenstellen

    • keine Aufteilung in Einzel- und Gemeinkosten

    • produzierte Menge = abgesetzte Menge; xP = xA

    Berechnung:

    Die Stückkosten (k) ergeben sich aus der Division der Gesamtkosten (K) durch die in der Abrechnungsperiode produzierte (und abgesetzte) Menge (x).

     

    $$Stückkosten = \frac{Gesamtkosten}{Ausbringungsmenge}$$

     

    $$k = \frac{K}{x}\; €/Stk.$$

    Beispiel

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    Ein Einproduktunternehmen produziert und verkauft im Monat Januar 1.200 Stück bei 360.000 € Gesamtkosten. Die Stückkosten betragen:

     

    $$k = \frac{K}{x}\; €/Stk.$$

    $$= \frac{360.000 €}{1.200\; Stück} = 300 €/Stk.$$

  • Mehrstufige Divisionskalkulation:

    Voraussetzungen:

    • Massenfertigung; Einproduktunternehmen

    • zwei oder mehrstufige Fertigung

    • produzierte Menge ≠ abgesetzte Menge; xP ≠ xA

    • Aufteilung der Gesamtkosten (K) in Herstellkosten (KH) sowie Vertriebskosten (KVertr.) und Verwaltungskosten (KVerw.)

      die Herstellkosten werden auf die produzierte Menge (xP) bezogen, die Vertriebs- und Verwaltungskosten auf die abgesetzte Menge (xA).

    Berechnung:

    Bei einer zweistufigen Fertigung ergibt sich folgende Berechnung:

     

    $$Stückkosten = \frac{Herstellkosten}{produzierte\; Menge} + \frac{Vertriebs-\; und\; Verwaltungskosten}{abgesetzte\; Menge}$$

     

    $$Stückkosten = \frac{K_{H}}{x_{P}} + \frac{K_{Vertr.} + K_{Verw.}}{x_{A}}$$

    Beispiel

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    Ein Betrieb produziert im Monat Januar 1.200 Stück, von denen 1.000 verkauft werden. Die Herstellkosten betragen 240.000 €, die Vertriebs- und Verwaltungskosten 120.000 €. Die Stückkosten sind:

     

    $$Stückkosten = \frac{240.000 €}{1.200\; Stk.} + \frac{120.000 €}{1.000\; Stk.} = 200 €/Stk. + 120 €/Stk. = 320 €/Stk.$$

    Analog geht man bei einer n-stufigen Fertigung vor: Die Kosten je Fertigungsstufe werden auf die entsprechenden Stückzahlen bezogen:

     

    $$Stückkosten = \frac{K_{H1}}{x_{P1}} + \frac{K_{H2}}{x_{P2}} + … + \frac{K_{Hn}}{x_{Pn}} + \frac{K_{Vertr.} + K_{Verw.}}{x_{A}}$$

  • Divisionskalkulation mit Äquivalenzziffern:

    Voraussetzungen:

    • Sortenfertigung (gleichartige, aber nicht gleichwertige Produkte)

    • die Stückkosten der einzelnen Sorten stehen langfristig in einem konstanten Verhältnis; man geht aus von einer Einheitssorte (Bezugsbasis), die die Äquivalenzziffer 1 erhält; alle anderen Sorten erhalten Äquivalenzziffern im Verhältnis zur Einheitssorte; sind z. B. die Stückkosten einer Sorte um 40 % höher als die der Einheitssorte, so erhält sie die Äquivalenzziffer 1,4 usw.

    • produzierte Menge = abgesetzte Menge; xP = xA

    Beispiel

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    In einer Ziegelei werden drei Sorten hergestellt. Die Gesamtkosten betragen in der Abrechnungsperiode 104.400 Stück. Die produzierten Mengen sind: 30.000, 15.000, 20.000 Stück. Das Verhältnis der Kosten beträgt 1 : 1,4 : 1,8.

    Sorteproduzierte Menge (in Stk.)ÄquivalenzzifferRecheneinheitenStückkosten (in €/Stk.)Gesamtkosten
    (1)(2)(3)(4)(5)
    I30.000130.0001,2036.000
    II15.0001,421.0001,6825.200
    III20.0001,836.0002,1643.200
      87.000 104.400

    Erläuterung des Rechenweges:

    1. Schritt: Ermittlung der Äquivalenzziffern bezogen auf die Einheitssorte.

    2. Schritt: Die Multiplikation der Menge je Sorte mit der Äquivalenzziffer ergibt die Recheneinheit je Sorte (= Umrechnung der Mengen auf die Einheitssorte).

    3. Schritt: Die Division der Gesamtkosten durch die Summe der Recheneinheiten (RE) ergibt die Stückkosten der Einheitssorte: 104.400 € : 87.000 RE = 1,20 €/Stk.

     

    $$Kosten\; je\; Recheneinheit = \frac{Summe\; Gesamtkosten}{Summe\; der\; Recheneinheiten}$$

    4. Schritt: Die Multiplikation der Stückkosten der Einheitssorte mit der Äquivalenzziffer je Sorte ergibt die Stückkosten je Sorte: 1,20 • 1,4 = 1,68

    Spalte [5] zeigt die anteiligen Gesamtkosten je Sorte. Die Summe muss den gesamten Produktionskosten entsprechen (rechnerische Probe der Verteilung).

 

02. Wie ist das Verfahren bei der Zuschlagskalkulation?

Summarische Zuschlagskalkulation:

Voraussetzungen:

  • Die summarische Zuschlagskalkulation (auch: einfache/kumulative Zuschlagskalkulation) ist ein einfaches Verfahren, das bei Serien- oder Einzelfertigung angewendet wird.

  • Die Gesamtkosten werden in Einzel- und Gemeinkosten getrennt. Dabei werden die Einzelkosten der Kostenartenrechnung entnommen und dem Kostenträger direkt zugeordnet.

  • Die Gemeinkosten werden als eine Summe (summarisch; en bloc) erfasst und den Einzelkosten in einem Zuschlagssatz zugerechnet.

  • Es gibt nur eine Basis zur Berechnung des Zuschlagssatzes: entweder das Fertigungsmaterial oder die Fertigungslöhne oder die Summe (Fertigungsmaterial + Fertigungslöhne).

Beispiel

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In dem nachfolgenden Fallbeispiel wird angenommen, dass Möbel in Einzelfertigung hergestellt werden. Die verwendeten Einzel- und Gemeinkosten wurden in der zurückliegenden Abrechnungsperiode ermittelt und sollen als Grundlage zur Feststellung des Gemeinkostenzuschlages dienen:

Fall A:

 

$$Gemeinkostenzuschlag = \frac{Gemeinkosten}{Fertigungsmaterial} \cdot 100$$

z. B.:

 

$$Gemeinkostenzuschlag = \frac{120.000 €}{340.000 €} \cdot 100 = 35,29 \%$$

Fall B:

 

$$Gemeinkostenzuschlag = \frac{Gemeinkosten}{Fertigungslöhne} \cdot 100$$

z. B.:

 

$$Gemeinkostenzuschlag = \frac{120.000 €}{260.000 €} \cdot 100 = 46,15 \%$$

Fall C:

 

$$Gemeinkostenzuschlag = \frac{Gemeinkosten}{Fertigungsmaterial + Fertigungslöhne} \cdot 100$$

z. B.:

 

$$Gemeinkostenzuschlag = \frac{120.000 €}{340.000 € + 260.000 €} \cdot 100 = 20,0 \%$$

Es ergeben sich also unterschiedliche Zuschlagssätze – je nach Wahl der Bezugsbasis:

FallZuschlagsbasisGemeinkostensatz
AFertigungsmaterial35,29 %
BFertigungslöhne46,15 %
CFertigungsmaterial + Fertigungslöhne20,00 %

In der Praxis wird man die summarische Zuschlagskalkulation nur dann einsetzen, wenn relativ wenig Gemeinkosten anfallen; im vorliegenden Fall darf das unterstellt werden.

Als Basis für die Berechnung des Zuschlagssatzes wird man die Einzelkosten nehmen, bei denen der stärkste Zusammenhang zwischen Einzel- und Gemeinkosten gegeben ist (z. B. proportionaler Zusammenhang zwischen Fertigungsmaterial und Gemeinkosten).

Beispiel

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Das Unternehmen hat einen Auftrag zur Anfertigung einer Schrankwand erhalten. An Fertigungsmaterial werden 3.400 € und an Fertigungslöhnen 2.200 € anfallen. Es sollen die Selbstkosten dieses Auftrages alternativ unter Verwendung der unterschiedlichen Zuschlagssätze (siehe oben) ermittelt werden (Kostenangaben in €).

Fall A:

imported

Fall B:

imported

 

Fall C:

imported

Ergebnisbewertung:

Man erkennt an diesem Beispiel, dass die Selbstkosten bei Verwendung alternativer Zuschlagssätze ungefähr im Intervall (6.600; 6.800) streuen – ein Ergebnis, das durchaus befriedigend ist. Die Ursache für die verhältnismäßig geringe Streuung ist in den relativ geringen Gemeinkosten zu sehen.

Bei höheren Gemeinkosten (im Verhältnis zu den Einzelkosten) wäre die beschriebene Streuung größer und könnte zu der Überlegung führen, dass eine summarische Zuschlagskalkulation betriebswirtschaftlich nicht mehr zu empfehlen wäre, sondern ein Wechsel auf die differenzierte Zuschlagskalkulation vorgenommen werden muss.

Differenzierte Zuschlagskalkulation:

Die differenzierte Zuschlagskalkulation (auch: selektive Zuschlagskalkulation) liefert i. d. R. genauere Ergebnisse als die summarische Zuschlagskalkulation. Voraussetzung dafür ist eine Kostenstellenrechnung. Die Gemeinkosten werden nach Bereichen getrennt erfasst und die Zuschlagssätze differenziert ermittelt:

BereichGemeinkostenZuschlagsbasis
MaterialbereichMaterialgemeinkostenMaterialeinzelkosten
FertigungsbereichFertigungsgemeinkostenFertigungseinzelkosten
VerwaltungsbereichVerwaltungsgemeinkostenHerstellkosten des Umsatzes
VertriebsbereichVertriebsgemeinkosten

Demzufolge werden die differenzierten Zuschlagssätze folgendermaßen ermittelt:

 

$$Materialgemeinkostenzuschlag = \frac{Materialgemeinkosten}{Materialeinzelkosten} \cdot 100$$

 

$$Fertigungsgemeinkostenzuschlag = \frac{Fertigungsgemeinkosten}{Fertigungseinzelkosten} \cdot 100$$

 

$$Verwaltungsgemeinkostenzuschlag = \frac{Verwaltungsgemeinkosten}{Herstellkosten\; des\; Umsatzes} \cdot 100$$

 

$$Vertriebsgemeinkostenzuschlag = \frac{Vertriebsgemeinkosten}{Herstellkosten\; des\; Umsatzes} \cdot 100$$

Für die differenzierte Zuschlagskalkulation wird bei dem Gesamtkostenverfahren folgendes Schema verwendet:

 

Differenzierte Zuschlagskalkulation – Gesamtkostenverfahren
ZeileKostenartAbkürzungBerechnung
(Z = Zeile)
1 MaterialeinzelkostenMEKdirekt
2+MaterialgemeinkostenMGKZ 1 • MGK-Zuschlag
3=MaterialkostenMKZ 1 + Z 2
4 FertigungseinzelkostenFEKdirekt
5+FertigungsgemeinkostenFGKZ 4 • FGK-Zuschlag
6+Sondereinzelkosten der FertigungSEKFdirekt
7=FertigungskostenFK∑ Z 4 bis 6
8=Herstellkosten der Fertigung/ErzeugungHKFZ 3 + Z 7
9Bestandsmehrung, fertige/unfertige ErzeugnisseBV+direkt
10+Bestandsminderung, fertige/unfertige ErzeugnisseBV–direkt
11=Herstellkosten des UmsatzesHKU∑ Z 8 bis 10
12+VerwaltungsgemeinkostenVwGKZ 11 • VwGK-Zuschlag
13+VertriebsgemeinkostenVtGKZ 11 • VtGK-Zuschlag
14+Sondereinzelkosten des VertriebsSEKVdirekt
15=Selbstkosten des UmsatzesSKU∑ Z 11 bis 14

Hinweise zur Berechnung:

Zeile 6:
Sondereinzelkosten der Fertigung fallen nicht bei jedem Auftrag an, z. B. Einzelkosten für eine spezielle Konstruktionszeichnung.

Zeile 9 – 10:
Bestandsmehrungen an fertigen/unfertigen Erzeugnissen haben zum Umsatz nicht beigetragen, sie sind zu subtrahieren (werden auf Lager genommen).
Bestandsminderungen an fertigen/unfertigen Erzeugnissen haben zum Umsatz beigetragen, sie sind zu addieren (werden vom Lager genommen und verkauft).

Zeile 14:
Sondereinzelkosten des Vertriebs (analog zu Zeile 6) fallen nicht generell an und werden dem Auftrag als Einzelkosten zugerechnet, z. B. Kosten für Spezialverpackung.

 

Beispiel

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Wir kehren noch einmal zurück zu der Möbelfirma: Das Unternehmen will den vorliegenden Auftrag über die Schrankwand nun mithilfe der differenzierten Zuschlagskalkulation berechnen.

Folgende Daten liegen aus der zurückliegenden Abrechnungsperiode vor:

Fertigungsmaterial340.000 €
Fertigungslöhne260.000 €

Aus dem BAB ergaben sich folgende Gemeinkosten:

Materialgemeinkosten60.000 €
Fertigungsgemeinkosten30.000 €
Verwaltungsgemeinkosten10.000 €
Vertriebsgemeinkosten20.000 €

Für den Auftrag werden 3.400 € Fertigungsmaterial und 2.200 € Fertigungslöhne anfallen. Bestandsveränderungen sowie Sondereinzelkosten liegen nicht vor. Zu kalkulieren sind die Selbstkosten des Auftrags.

1. Schritt: Ermittlung der Zuschlagssätze für Material und Lohn

 

$$MGK-Zuschlag = \frac{MGK \cdot 100}{MEK}$$

$$= \frac{60.000 \cdot 100}{340.000} = 17,65 \%$$

 

$$FGK-Zuschlag = \frac{FGK \cdot 100}{FEK}$$

$$= \frac{30.000 \cdot 100}{260.000} = 11,54 \%$$

2. Schritt: Ermittlung der Herstellkosten des Umsatzes als Grundlage für die Berechnung des Verwaltungs- und des Vertriebsgemeinkostensatzes

 Materialeinzelkosten340.000,00
+Materialgemeinkosten60.000,00
+Fertigungseinzelkosten260.000,00
+Fertigungsgemeinkosten30.000,00
=Herstellkosten des Umsatzes690.000,00

 

$$VwGK-Zuschlag = \frac{VwGK \cdot 100}{HKU}$$

$$= \frac{10.000 \cdot 100}{690.000} = 1,45 \%$$

 

$$VtGK-Zuschlag = \frac{VtGK \cdot 100}{HKU}$$

$$= \frac{20.000 \cdot 100}{690.000} = 2,90 \%$$

3. Schritt: Kalkulation der Selbstkosten des Auftrages mithilfe des Schemas:

 Materialeinzelkosten 3.400,00
+Materialgemeinkosten17,65 %600,10
=Materialkosten 4.000,10
 Fertigungseinzelkosten 2.200,00
+Fertigungsgemeinkosten11,54 %253,88
=Fertigungskosten 2.453,88
 Herstellkosten der Fertigung 6.453,98
=Herstellkosten des Umsatzes 6.453,98
+Verwaltungsgemeinkosten1,45 %93,58
+Vertriebsgemeinkosten2,90 %187,17
=Selbstkosten (des Auftrags) 6.734,73

Bewertung des Ergebnisses:

Man kann an diesem Beispiel erkennen, dass die Selbstkosten auf Basis der differenzierten Zuschlagskalkulation nur wenig von denen auf Basis der summarischen Zuschlagskalkulation abweichen. Die Ursache ist darin zu sehen, dass wir im vorliegenden Fall einen Kleinbetrieb mit nur sehr geringen Gemeinkosten haben. Es lässt sich zeigen, dass bei hohen Gemeinkosten die differenzierte Zuschlagskalkulation eindeutig zu besseren Ergebnissen als die summarische Zuschlagskalkulation führt.