Inhaltsverzeichnis
- 01. Welche Aufgabe erfüllt die Kostenstellenrechnung?
- 02. Was ist eine Kostenstelle?
- 03. Welchen Kostenstellen werden verrechnungstechnisch unterschieden?
- 04. Nach welchen Merkmalen können Kostenstellen gebildet werden?
- 05. Welche Prinzipien gelten bei der Bildung von Kostenstellen?
- 06. Welche Kostenbereiche werden im Betriebsabrechnungsbogen gebildet?
- 07. Welche Aufgabe hat der Betriebsabrechnungsbogen (BAB)?
- 08. Wie erfolgt die Verteilung der Kostenarten auf die Kostenstellen?
- 09. Wie erfolgt die Verrechnung der Kostenarten auf die Kostenstellen im Betriebsabrechnungsbogen (BAB)?
- 10. Welche Erfassungsgrundlagen bzw. Verteilungsschlüssel sind für die Verrechnung der Gemeinkosten auf die Kostenstellen geeignet?
- 11. Wie ist der Betriebsabrechnungsbogen (BAB) als Hilfsmittel der Kostenstellenrechnung strukturiert?
- 90.700
- 10.400
- 42.200
- 26.150
- 11.950
- 12. Wie werden die Zuschlagssätze für die Kalkulation ermittelt?
- 13. Wie können innerbetriebliche Leistungen verrechnet werden?
- 14. Was ist der Unterschied zwischen Istgemeinkosten und Normalgemeinkosten?
- 15. Wie wird die Kostenüber- bzw. Kostenunterdeckung ermittelt?
01. Welche Aufgabe erfüllt die Kostenstellenrechnung?
Die Kostenstellenrechnung ist nach der Kostenartenrechnung die zweite Stufe innerhalb der Kostenrechnung. Sie hat die Aufgabe, die Gemeinkosten verursachergerecht auf die Kostenstellen zu verteilen, die jeweiligen Zuschlagssätze zu ermitteln und den Kostenverbrauch zu überwachen.
Der BAB erfüllt im Einzelnen folgende Aufgaben:
Verteilung der Gemeinkosten auf die Kostenstellen
innerbetriebliche Leistungsverrechnung
Ermittlung der Ist-Gemeinkostenzuschlagssätze für die Kalkulation
Berechnung der Abweichungen der Ist-Gemeinkostenzuschlagssätze von den Normal-Gemeinkostenzuschlagssätzen (Kostenüber- bzw. Kostenunterdeckung)
kostenstellenbezogene Kostenkontrolle
Basis für Wirtschaftlichkeits- und Verfahrensvergleiche.
02. Was ist eine Kostenstelle?
Kostenstellen sind nach bestimmten Grundsätzen abgegrenzte Bereiche des Gesamtunternehmens, in denen die dort entstandenen Kostenarten verursachungsgerecht gesammelt werden.
03. Welchen Kostenstellen werden verrechnungstechnisch unterschieden?
Hauptkostenstellen sind Kostenstellen, an denen unmittelbar am Erzeugnis gearbeitet wird, z. B.: Lackiererei, Montage.
Hilfskostenstellen sind nicht direkt an der Produktion beteiligt, z. B.: Arbeitsvorbereitung, Konstruktion.
Allgemeine Kostenstellen können den Funktionsbereichen nicht unmittelbar zugeordnet werden, z. B.: Werkschutz, Fuhrpark.
04. Nach welchen Merkmalen können Kostenstellen gebildet werden?
05. Welche Prinzipien gelten bei der Bildung von Kostenstellen?
Die Kostenstellenrechnung muss ihrer besonderen Kontrollfunktion gerecht werden: Die Kostenabweichungen müssen dort ermittelt werden, wo sie tatsächlich entstehen. Aus diesem Grunde müssen drei Prinzipien (auch: Gliederungsgrundsätze) bei der Bildung von Kostenstellen eingehalten werden:
Es müssen genaue Maßstäbe als Bezugsgröße zur Kostenverursachung festgelegt werden. Als Bezugsgrößen kommen z. B. infrage: Der Fertigungslohn, die Fertigungszeit, die Erzeugniseinheit. Die Bezugsgröße sollte zur Leistung der Kostenstelle proportional sein.
Jede Kostenstelle ist ein eigenständiger Verantwortungsbereich.
Kostenbelege müssen je Kostenstelle problemlos gebucht werden können.
06. Welche Kostenbereiche werden im Betriebsabrechnungsbogen gebildet?
Meist werden folgende Kostenbereiche im Betriebsabrechnungsbogen (BAB) eines Industrieunternehmens gebildet:
Allgemeiner Bereich | Er enthält die Kostenstellen, die keiner der vier Funktionen (Material, Fertigung, Verwaltung, Vertrieb) zugeordnet werden können. |
Hauptkostenstellen | Hier wird direkt an der Produktherstellung gearbeitet. |
Unterkostenstellen | Sie werden in großen Betrieben gebildet und sind eine weitere Unterteilung von Hauptkostenstellen. |
Hilfskostenstellen | Sie leisten nur einen mittelbaren Beitrag zur Produktion und dienen z. B. der Vorbereitung und Aufrechterhaltung der Fertigung. |
Nebenkostenstellen | Gelegentlich werden Nebenkostenstellen geführt: Sie erfassen z. B. Kosten von Neben-/Ergänzungsprodukten, z. B.: Abfallverwertung; Wäscherei in einem Waschmittelwerk; Verkauf von Sägespänen bei der Holzverarbeitung. |
07. Welche Aufgabe hat der Betriebsabrechnungsbogen (BAB)?
Der BAB ist die tabellarische Form der Kostenstellenrechnung. Er wird monatlich oder jährlich erstellt und ist nach Kostenstellen und nach Kostenarten gegliedert. Im BAB werden die Gemeinkosten nach Belegen oder nach geeigneten Verteilungsschlüsseln auf die Kostenstellen verteilt. Anschließend erfolgt die Berechnung der Zuschlagssätze als Grundlage für die Kostenträgerstück- bzw. Kostenträgerzeitrechnung.
08. Wie erfolgt die Verteilung der Kostenarten auf die Kostenstellen?
Buchhalterische (kontenmäßige) Aufteilung:
Die Kosten der Kostenartenkonten werden verteilt auf die Kostenstellen-Konten und weiterhin auf die Kostenträgerkonten. Unter Berücksichtigung der Lagerzu- und -abgänge und der Umsatzerlöse erfolgt eine Saldierung auf dem Konto Betriebsergebnis.
Unterstellt man vereinfacht, dass es keine Lagerbestände an fertigen und unfertigen Erzeugnissen gibt, d. h. alle in der Periode hergestellten Erzeugnisse auch verkauft wurden, weist daher lt. IKR das Konto 9900 Betriebsergebnis auf der Sollseite alle Kosten der Herstellung, des Vertriebs und der Verwaltung (Klasse 6/7) und auf der Habenseite die Umsatzerlöse/Leistungen (Klasse 5) aus.
Klasse 6/7
KostenKlasse 5
LeistungenKlasse 9
BetriebsergebnisStatistisch-tabellarisches Verfahren unter Verwendung des BAB:
Im BAB werden die Gemeinkosten der Kostenartenrechnung auf die im Unternehmen eingerichteten Kostenstellen verteilt:
09. Wie erfolgt die Verrechnung der Kostenarten auf die Kostenstellen im Betriebsabrechnungsbogen (BAB)?
Einzelkosten aus der Kostenartenrechnung werden direkt dem Kostenträger zugerechnet; sie müssen nicht im BAB aufgeführt sein. Achtung: Häufig werden die Einzelkosten trotzdem zu Informationszwecken in den BAB übernommen, da sie Basis für die Berechnung der Gemeinkostenzuschläge sind.
Bereich 1 des BAB:
Kostenstellen-Einzelkosten werden aufgrund von Belegen den Kostenstellen direkt zugerechnet, z. B. Hilfs-, Betriebsstoffe, Hilfslöhne, Gehälter, kalkulatorische Abschreibung, Ersatzteile.
Bereich 2 des BAB:
Kostenstellen-Gemeinkosten werden nach verursachungsgerechten Verteilungsschlüsseln auf die Kostenstellen umgelegt, z. B. Raumkosten, Steuer, Versicherungsprämien.
Die Reihenfolge der Verrechnung nach dem Stufenleitersystem (auch Treppenverfahren) ist dabei zu beachten:
Umlage der Allgemeinen Kostenstelle auf die Hilfs- und Hauptkostenstellen
Umlage der Hilfskostenstellen (= Vorkostenstellen) auf die Hauptkostenstellen
Es werden die Summen der Hauptkostenstellen (= Stellenendkosten) ermittelt.
Bereich 3 des BAB:
Durch Gegenüberstellung der Einzelkosten und der Summe der Gemeinkosten je Kostenstelle werden die Zuschlagssätze für die Kostenträgerrechnung ermittelt;
Beispiel
$$Materialgemeinkostenzuschlag = \frac{Materialgemeinkosten}{Materialeinzelkosten} \cdot 100$$
$$MGKZ = \frac{MGK}{MEK} \cdot 100$$
Erstellung des Betriebsabrechnungsbogens im Überblick:
Kostenstellen | ||||||
Allgemeiner Bereich | Materialbereich | Fertigungsbereich | Verwaltungsbereich | Vertriebsbereich | ||
Kostenarten | Allgemeine Kostenstellen | Materialkostenstellen | Fertigungshilfsstellen | Fertigungshauptstellen | Verwaltungsstellen | Vertriebsstellen |
Verrechnung der Kostenstellen-Einzelkosten | Bereich 1 des BAB: Verrechnung nach Belegen | |||||
Verrechnung der Kostenstellen-Gemeinkosten | Bereich 2 des BAB: Verrechnung nach Verteilungsschlüsseln | |||||
Summe der Hauptkostenstellen | … | … | … | … | … | |
Bereich 3 des BAB: Ermittlung der Zuschlagssätze für die Erzeugniskosten | ||||||
(MGK • 100) : MEK | (FGK • 100) : FEK | (VwGK • 100) : HKU | (VtrGK • 100) : HKU |
10. Welche Erfassungsgrundlagen bzw. Verteilungsschlüssel sind für die Verrechnung der Gemeinkosten auf die Kostenstellen geeignet?
Beispiel
Gemeinkosten | Verrechnung | Verrechnungsgrundlage – Beispiele | |
direkt | indirekt | ||
Hilfslöhne | x | Lohnbelege, Lohnlisten | |
Gehälter | x | Gehaltslisten | |
Hilfsstoffe | x | Entnahmescheine | |
Betriebsstoffe | x | Entnahmescheine | |
Fremdleistungen | x | Eingangsrechnungen | |
Kalkulatorische Abschreibungen | x | Anlagenkartei/-datei | |
Kalkulatorische Zinsen | x | Anschaffungswerte, Kapitalbindung | |
Raumkosten | x | Flächennutzung in m2 | |
Gesetzliche Sozialleistungen | x | Lohn-/Gehaltslisten | |
Freiwillige Sozialleistungen | Anzahl der Mitarbeiter je Kostenstelle | ||
Heizung | x | Raumgröße in m3 | |
Elektrische Energie | x | Anzahl der Verbraucher, kWh | |
Sachversicherungen | x | Anlagendatei, Anlagenwerte | |
Steuern | x | Kapitalbindung |
11. Wie ist der Betriebsabrechnungsbogen (BAB) als Hilfsmittel der Kostenstellenrechnung strukturiert?
Die inhaltlichen und rechnerischen Zusammenhänge werden anhand eines einfachen BAB dargestellt (vier Kostenstellen, ohne Hilfskostenstellen, ohne allgemeine Kostenstellen; die im BAB eingezeichneten Pfeile verdeutlichen die Berechnung des Zahlenmaterials):
Beispiel
Einfacher BAB
In einer Rechnungsperiode liefert die KLR nachfolgende Gemeinkosten, die entsprechend den angegebenen Schlüsseln zu verteilen sind; es existieren vier Hauptkostenstellen: Material, Fertigung, Verwaltung und Vertrieb:
Gemeinkosten | € | Verteilungsschlüssel |
Gemeinkostenmaterial | 9.600 | 3 : 6 : 2 : 1 |
Hilfslöhne | 36.000 | 2 : 14 : 5 : 3 |
Sozialkosten | 6.600 | 1 : 3 : 1,5 : 0,5 |
Steuern | 23.100 | 1 : 3 : 5 : 2 |
Sonstige Kosten | 7.000 | 2 : 4 : 5 : 3 |
Abschreibung (AfA) | 8.400 | 2 : 12 : 6 : 1 |
Die Verteilung der Gemeinkosten auf die Kostenstellen erfolgt beim einfachen BAB in folgenden Schritten:
Erstellen des BAB-Schemas
Verteilung der Gemeinkosten nach den vorgegebenen Schlüsseln
Addition der Kosten der Hauptkostenstellen
Probe: Die Summe aller Gemeinkosten aus der Buchhaltung ist gleich der Summe aller Kosten der Hauptkostenstellen.
Einfacher BAB | ||||||
Gemeinkosten | Zahlen der Buchhaltung | Verteilungsschlüssel | Material | Fertigung | Verwaltung | Vertrieb |
GKM | 9.600 | 3 : 6 : 2 : 1 | 2.400 | 4.800 | 1.600 | 800 |
Hilfslöhne | 36.000 | 2 : 14 : 5 : 3 | 3.000 | 21.000 | 7.500 | 4.500 |
Sozialkosten | 6.600 | 1 : 3 : 1,5 : 0,5 | 1.100 | 3.300 | 1.650 | 550 |
Steuern | 23.100 | 1 : 3 : 5 : 2 | 2.100 | 6.300 | 10.500 | 4.200 |
Sonstige Kosten | 7.000 | 2 : 4 : 5 : 3 | 1.000 | 2.000 | 2.500 | 1.500 |
AfA | 8.400 | 2 : 12 : 6 : 1 | 800 | 4.800 | 2.400 | 400 |
Summen | 90.700 | 10.400 | 42.200 | 26.150 | 11.950 |
Beispiel
Mehrstufiger BAB
In einer Rechnungsperiode liefert die KLR nachfolgende Gemeinkosten, die entsprechend den angegebenen Schlüsseln zu verteilen sind; es existieren die Kostenstellen: Allgemeine Kostenstelle, Materialstelle, Fertigungshilfsstelle, Fertigungsstelle A und B, Verwaltungsstelle und Vertriebsstelle. Die Umlage der Allgemeinen Kostenstelle ist nach dem Schlüssel 6 : 15 : 10 : 8 : 6 : 5 durchzuführen; die Fertigungshilfsstelle ist auf die Fertigungsstellen A und B im Verhältnis 6 : 4 zu verteilen.
Gemeinkosten | € | Verteilungsschlüssel |
Gemeinkostenmaterial (GKM) | 50.000 | 1 : 3 : 8 : 4 : 0 : 0 : 0 |
Gehälter | 200.000 | 2 : 4 : 3 : 3 : 2 : 8 : 3 |
Sozialkosten | 45.000 | 2 : 4 : 3 : 3 : 2 : 8 : 3 |
Steuern | 60.000 | 1 : 2 : 3 : 2 : 1 : 2 : 1 |
Abschreibung (AfA) | 160.000 | 2 : 4 : 6 : 7 : 2 : 3 : 1 |
Die Verteilung der Gemeinkosten auf die Kostenstellen erfolgt beim mehrstufigen BAB in folgenden Schritten:
Erstellen des BAB-Schemas
Verteilung der Gemeinkosten nach den vorgegebenen Schlüsseln
Umlage der Allgemeinen Kostenstelle
Umlage der Hilfskostenstelle
Addition der Kosten der Hauptkostenstellen
Probe: Die Summe aller Gemeinkosten aus der KLR ist gleich der Summe aller Kosten der Hauptkostenstellen.
12. Wie werden die Zuschlagssätze für die Kalkulation ermittelt?
Bei der differenzierten Zuschlagskalkulation (auch: selektive Zuschlagskalkulation) werden die Gemeinkosten nach Bereichen getrennt erfasst und die Zuschlagssätze differenziert ermittelt:
$$Materialgemeinkostenzuschlag = \frac{Materialgemeinkosten}{Materialeinzelkosten} \cdot 100$$
$$MGKZ = \frac{MGK}{MEK} \cdot 100$$
$$Fertigungsgemeinkostenzuschlag = \frac{Fertigungsgemeinkosten}{Fertigungseinzelkosten} \cdot 100$$
$$FGKZ = \frac{FGK}{FEK} \cdot 100$$
$$Verwaltungsgemeinkostenzuschlag = \frac{Verwaltungsgemeinkosten}{Herstellkosten\; des\; Umsatzes} \cdot 100$$
$$VwGKZ = \frac{VwGK}{HKU} \cdot 100$$
$$Vertriebsgemeinkostenzuschlag = \frac{Vertriebsgemeinkosten}{Herstellkosten\; des\; Umsatzes} \cdot 100$$
$$VtrGKZ = \frac{VtrGK}{HKU} \cdot 100$$
Dabei sind die Herstellkosten des Umsatzes:
Materialeinzelkosten | |
+ | Materialgemeinkosten |
+ | Fertigungseinzelkosten |
+ | Fertigungsgemeinkosten |
= | Herstellkosten der Erzeugung |
– | Bestandsveränderungen (+ Minderbestand/-Mehrbestand) |
= | Herstellkosten des Umsatzes |
Sind keine Bestandsveränderungen zu berücksichtigen – sind also alle in der Periode hergestellten Erzeugnisse verkauft worden – so gilt:
$$Herstellkosten\; der\; Erzeugung = Herstellkosten\; des\; Umsatzes$$
13. Wie können innerbetriebliche Leistungen verrechnet werden?
Findet ein Leistungsaustausch zwischen Kostenstellen statt, so ist eine Verrechnung der innerbetrieblichen Leistungen notwendig. Die innerbetriebliche Leistungsverrechnung (IBL) kann in folgender Weise durchgeführt werden:
Einseitige Leistungsverrechnung:
Hier wird vorausgesetzt, dass die leistende Kostenstelle keine Leistung von der empfangenden Kostenstelle erhält (Leistungen fließen nur in eine Richtung). Daher ist die richtige Reihung der Kostenstellen im BAB zu beachten.
Kostenartenverfahren Das Verfahren ist einfach aber ungenau und nur anwendbar, wenn die innerbetrieblichen Leistungen in Hauptkostenstellen erbracht werden: Nur die Einzelkosten der Eigenleistungen werden erfasst und auf die leis-tungsempfangenden Kostenstellen als Gemeinkosten verrechnet. Die Gemeinkosten der leistenden Kostenstelle werden nicht weiterverrechnet, sondern verbleiben an dieser Stelle. Kostenstellenumlageverfahren Im Gegensatz zum Kostenartenverfahren werden die gesamten primären Gemeinkosten der Hilfskostenstellen erfasst und als sekundäre Gemeinkosten auf die Hauptkostenstellen weiterverrechnet. Anbauverfahren:
Hilfskostenstellen werden nur über die Hauptkostenstellen abgerechnet.$$innerbetrieblicher\; Verrechnungssatz = \frac{primäre\; Kosten}{Gesamtleistung – Abgabe\; an\; Hilfskostenstellen}$$
Stufenleiterverfahren
Näherungsmethode zur schrittweisen Berechnung der innerbetrieblichen Verrechnungssätze. Dabei werden bei jeder abzurechnenden Hilfskostenstelle die empfangenen Leistungen der Hilfskostenstellen, die noch nicht abgerechnet sind, vernachlässigt.$$Kosten\; pro\; LE = \frac{primäre\; Kosten + empfangene\; LE \cdot Kosten\; dieser\; LE}{abgegebene\; Leistungen}$$
Kostenstellenausgleichsverfahren Ebenso wie beim Kostenartenverfahren werden den leistungsempfangenden Kostenstellen die Einzelkosten unmittelbar belastet. Es werden allerdings auch die Gemeinkosten auf die empfangenden Kostenstellen verrechnet. Da diese aber schon in den Gemeinkosten der leistenden Stellen verbucht sind, müssen sie bei den leistenden Stellen abgesetzt (Gutschrift) und den empfangenden Stellen zugeschrieben (Belastung) werden. Kostenträgerverfahren Innerbetriebliche Leistungen werden als Kostenträger behandelt und wie Absatzleistungen abgerechnet. Die entstandenen Kosten werden, wenn die Leistungen in der gleichen Periode verbraucht werden, den empfangenen Stellen belastet und den leistenden Stellen gutgeschrieben. Gegenseitige Leistungsverrechnung:
Verrechnungspreis-Verfahren:
Vor allem in größeren Unternehmen, deren Betriebe und Kostenstellen in stärkerem Maße Leistungen untereinander austauschen, werden zur Abrechnung des Leistungsaustausches im voraus innerbetriebliche Verrechnungspreise gebildet, die dann für einen längeren Zeitraum gelten (fester Verrechnungspreis). Nachteil der Festpreisbildung: Die Abrechnung führt auf den Hilfskostenstellen zu Kostenüber-/Kostenunterdeckungen. Die Festpreisbildung kann sich orientieren an Marktpreisen, Plankosten oder Normalkosten.
Mathematisches Verfahren (auch: Gleichungsverfahren):
Zur Lösung des Problems der Leistungsverrechnung wird ein Gleichungssystem aufgestellt, das in der Praxis mit Unterstützung der EDV bearbeitet wird.
14. Was ist der Unterschied zwischen Istgemeinkosten und Normalgemeinkosten?
Istgemeinkosten sind die in einer Periode tatsächlich anfallenden Kosten; sie dienen zur Ermittlung der Ist-Zuschlagssätze.
Normalgemeinkosten sind statistische Mittelwerte der Kosten zurückliegender Perioden; sie dienen zur Ermittlung der Normal-Zuschlagssätze. Dies bewirkt eine Vereinfachung im Rechnungswesen. Kurzfristige Kostenschwankungen werden damit ausgeschaltet.
15. Wie wird die Kostenüber- bzw. Kostenunterdeckung ermittelt?
Am Ende einer Abrechnungsperiode werden die Normalgemeinkosten (auf der Basis von Normal-Zuschlagssätzen) mit den Istgemeinkosten (auf der Basis der Ist-Gemeinkostenzuschläge) verglichen.
Merke
Es gilt im Rahmen der Kostenkontrolle:
Normalgemeinkosten | > | Istgemeinkosten | → | Kostenüberdeckung |
Normalgemeinkosten | Istgemeinkosten | → | Kostenunterdeckung |
Berechnung der Normalgemeinkosten:
$$Normalmaterialgemeinkosten = Istkosten/Material \cdot Normalzuschlag$$
$$Normalfertigungsgemeinkosten = Istkosten/Fertigung \cdot Normalzuschlag$$
$$Normalverwaltungsgemeinkosten = Normalkosten/Herstellung \cdot Normalzuschlag$$
$$Normalvertriebsgemeinkosten = Normalkosten/Herstellung \cdot Normalzuschlag$$
Berechnung der Istgemeinkosten:
$$Istmaterialgemeinkosten = Istkosten/Material \cdot Istzuschlag$$
$$Istfertigungsgemeinkosten = Istkosten/Fertigung \cdot Istzuschlag$$
$$Istverwaltungsgemeinkosten = Istkosten/Herstellung \cdot Istzuschlag$$
$$Istvertriebsgemeinkosten = Istkosten/Herstellung \cdot Istzuschlag$$