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Ökologie - Beispiele zur Renaturierung von Fließgewässern

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Ökologie

Beispiele zur Renaturierung von Fließgewässern

Die Emscher: Kloake des Ruhrgebiets

Die Emscher entspringt an ihrer Quelle bei Holzwickede und fließt als Nebenfluss des Rheins durch das Ruhrgebiet. Dabei passiert sie Industriestädte wie Dortmund, Gelsenkirchen, Essen, Oberhausen und Duisburg. Diese Region ist durch ihre massive industrielle Nutzung bekannt.

Ursprünglich war die Emscher ein mäandrierender Fluss, mit Überflutungsgebieten (Auen) und sumpfigen Bruchwäldern.

Im Jahr 1904 wurde mit der Kanalisation der Emscher und ihrer Nebenbäche begonnen. Das Flussbett musste dabei – aufgrund von Bergsenkungen – mehrfach tiefer gelegt werden, die Mündung in den Rhein wurde zweimal verlegt.

Während Ruhr und Lippe für die Trinkwasserversorgung der Bevölkerung genutzt wurden, wurde die Emscher als Abwasserkanal eingesetzt. Dabei wurde der Fluss mehrfach verlegt, komplett kanalisiert oder durch Betonschalen geleitet.

Die Gewässergüte dieses Flusses war auf Klasse IV abgesunken!

Mit großem Aufwand wurde/wird die Emscher renaturiert. Ein Abwasserkanal wird parallel zu dem renaturierten Flussverlauf verlegt. Kläranlagen wurden errichtet. Bis 2017 sollen die Arbeiten zur Emscher-Renaturierung abgeschlossen sein.

Ein ganz typisches Beispiel für die Behandlung dieses Flusses ist sein Verlauf bei Dortmund-Hörde. Hier war die Emscher über 100 Jahre in Rohren unter der Hermannshütte durchgeführt worden. Wo immer das Wasser außerhalb der Rohre zu sehen oder besser zu riechen war, machte sich der typische Geruch von Abwasser breit. Seit 2009 fließt die Emscher in diesem Gebiet nun durch ein renaturiertes oberirdisches Flussbett, ein neues Ökosystem kann sich entwickeln.

Leineaue bei Göttingen, Niedersachsen

Auch in Niedersachsen wird an der Renaturierung von begradigten Flüssen gearbeitet. Im Rahmen des Hochwasserschutzes wurden an den Rändern der Leineaue im Stadtbereich Göttingen nicht nur Dämme zum Schutz der anliegenden Häuser und Firmengebäude errichtet, sondern auch der komplette Flusslauf renaturiert.

Im Zuge dieser Renaturierung wurde das Flussbecken verbreitert und mit Mäandern versehen, zudem wurden Wasserpflanzen bzw. Bäume in der Aue gepflanzt.

Nur kurze Zeit nach diesen Umbaumaßnahmen ist allein bei den Wasservögeln eine deutlich größere Artenvielfalt zu sehen. Neben Grau- und Fischreihern, Schwänen und den durchaus üblichen Stockenten sind Mandarinenten und Gebirgsbachstelzen in den Leineauen zu beobachten. Wo früher nur das sehr aggressive Springkraut zu sehen war, finden sich jetzt Schilf- und Blühpflanzen in den seichten Uferbereichen.

Leineaue vor Umbaumaßnahmen: gerades Flussbett, monotone Pflanzen- und Tierwelt.
Leineaue vor Umbaumaßnahmen: gerades Flussbett, monotone Pflanzen- und Tierwelt.
Mäander: Zulauf eines Seitenarms der Leine in den Kiessee
Mäander: Zulauf eines Seitenarms der Leine in den Kiessee.
Leineaue bei Otto-Frey-Brücke; Stadtgebiet Göttingen ca. 1 Jahr nach Umbaumaßnahmen.
Leineaue bei Otto-Frey-Brücke ca. 1 Jahr nach den Umbaumaßnahmen.
Gebirgsbachstelze: seit den Umbaumaßnahmen in der Leineaue beheimatet. (Aufnahme stammt aus dem zoologischen Museum der Universität Göttingen.)
Gebirgsbachstelze: seit den Umbaumaßnahmen in der Leineaue beheimatet.