Den Wald wie wir ihn momentan sehen und kennen ist ein Holzwirtschaftswald. Ursprünglich waren große Flächen Deutschlands von Wäldern bedeckt.
Grundlage allen Wachstums im terrestrischen Ökosystem Wald ist der Boden. Der Waldboden ist Wasserspeicher und -filter, ein Reorganisator von pflanzlichen und tierischen Abfällen und ein vielfältiger und mehrschichtiger Lebensraum.
Standortansprüche heimischer Baumarten
Damit sich Waldboden und Pflanzenwachstum ausbilden kann, müssen gewisse Bedingungen in der Umwelt erfüllt sein. Diese Lebensbedingungen werden als Standortfaktoren bezeichnet.
Standortfaktoren zeigen direkte Auswirkungen auf das Pflanzen- und Baumwachstum. In Deutschland, Österreich und der Schweiz sind günstige Bedingungen für das Wachstum von Bäumen. So führt nur der Waldbau bzw. die Rodung von Flächen dazu, dass nicht die gesamte Fläche mit Bäumen überwachsen ist.
Die Standortansprüche der unterschiedlichen Baumarten sind so verschieden wie unser Geschmack oder die ökologischen Nischen anderer Lebewesen eben auch.
Diese Standortansprüche sind im Prinzip die physiologische bzw. ökologische Potenz eines Baumes bzw. einer Baumart.
Im Folgenden möchte ich drei Ökogramme vorstellen. Die ausgewählten Baumarten sind Buche, Schwarzerle und Birke. Grundlage für diese Angaben ist die Veröffentlichung von Daehler/de Micheli aus dem Jahr 2006 (ETH-Zürich; siehe Literaturlink).
Im Ökogramm wird auf der y-Achse die Bodenfeuchtigkeit (dürr-frisch-nass) betrachtet. Auf der x-Achse der pH-Wert des Bodens (sehr sauer - mäßig sauer - basisch).
Links ist die physiologische Potenz unter diesen abiotischen Umweltfaktoren gezeigt. Was ist der maximale/minimale Wert der "Bodenfeuchtigkeit" bzw. des pH-Werts an dem diese Baumart gedeihen kann. Wo kann dieser Baum nicht wachsen?
Rechts ist die Konkurrenz anderer Baumarten miteinbezogen. Kann die Buche noch an einem bestimmten Standort wachsen, wenn eine Eiche oder Erle dort ebenso ansässig ist? Wer setzt sich durch?
Die Schwarzerle hat ein ganz bevorzugtes Optimum was ihre Ansprüche an Feuchtigkeit und pH-Wert angeht. Sie wird jedoch von Konkurrenten in Nischen "vertrieben"! So kann die Schwarzerle nur in der in hellbraun gezeichneten Nische wachsen. In grün ist die Konkurrenz gezeigt.
Die grün-gestrichelten Boxen geben den möglichen Wachstumsbereich von Bäumen an.
Ökogramm einer Birke: Die Birke kann in sehr feuchten, aber auch in trockenen Regionen des Waldes wachsen. Auch breite pH-Bereiche scheinen dem Wachstum der Birke nicht im Wege zu stehen. Optimalerweise wächst die Birke aber in sauren bis alkalischen Böden bei durchschnittlich feuchten Böden (oranger Bereich). In den untersuchten Wäldern ist die Birke von der Buche verdrängt (rechts; grüner Bereich).
Wie erfolgt nun die Verdrängung bestimmter Baumarten?
Ein gut untersuchtes Beispiel sind Eiche und Buche. So wird die Eiche zwar älter und höher als ihr Gegenspieler, wächst aber im Verhältnis zur Buche etwas langsamer und benötigt im Verhältnis weniger Licht. Das gibt der Buche einen Vorteil. Sie kann am gleichen Standort die Eiche verdrängen.
Merke
basisch:
Basische Böden haben einen pH-Wert von 7.7 -8.2. Sie sind meist kalkreich. Waldböden haben die Tendenz im Laufe der Zeit saurer zu werden. Je saurer aber ein Boden ist, desto weniger Nährstoffe für Pflanzen und Bäume kann er speichern.
Naturwald:
Wald, dessen Aufbau und Artenzusammensetzung so ist, wie er natürlicherweise wäre, wenn der Mensch nicht absichtlich eingegriffen hätte.
Ökogramm:
Ein Ökogramm ist eine vereinfachte, bildliche Darstellung des Standortes anhand des Säuregrades (horizontale Achse) des Bodens und der Bodenfeuchte (senkrechte Achse).
ökologische Nische:
Die ökologische Nische einer Art umfasst alle Umweltfaktoren (hier Standortbedingungen), die es einer Baumart erlauben unter Konkurrenz von anderen Baumarten zu überleben.
Konkurrenzschwache Baumarten müssen auf extreme Standorte ausweichen, wo die anderen Baumarten weniger gut wachsen können. Diese Spezialisierung nennt man ökologische Nische.
Je konkurrenzstärker eine Art ist, umso besser stimmen physiologische Potenz und ökologische Potenz überein!
Standort:
Alle Umweltfaktoren, die auf einen Ort einwirken (Klima, Boden, Relief, Lebewesen).