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Einkauf

Lieferantenbewertung

01. Warum müssen Lieferer bewertet werden?

Von Zeit zu Zeit bewertet man die Lieferer neu. Eine Liefererbewertung kann aus den unterschiedlichsten Gründen erforderlich sein:

  • Man plant eine Liefererbereinigung und muss herausfinden, welche Lieferer man auslistet und welche nicht.

  • Man will herausfinden, mit welchen Lieferern man bestimmte Dinge (z. B. Lieferterminüberschreitung, Reklamationsabwicklung usw.) besprechen muss, damit sie künftig besser laufen; die Bewertung hilft dem Lieferer, seine Schwachstellen zu erkennen und die Ursachen zu finden.

  • So wie man auf der Absatzseite die Key Accounts ermittelt, macht man es auf der Beschaffungsseite mit den Lieferern. Dann sieht man, mit welchen Lieferern man über Preise bzw. Konditionen (neu) verhandeln sollte.

02. Nach was bewertet man die Bezugsquellen?

Im Grunde kann man alle die Faktoren bewerten, die einst dazu führten, diesen Lieferer auszuwählen, ergänzt durch die mit ihm gemachten Erfahrungen hinsichtlich Zuverlässigkeit, Termintreue, Kulanz usw.

Die Bewertungsverfahren lassen sich wie bei der Bezugsquellenauswahl in quantitative und in qualitative Verfahren unterscheiden. Bei den quantitativen Verfahren lässt sich das Bewertungsergebnis immer in Zahlen ausdrücken. Beurteilt man die Terminverlässlichkeit, braucht man nur die Tage zwischen vereinbartem Liefertermin und der tatsächlich erfolgten Lieferung zu zählen und übers Jahr zu addieren. Je höher die Zahl ausfällt, um so salopper geht der Lieferer mit Lieferterminen um.

Eine weitere Methode quantitativer Verfahren besteht in der Berechnung des prozentualen Anteils der an einen bestimmten Lieferer erteilten Aufträge in Relation zum Wert der gesamten Beschaffungsaufträge.

Qualitative Methoden drücken das Ergebnis verbal beschreibend aus. So ist die Qualität der gelieferten Produkte leichter zu beschreiben als zu beziffern. Die vorgenannte Punktbewertungstabelle eignet sich, um auch die nicht-rechnerischen Größen bewerten zu können.

03. Mit welchen Instrumenten können Lieferer bewertet werden?

  • Kennzahlen
    Man legt Kennzahlen für einzelne Leistungsbereiche fest und stellt sie der erbrachten Leistung gegenüber.

    Beispiel

    Hier klicken zum Ausklappen
    ► Lieferfrist exakt eingehalten (= Soll)→ Kennzahl 100
    ► Lieferfrist um bis zu zwei Tagen unterschritten (= Ist)→ Kennzahl 102
    ► Lieferfrist um bis zu vier Tagen unterschritten (= Ist)→ Kennzahl 104
    ► Lieferfrist um bis zu zwei Tagen überschritten (= Ist)→ Kennzahl 98
    ► Lieferfrist um bis zu vier Tagen überschritten (= Ist)→ Kennzahl 96
    ► Lieferung nicht erfolgt (= Ist)→ Kennzahl 0

    Auf ähnliche Weise kann man Kennzahlen entwickeln, die die Innovationsfähigkeit und die Servicequalität bzw. die Reklamationshäufigkeit ausdrücken.

  • Punktbewertungstabelle
    Mit dieser Methode lassen sich sowohl quantitative als auch qualitative Aspekte erfassen, nach ihrer Wichtigkeit bewerten und durch die gewichtete Bepunktung auch darstellen.

  • ABC-Analyse
    Hiermit werden Lieferer gemäß ihrer Bedeutung für das einkaufende Unternehmen analysiert. Die wichtigsten Lieferer gehören zur Kategorie A. Die Lieferer, die am wenigsten wichtig sind, sind C-Lieferer und alle anderen dazwischen sind B-Lieferer.

    Mit Lieferern der Kategorie A müssen Einkäufer unbedingt verhandeln. Verhandlungen mit C-Lieferern wären hingegen Zeitverschwendung. Hinter der Wichtigkeit eines Lieferers und damit hinter den Kategorien A, B und C steht der wertmäßige Anteil dieses Lieferers am gesamten Beschaffungsvolumen des Kunden. Bei Lieferern der Kategorie A ist dieser Anteil relativ hoch, bei Lieferern der Kategorie B geringer und bei denen der Kategorie C fällt er gar nicht ins Gewicht. Gelingt es einem Kunden, sich mit einem A-Lieferer auf eine Preisreduzierung von 0,5 % zu verständigen, kann das aufgrund des hohen Warenwerts leicht mehr bringen als mit einem C-Lieferer 10 % Preisnachlass zu verhandeln. Entschließt man sich zu einer Liefererbereinigung wird man eher die Lieferer der Kategorie C als solche der Kategorie A streichen.

    Die einzige Schwierigkeit bei der ABC-Analyse besteht in der Abgrenzung. Ab welchem Wertanteil gehört ein Lieferer schon zur Kategorie A und bis zu welchem noch zur Kategorie B? Diese Entscheidung muss plausibel sein; es gibt aber keine eindeutige generell gültige Schwelle. Gleiches gilt für die Abgrenzung zwischen den Kategorien B und C.