Inhaltsverzeichnis
- 01. Welche Aspekte muss der Industriemeister bei der Umsetzung von PE-Maßnahmen berücksichtigen?
- 02. Welche Maßnahmen der Personalentwicklung kommen grundsätzlich infrage?
- 03. Welche Lehr- und Lernmethoden können bei der Umsetzung von PE-Maßnahmen gewählt werden?
- 04. Welcher Unterschied besteht zwischen Mentoring und Coaching?
- 05. Welche Medien und Hilfsmittel können im PE-Prozess eingesetzt werden?
01. Welche Aspekte muss der Industriemeister bei der Umsetzung von PE-Maßnahmen berücksichtigen?
Bei der Durchführung vereinbarter Qualifizierungsziele sind die spezifisch erforderlichen Maßnahmen zu planen, zu veranlassen und zu kontrollieren. Der Vorgesetzte muss dabei folgende Aspekte berücksichtigen:
Welche Maßnahmen sind im vorliegenden Fall besonders geeignet?
Welche Methoden und Instrumente „passen“ speziell zu den angestrebten Entwicklungszielen?
Beispiel
Kognitive Lernziele lassen sich i. d. R. gut in Form von internen oder externen Lehrgängen vermitteln. Bei psychomotorischen Lernzielen wird man meist auf die Unterweisung vor Ort, bei affektiven Lernzielen auf Coaching, Mentoring und/oder gruppendynamische Seminare zurückgreifen. Die Vorbereitung auf höherwertige Führungsaufgaben kann über Methoden wie Stellvertretung, Assistenzaufgaben, Job Rotation, Job Enlargement bzw. Mitarbeit in Projektgruppen erfolgen. Veränderungen in der Arbeitsstrukturierung können durch interne Maßnahmen der Teamentwicklung unterstützt werden.
Die Entscheidung des Meisters bei der Wahl geeigneter Maßnahmen, Methoden und Instrumente ist vor allem eine Frage
der angestrebten Entwicklungsziele,
des jeweiligen Teilnehmerkreises (z. B. einzelne Mitarbeiter oder Gruppen)
der Ressourcen (z. B. Zeiten, Kosten, Personen, innerbetriebliche Schulungsmöglichkeiten).
Dabei sind die Maßnahmen am betrieblichen Bedarf sowie den berechtigten Interessen der Mitarbeiter auszurichten:
02. Welche Maßnahmen der Personalentwicklung kommen grundsätzlich infrage?
Die Maßnahmen der Personalentwicklung sowie der Aus-, Fort- und Weiterbildung sind vielfältig und lassen sich nach unterschiedlichen Gesichtspunkten klassifizieren; dabei gibt es zwischen den einzelnen Formen Überschneidungen:
Unterscheidung der PE-Maßnahmen nach der Phase der beruflichen Entwicklung:
Als Maßnahmen der Berufsausbildungsvorbereitung/Ausbildung kommen z. B. in Betracht:
die Berufsausbildung
die Traineeausbildung
die Übungsfirma
die Anlernausbildung
die Einarbeitung
das Praktikum
Die Maßnahmen der Fort- und Weiterbildung sowie der Umschulung können z. B. sein:
interne/externe Seminare
Coaching
generelle Beratung und Förderung der Mitarbeiter
Lernstattmodelle
Junior Board
Einige Maßnahmen der Aufgabenstrukturierung haben gerade in den letzten Jahren an Bedeutung zugenommen (Stichworte: Lean Management, KVP), z. B.
Job Enlargement, Job Enrichment, Job Rotation
Bildung von Arbeitsgruppen, Teambildung
teilautonome Arbeitsgruppen
Projekteinsatz
Sonderaufgaben
Assistentenmodell
Auslandsentsendung
Qualitätszirkel
Stellvertretung
Als Maßnahmen der Karriereplanung (individuell oder kollektiv) kommen z. B. infrage:
horizontale/vertikale Versetzung
innerbetriebliche Stellenausschreibung (innerbetrieblicher Stellenmarkt)
Bildung von Parallelhierarchien
Nachfolge- und Laufbahnplanung.
Speziell die Möglichkeiten der Fort- und Weiterbildung lassen sich noch nach weiteren Gesichtspunkten untergliedern:
PE-Maßnahmen können in „Aktivitäten des Betriebes“ und „selbstständige Maßnahmen des Mitarbeiters“ unterteilt werden:
Die Eigeninitiative der Mitarbeiter kann der Betrieb unterstützen; z. B. durch
finanzielle Zuschüsse zu den Fortbildungskosten
Empfehlungen an bestimmte Bildungsträger zur Durchführung spezieller Maßnahmen
unterschiedliche Formen der Freizeitgewährung
andere Formen der Unterstützung (Bereitstellung von Räumen, Lernmitteln u. Ä.).
Weiterhin lassen sich die Maßnahmen der Fort- und Weiterbildung nach „Zielsetzung, Inhalt und Dauer“ gliedern:
Sehr häufig wird auch eine Unterscheidung der PE-Maßnahmen „nach der Nähe zum Arbeitsplatz“ vorgenommen:
Personalentwicklung On the job
Am ArbeitsplatzNear the job
In der Nähe zum ArbeitsplatzOff the job
Außerhalb des
Arbeitsplatzes- Assistenz
- Stellvertretung
- Arbeitskreis
- Projektarbeit
- Unterweisung
- Job Enlargement
- Job Enrichment
- Job Rotation
- teilautonome Arbeitsgruppe
- Auslandseinsatz
- Lernstattmodelle
- Zirkelarbeit
- Coaching
- Mentoring
- Entwicklungsgespräche
- Ausbildungswerkstatt
- Gruppendynamik
- Konflikttraining
- Übungsfirma
- Routinebesprechungen
- Vortrag
- Tagung
- Fernlehrgang
- Förderkreise
- Lehrgespräch
- Programmierte Unterweisung
- Online-Training
- CBT
- Planspiel
- Fallstudie
Gelegentlich werden in der Literatur auch genannt:
along the job: (über einen längeren Zeitraum, laufbahnbegleitend), z. B. lebenslanges Lernen, berufsbegleitendes Lernen, Netzwerkbildung
into the job: (Lernen für den Berufseinstieg), z. B. Berufsausbildung, Anlernausbildung, Trainee, Praktika, Hospitation.
03. Welche Lehr- und Lernmethoden können bei der Umsetzung von PE-Maßnahmen gewählt werden?
Zwischen den Maßnahmen und den Methoden der Personalentwicklung gibt es zum Teil Überschneidungen; grundsätzlich kann zwischen folgenden Methoden gewählt werden:
Außerdem ist vielfach eine bestimmte PE-Maßnahme mit einer speziellen Methode verbunden:
Beispiele | Methoden-Mix | ||
1. | In der Berufsausbildung werden vorrangig | ||
► die Methoden „Unterweisung“ (4-Stufen-Methode, 7-Stufen-Methode) | → | aktive Methode, on the job, interaktives Einzellernen oder Lernen in der Gruppe | |
► und die „Leittextmethode“ eingesetzt. | → | aktive Methode, off the job, intern oder extern, Lernen in der Gruppe | |
2. | Trainingsmaßnahmen mit dem Ziel der Verhaltensänderung können in der Regel auf „Rollenspiele“ und „gruppendynamische Übungen“ nicht verzichten. | → | aktive Methode, Lernen in der Gruppe, off the job, extern |
3. | Für die Vermittlung von Fachwissen eignen sich z. B. besonders gut die Methoden | ||
► „Fallbeispiel“ | → | aktive Methode, Lernen in der Gruppe, off the job, intern oder extern | |
oder | |||
► „Lehrvortrag“. | → | passive Methode, Einzellernen, intern oder extern, off the job |
04. Welcher Unterschied besteht zwischen Mentoring und Coaching?
Mentoring dient der Unterstützung und Anleitung neuer Mitarbeiter. Der Mentor/die Mentorin gibt ihr Wissen und ihre Erfahrung an weniger erfahrene Personen (die Mentees) weiter. Der Mentor ist Ratgeber, Ausbilder, Betreuer und (auch) ggf. Freund. Er ist (in vertretbarem Maße) parteiisch und persönlich für den Mentee (den Betreuten) engagiert.
Coaching ist eine auf das Individuum bezogene Methode, während Training gruppenorientiert ist. Der Coach nimmt eine neutrale Position ein und hat Distanz zu wahren.
05. Welche Medien und Hilfsmittel können im PE-Prozess eingesetzt werden?
Aus der Lerntheorie ist bekannt:
Daraus kann abgeleitet werden:
Aktive Lernmethoden sind passiven vorzuziehen!
Kein Lernvorgang sollte ohne visuelle Unterstützung erfolgen!
Außerdem liefert die Lerntheorie drei weitere „Gesetze“, die der Meister bei der Umsetzung von PE-Maßnahmen beachten sollte:
- 3.
Frequenzgesetz:
Häufiges Üben eines Lerninhaltes verstärkt den Lernfortschritt!
- 4.
Effektgesetz (Erfolgsgesetz):
Lernen muss mit Erfolgserlebnissen verbunden sein! Man lernt am Erfolg!
- 5.
Motivationsgesetz:
Kein Lernvorgang sollte ohne eine stabile Motivationslage erfolgen!
Sich bewusst machen, warum lerne ich? Was habe ich davon?
Erfolge im Lernfeld sowie Erfolge im Funktionsfeld bewirken einen Motivationsschub – auch für zukünftiges Lernen.
Der Industriemeister ist bei internen PE-Maßnahmen für die Wahl der Methoden verantwortlich oder zumindest mitverantwortlich. Im konkreten PE-Prozess sind die Lernziele oft unterschiedlich und die Teilnehmer sind meist heterogen zusammengesetzt (Alter, Berufserfahrung, Lerngewohnheit, Bildungsniveau usw.). Der Vorgesetzte muss also darauf hinwirken, dass ein lernförderndes Klima geschaffen wird, z. B.:
der Teilnehmer „ist dort abzuholen, wo er steht“ (seine Erfahrung, sein Wissen, seine Motivation),
Methoden und Maßnahme müssen sich entsprechen,
der Praxisbezug ist herzustellen (Nutzen aufzeigen),
Möglichkeiten zur Umsetzung des Gelernten müssen angeboten werden (Übungen, Fallbeispiele, aktive Lernmethoden, Hilfe zur Selbsthilfe, Handlungsorientierung).