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Betriebliches Kostenwesen

Ergebnisfeststellung und Maßnahmen

01. Durch welche Steuerungsmaßnahmen kann der Meister die Einhaltung der budgetierten Vorgaben beeinflussen?

Die Produktivität ist eine Mengenkennziffer:

 

$$Produktivit\ddot{a}t = \frac{Mengenergebnis\; der\; Faktorkombination}{Faktoreinsatzmengen}$$

  1. Grundsätzlich ist eine Verbesserung der Produktivität möglich durch

    • Reduzierung der Faktoreinsatzmenge bei gleichem Mengenergebnis,

    • Verbesserung des Mengenergebnisses bei gleicher Faktoreinsatzmenge

    • Reduzierung der Fehlleistungen.

    1.1

    Die Arbeitsproduktivität

     

    $$Arbeitsproduktivit\ddot{a}t = \frac{Erzeugte\; Menge}{Arbeitsstunden}$$

    lässt sich verbessern durch:

    • Anstieg der Menge bei gleichem Einsatz an Arbeitsstunden,

    • Reduzierung der Arbeitsstunden bei konstantem Mengenergebnis,

    • Kombination beider Maßnahmen

    • Minimierung der Rüstzeiten

    • Reduzierung der Instandsetzungs- und Wartungszeiten.

    Geeignete Steuerungsmaßnahmen des Meisters sind z. B.:

    • Reduzierung der Fehlzeiten der Mitarbeiter

    • optimaler Mitarbeitereinsatz

    • Qualifizierung der Mitarbeiter

    • optimale betriebliche Rahmenbedingungen (Klima, Beleuchtung, Arbeitsmittel usw.)

    • Verbesserung/Optimierung der Fertigungstechnik/-verfahren

    • optimale Kombination von Mensch – Maschine (Maßnahmen der Rationalisierung)

    1.2

    Die Materialproduktivität (= erzeugte Menge : Materialeinsatz) lässt sich verbessern durch:

    • Anstieg der Menge bei gleichem Materialeinsatz (mengenmäßig)

    • Reduzierung des Materialeinsatzes (mengenmäßig) bei konstantem Mengenergebnis

    • Kombination beider Maßnahmen.

    1.3

    Für die Maschinenproduktivität (= erzeugte Menge : Maschinenstunden) gelten die Aussagen zur Arbeitsproduktivität analog.

    1.4

    Die Rentabilität (= Rendite) einer Rationalisierungsmaßnahme lässt sich überprüfen:

    Beispiel

    Bei einem Fertigungsprozess lässt sich die Zerspanungsleistung von 40.000 € pro Jahr um 25 % durch eine Investition in Höhe von 60.000 € reduzieren. Die AfA pro Jahr ist 3.000 €. Die Rendite bzw. die Amortisationsdauer (= Kapitalrückflusszeit; vgl. A 2.5.12) der Investition beträgt daher:

     

    $$Rendite = \frac{Kosteneinsparung\; (= Gewinn)}{Investitionskosten} \cdot 100$$

     

    $$= \frac{40.000 € \cdot 0,25}{60.000 €} \cdot 100 = 16,67 \%$$

     

    $$Amortisationsdauer = \frac{Investition}{ø\; Gewinn + AfA\; p. a.} \cdot 100$$

     

    $$= \frac{60.000 €}{10.000 € + 3.000 €} \cdot 100 = 4,6\; Jahre$$

 

02. Durch welche Steuerungsmaßnahmen kann der Meister die Einhaltung der budgetierten Kapazitätsauslastung beeinflussen?

  • Definition:

    Mit Kapazität (auch: Beschäftigung) bezeichnet man das technische Leistungsvermögen in Einheiten pro Zeitabschnitt. Sie wird bestimmt durch die Art und Menge der derzeit vorhandenen Produktionsfaktoren (Stoffe, Betriebsmittel, Arbeitskräfte). Die Kapazität kann sich auf eine Fertigungsstelle, eine Fertigungsstufe oder auf das gesamte Unternehmen beziehen.

  • Der Auslastungsgrad (auch: Beschäftigungsgrad) ist das Verhältnis von Kapazitätsbedarf und Kapazitätsbestand in Prozent des Bestandes:

     

    $$Auslastungsgrad = \frac{Kapazit\ddot{a}tsbedarf}{Kapazit\ddot{a}tsbestand} \cdot 100$$

    auch:

     

    $$Besch\ddot{a}ftigungsgrad = \frac{eingesetzte\; Kapazit\ddot{a}t}{vorhandene\; Kapazit\ddot{a}t} \cdot 100$$

    oder:

     

    $$Besch\ddot{a}ftigungsgrad = \frac{Ist-Leistung}{Normal-Kapazit\ddot{a}t} \cdot 100$$

    Mit Kapazitätsabstimmung bezeichnet man die kurzfristige Planungsarbeit, in der die vorhandene Kapazität mit den vorliegenden und durchzuführenden Werkaufträgen in Einklang gebracht werden muss. Die Kapazitätsabstimmung erfolgt kurzfristig durch eine Kapazitätsabgleichung bzw. kurz- oder mittelfristig durch eine Kapazitätsanpassung.

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  • Kapazitätsabgleich:

    Bei unverändertem Kapazitätsbestand wird versucht, die (kurzfristigen) Belegungsprobleme zu optimieren (z. B. Ausweichen, Verschieben, Parallelfertigung).

  • Kapazitätsanpassung:

    Anpassung der Anlagen und ihrer Leistungsfähigkeit (kurz-/mittelfristiges Angebot) an die Nachfrage (Kundenaufträge). Kapazitätsanpassung durch Erhöhung der Kapazität:

    • Kurzfristig:

      • Überstunden/Mehrarbeit

      • zusätzliche Schichten

      • Veränderung der Wochenarbeitszeit/Samstagsarbeit (Betriebsvereinbarung)

      • verlängerte Werkbank

    • Mittelfristig:

      • Kauf/Bau neuer Anlagen, Gebäude

      • Fertigungstiefe verändern

      • Personalneueinstellungen.

Einen vollständigen Überblick über die Maßnahmen zur Anpassung der Normalkapazität an den Kapazitätsbedarf zeigt die nachfolgende Abbildung:

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03. Welche Einflussgrößen bestimmen die Kapazitätsplanung?

Beispiele:

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  • Der technologische Fortschritt der Produktions-/Fertigungstechnik kann zu einer Erhöhung des Kapazitätsbestandes führen: Der Einsatz verbesserter Fertigungstechnologie führt zu einem höheren Leistungsangebot pro Zeiteinheit (z. B. Ersetzung halbautomatischer durch vollautomatische Anlagen).

  • Veränderungen auf dem Absatzmarkt können zu einem Nachfrageanstieg bzw. -rückgang führen mit der Folge, dass das Kapazitätsangebot erhöht bzw. gesenkt werden muss.

  • Die Kapazitätsplanung steht in Abhängigkeit zur gesamtwirtschaftlichen Entwicklung: Bei einem Konjunkturaufschwung wird tendenziell die Notwendigkeit einer Kapazitätserhöhung bestehen; umgekehrt wird man bei einem Abschwung die angebotene Kapazität mittelfristig nach unten korrigieren.

  • Analog gilt dies für Veränderungen der Konkurrenzsituation: Die Zunahme von Wettbewerb kann zu einem Rückgang der Kundennachfrage beim eigenen Unternehmen führen und mittelfristig eine Reduzierung des Kapazitätsbestandes zur Folge haben.

 

04. Wie wird der Soll-Ist-Vergleich im Rahmen der Budgetkontrolle konkret durchgeführt?

Nachfolgend ein vereinfachtes Beispiel des Soll-Ist-Vergleiches zu dem dargestellten Budget 20..:

Anfang April des lfd. Jahres erhält der Meister den folgenden Report seiner Kostenstelle über die zurückliegenden drei Monate Januar bis März (Abweichung absolut: [Ist – Soll]; Abweichung in Prozent = [Ist – Soll] : Soll • 100):

Kostenstelle23031Budget20..
KostenartPlan (Soll)IstAbweichung (Ist-Soll)
p.a.aufgel.Jan.Feb.Märzaufgel.absolutIn %
Materialkosten30075253228851013,33
Personalkosten288722425267534,17
Sondereinzelkosten842144210-11-52,38
Sachkosten3693227-2-22,22
Umlage60155551500,00
Gesamtkosten768192 19200,00

Abweichungsanalyse und Beispiele für Korrekturmaßnahmen zur Budgeteinhaltung; dabei werden die Schlüsselfragen des Controllings eingesetzt (Wo? Wann? In welchem Ausmaß?):

AbweichungMögliche Ursache, z.B.:Korrekturmaßnahme, z.B.:
1. Materialkosten um 10 Tsd. € bzw. rd. 13 % überschritten

Preisanstieg:

 

Lieferantenwechsel

Änderung des Bestellverfahrens
(Menge, Zeitpunkt)

Verhandlung mit dem Lieferanten

ggf. Wechsel des Materials

 

Mengenanstieg:

erhöhter Materialverbrauch
(Störungen beim Fertigungsprozess:
menschbedingt, maschinenbedingt)

Mängel in der Materialausnutzung

 

Anstieg der Gemeinkosten:

z. B. Materialgemeinkosten, kalkulatorische
Kosten
 

Zu geringer Planansatz:

ggf. Korrektur des Planansatzes
2. Personalkosten um 3 Tsd. € bzw. rd. 4 % überschritten

Anstieg der Fertigungslöhne:

außerplanmäßige Lohnerhöhung (Tarif oder Einzelmaßnahme)

Analyse der Lohnkosten/Lohnstruktur;

ggf. Rationalisierung, Verbesserung
der Produktivität, Verbesserung des Ausbildungsniveaus usw.

 

Anstieg der Sozialkosten
(KV, RV, AV, PV, freiwillige
Sozialkosten):

ggf. längerfristige Korrektur im Bereich der betrieblichen Sozialleistungen oder Rationalisierung

 

Verschiebungen im Personaleinsatz:

ggf. „zu teure Mitarbeiter“ eingesetzt, Korrekturen im Mitarbeitereinsatz

 zu geringer Planansatz:ggf. Korrektur des Planansatzes
3. Unterschreitung der Sondereinzelkosten und der Sachkostenggf. zeitliche Verschiebung der Ausgabenweiterhin beobachten und ggf. Feinanalyse
der betreff enden Kostenart
 zu geringer Planansatz:ggf. Korrektur des Planansatzes

Insgesamt zeigt die Analyse einen klaren Handlungsbedarf im Bereich der Materialkosten; die Abweichung im Bereich der Personalkosten ist weder absolut noch relativ besonders kritisch; die Entwicklung sollte aufmerksam beobachtet werden.Neben den oben dargestellten Möglichkeiten der Kostenabweichung sind weitere Ursachen generell denkbar, z. B.:

  • Abweichungen im Beschäftigungsgrad (Änderung der fixen Stückkosten)

  • erhöhte Kosten durch fehlende/falsche Planung und Durchführung der Instandhaltung

  • erhöhte Personalkosten pro Stück durch hohen Krankenstand

  • Veränderung der Rüstzeiten, Vorgabezeiten usw.