Inhaltsverzeichnis
- 01. Was ist Stahl?
- 02. Wie unterscheiden sich Stähle aufgrund der Herstellungsverfahren?
- 03. Wie werden Stähle eingeteilt?→ DIN EN 10020
- 04. Wie erfolgt die Kennzeichnung der Stahlsorten nach DIN EN 10 027?
- 05. Wie ist die Bezeichnung der Stähle nach Namen (Verwendungszweck und Eigenschaften; DIN EN 10 027-1) aufgebaut?
- 06. Wie ist die Bezeichnung der Stähle nach Namen (chemische Zusammensetzung; DIN EN 10 027-1) aufgebaut?
- 07. Wie ist die Bezeichnung der Stähle nach dem Werkstoffnummernsystem (DIN EN 10 027-1) aufgebaut?
01. Was ist Stahl?
Stahl ist ein künstlicher Werkstoff. Er besteht aus einer Legierung mit Eisen als Hauptbestandteil und einem Kohlenstoffgehalt unter 2,06 %. Er lässt sich z. B. weiter verarbeiten durch
Wärmebehandlung
Fügen
Umformen
Glühen
Beschichten.
Dadurch lassen sich die Stahleigenschaften beeinflussen.
02. Wie unterscheiden sich Stähle aufgrund der Herstellungsverfahren?
03. Wie werden Stähle eingeteilt?
→ DIN EN 10020
04. Wie erfolgt die Kennzeichnung der Stahlsorten nach DIN EN 10 027?
Die Europäische Norm unterscheidet zwei Arten der Bezeichnung:
die Bezeichnung nach dem Kurznamen (DIN EN 10 027-1), die weiter in zwei Gruppen unterteilt ist:
Gruppe 1: Kurznamen nach Verwendungszweck und Eigenschaften
Gruppe 2: Kurznamen nach der chemischen Zusammensetzung
die Bezeichnung nach einem Nummernsystem (DIN EN 10 027-2)
05. Wie ist die Bezeichnung der Stähle nach Namen (Verwendungszweck und Eigenschaften; DIN EN 10 027-1) aufgebaut?
Grundsätzlich besteht die Bezeichnung aus Hauptsymbolen und Zusatzsymbolen. Das alphanummerische Hauptsymbol kennzeichnet den Anwendungsbereich mit einem Buchstaben und die Mindeststreckgrenze in N/mm2 mit einer dreistelligen Zahl.
Beispiel
S 235 J2W
Kurzbezeichnung nach Namen – DIN EN 10 027-1 (nach Verwendungszweck und Eigenschaften) | |||
Hauptsymbole | Zusatzsymbole | ||
Verwendungszweck | Mindeststreckgrenze | Gruppe 1 | Gruppe 2 |
S | 235 | J2 | W |
In dem angegebenen Beispiel handelt es sich um einen Stahl für den Stahlbau mit einer Mindeststreckgrenze von 235 N/mm2. Seine Kerbschlagarbeit beträgt 27 Joule bei Temperaturen bis – 20 °C. Er ist wetterfest.
Die Bedeutung der Symbole ist den Tabellen der europäischen Normung oder einschlägigen Tabellenbüchern zu entnehmen. So bedeuten z. B. die Hauptsymbolkennbuchstaben:
Hauptsymbolkennbuchstaben | |
Kz. | Anwendungsbereich |
D | Flachstähle zum Kaltumformen |
E | Maschinenbaustähle |
H | Flacherzeugnisse aus höherfesten Stählen |
L | Stähle für Leitungsrohre |
P | Stähle für Druckbehälter |
R | Stähle für Schienen |
S | Stähle für den Stahlbau |
Die Zusatzsymbole lassen sich wieder in 2 Gruppen einteilen. Die erste Gruppe enthält Angaben zur Kerbschlagarbeit, die zweite bezeichnet besondere Eigenschaften wie nachfolgende Tabellen zeigen.
Zusatzsymbole Gruppe 1 | Zusatzsymbole Gruppe 2 | ||||
Kerbschlagarbeit in Joule | Prüftemperatur | Kennbuchstabe | Eigenschaften | ||
27J | 40J | 60J | °C | C | besonders kalt umformbar |
JR | KR | LR | +2 | F | zum Schmieden |
JO | KO | LO | 0 | L | für tiefe Temperaturen |
J2 | K2 | L2 | –20 | N | normalgeglüht |
J3 | K3 | L3 | –30 | T | für Rohre |
J4 | K4 | L4 | –40 | W | wetterfest |
J5 | K5 | L5 | –50 | Weitere Zusatzsymbole in ECISS-Mitteilung IC10 | |
J6 | K6 | L6 | –60 |
06. Wie ist die Bezeichnung der Stähle nach Namen (chemische Zusammensetzung; DIN EN 10 027-1) aufgebaut?
Aufgrund der unterschiedlichen chemischen Zusammensetzung der Stähle gibt es auch unterschiedliche Arten der Bezeichnung:
Unlegierte Stähle mit
Der Kurzname setzt sich aus dem Kennbuchstaben C und einer Zahl, die den hundertfachen Wert des Kohlenstoffgehalts angibt, zusammen. Es können auch hier Zusatzsymbole, wie bei den Bezeichnungen nach Namen verwendet werden.
Hier klicken zum AusklappenBeispiel
C45U
Hauptsymbole Zusatzsymbole Kennbuchstabe Mittlerer C-Gehalt x 100 z. B. E – für maximalen S-Gehalt
U – für WerkzeugeC 45 U Es handelt sich um einen unlegierten Stahl mit einem Gehalt von
Legierte Stähle mit > 1 % Mn und keinem Legierungselement > 5 %
Der Kurzname beginnt mit einer Zahl, dem hundertfachen Wert des Kohlenstoffgehalts. Es folgen die chemischen Symbole der Legierungselemente in absteigender Folge ihres Gehaltes an der Legierung. Die Elemente haben unterschiedliche Multiplikationsfaktoren für die Angabe ihres Gehalts, wie nachfolgende Tabelle zeigt:
Legierungselemente Faktor Cr, Co, Mn, Ni, Si, W 4 Al, Cu, Mo, Pb, Ta, Ti, V 10 C, N, P, S 100 B 1000 Hier klicken zum AusklappenBeispiel
16MnCr5
Hauptsymbole Zusatzsymbole Kennbuchstaben Mittlerer C-Gehalt
x 100Legierungselemente
z. B. Mn Cr 5 (5 gilt für Mn; Cr ohne Angabe)Ohne 16 Mn Cr 5 Es handelt sich um einen legierten Stahl mit 0,16 % Kohlenstoff und 54 (= 1,25 %) Mangan und einem nicht genannten Gehalt an Chrom.
Legierte Stähle mit mindestens einem Legierungselement > 5 %
Der Kurzname beginnt mit einem X, gefolgt von einer Zahl, die das hundertfache des Kohlenstoffgehalts angibt. Es folgen die chemischen Symbole der Legierungselemente in absteigender Folge ihres Gehaltes an der Legierung. Danach werden die Anteile in Zahlen angegeben. Besonderheit: Sie werden in Prozent angegeben und müssen nicht erst mit einem Faktor umgerechnet werden. Bei mehreren Legierungsanteilen werden ihre Zahlen durch Bindestrich getrennt dargestellt.
Hier klicken zum AusklappenBeispiel
X5CrNi18-10
Hauptsymbole Zusatzsymbole Kennbuchstabe Mittlerer C-Gehalt × 100 Legierungselemente Chemische Symbole prozentualer Anteil X 5 CrNi 18 – 10 Es handelt sich um einen hochlegierten Stahl mit 0,05 % Kohlenstoff, 18 % Chrom und 10 % Nickel.
Schnellarbeitsstähle
Der Kurzname beginnt mit dem Kennbuchstaben HS. Die Legierungselemente Wolfram, Molybdän, Vanadium und Cobalt werden nur durch die festgelegte Reihenfolge als Zahlen angegeben, die den Anteil in Prozent angeben.
Hier klicken zum AusklappenBeispiel
HS6-5-2-5
Hauptsymbol Zusatzsymbole Kennbuchstabe Mittlerer C-Gehalt
100Reihenfolge der Legierungselemente:
W, Mo, V, CoHS Ohne 6 – 5 – 2 – 5 Es handelt sich um einen Schnellarbeitsstahl mit 6 % Wolfram, 5 % Molybdän, 2 % Vanadium und 5 % Cobalt.
07. Wie ist die Bezeichnung der Stähle nach dem Werkstoffnummernsystem (DIN EN 10 027-1) aufgebaut?
Eine Werkstoffnummer besteht aus einer Folge von fünf oder sieben Ziffern mit folgender Bedeutung:
► Werkstoffhauptgruppe | a | |
► Sortennummer | bb | Werkstoffnummer |
► Zählnummer innerhalb einer Stahlsorte | cc | a.bbcc.dd |
► Anhängezahlen mit Zusatzinformationen | dd |
Beispiel
► Werkstoffhauptgruppe | 1 | |
► Sortennummer | 08 | Werkstoffnummer |
► Zählnummer innerhalb einer Stahlsorte | 10 | 1.0810 |
Die DIN EN 10027-2 enthält folgende Werkstoffhauptgruppen bzw. Sortennummern (Einzelheiten sind dort bzw. den einschlägigen Tabellenwerken zu entnehmen):
Werkstoffhauptgruppe | Werkstoffgruppe | ||
Hauptgruppennummer | Hauptgruppe | Sortennummer | Stahlsorte |
0 | Roheisen, Gusseisen | 01 … 07 | Unlegierte Qualitätsstähle |
1 | Stahl, Stahlguss | 08, 09 | Legierte Qualitätsstähle |
2 | Nichteisen-Schwermetalle | 10 … 18 | Unlegierte Edelstähle |
3 | Leichtmetalle | 20 … 28 | Legierte Werkzeugstähle |
4 8 | Nichtmetallische Werkstoffe | 33 … 49 | Legierte sonstige Stähle |
… | … | 51 … 89 | Legierte Bau-, Maschinenbau- und Behälterstähle |
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