Kursangebot | Führung, Personalmanagement, Kommunikation und Kooperation | Lernschwierigkeiten und Verhaltensauffälligkeiten

Führung, Personalmanagement, Kommunikation und Kooperation

Lernschwierigkeiten und Verhaltensauffälligkeiten

01. Welche Ursachen können zu Lernschwierigkeiten beim Auszubildenden führen?

Ausbildung geht nicht ohne Lernen. Bei Lernschwierigkeiten ist der Lernprozess gestört. Die Ursach(en) können unterschiedlich und vielfältig sein, z. B.:

  • Externe Größen, z. B.:
    Lärm, Ablenkung durch Telefon/Handy, Gespräche, Zeitdruck, Prüfungsdruck/-angst)

  • Individuelle Größe, z. B.:
    Lernschwächen (z. B. Rechenschwäche, Rechtschreibschwäche), Konzentrationsschwäche, psychische Störungen und gestörte Kontakte (Freund, Eltern, Ausbilder, Lehrer, im Betrieb).

02. An welchen Signalen lassen sich Lernschwierigkeiten erkennen?

Lernschwierigkeiten lassen sich mitunter an ersten Anzeichen erkennen, z. B.:

  • Azubi ist unkonzentriert, und/oder unsicher, passiv

  • Vermeidungsstrategie; Azubis weicht bestimmten Aufgabenstellungen aus (z. B. Teamarbeit, Rechenaufgaben)

  • Zeit: die Erledigung von Aufgaben dauert relativ lang

  • Sinkende Leistungen in der Berufsschue

  • häufiges Fehlen und/oder Unpünktlichkeit.

03. Welche Folgen haben Lernschwierigkeiten?

Lernschwierigkeiten führen meist zu einem sich selbst nährenden Kreislauf:

  1. Aus den vorliegenden Lerndefiziten entstehen (weitere) Wissenslücken – oft verbunden mit (weiteren) Versagensängsten.

  2. Dies führt in der Folge zu Vermeidungsstrategien, (erlittenen) Sanktionen, Lernblockaden, (weiteren) Wissenslücken, und schließlich Resignation.

  3. In der Gesamtkonsequenz führt dieser „Teufelskreis“ zu Unlust, Desinteresse und einer Störung des Selbstvertrauens.

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04. Wie kann der Betrieb/der Ausbilder helfen?

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  1. Am Anfang der Diagnose wird das Gespräch mit dem Auszubildenden stehen. Hier gilt es für den Ausbilder darum, Feedback zu geben, zu bekommen und Vertrauen aufzubauen. Es geht keinesfalls um Bestrafungen. Dabei sollten untersucht werden, z. B.:

    • Art der Arbeiten und Ausführung der Arbeiten im Betrieb

    • Leistungen in der Berufsschule und Art der evt. Fehler und Probleme

    • die Führung der Tätigkeitsnachweise und sonstiger Aufzeichnungen.

  2. In den ruhigen, konstruktiven und sachlich geführten Gesprächen (in ungestörter Umgebung mit ausreichend Zeit) sollte es gelingen, gemeinsam den Ursachen der Lernschwierigkeiten auf die Spur zu kommen. Im Gespräch sollte der Ausbilder Empathie (Einfühlungsvermögen) zeigen und den Azubi motivieren, dass die Probleme gelöst werden können. Über das Ergebnis der Gespräche sollte er jeweils (vertrauliche) Notizen erstellen und ggf. den Azubi ermuntern, sich ebenfalls Notizen zu machen.

  3. Die gemeinsam diskutierten Lösungswege können vielfältig sein, z. B.:

    • Zukünftig den Lernstoff in kleine Abschnitte zerlegen, überschaubare Lernziele formulieren und den Erfolg bei der Bewältigung der Aufgabe zeitnah überprüfen.

    • Beim Azubi jeweils nachfragen, ob er die Aufgabe verstanden hat bzw. was er nicht verstanden hat.

    • Den Erfolg bei der Aufgabenbewältigung sichtbar machen. Der Azubi muss Erfolge erleben/Spaß am Lernen gewinnen (das Geheimnis der Lernmotivation; dies kann den „Teufelskreis“ durchbrechen.

    • Bei der Anleitung des Azubis: Sich ausreichend Zeit nehmen. Bei guten Leistungen: Loben, anerkennen. Bei Fehlern: ruhig, konkret und sachlich kritisieren und korrigieren. Ursache für Fehler aufzeigen. Vertrauen stabilisieren und das Selbstvertrauen des Azubis stärken.

    • Dabei auf günstige Lernbedingungen achten, z. B.: keine Ablenkung; Schwierigkeitsgrade langsam steigern; das Ergebnis/der Erfolg der Aufgabenbewältigung tritt zunächst in den Hintergrund; laufend Rückmeldung zur Aufgabenbewältigung geben).

05. Welche externen Stellen können den Betrieb bei Lernschwierigkeiten der Azubis unterstützen?

  • Ausbildungsberater der Kammer (ggf. eine Verlängerung der Ausbildung beantragen; evt. Wechsel des Ausbildungsberufes)

  • Berufsberater der Arbeitsagenturen (vgl. ausbildungsbegleitende Hilfen – abH, Frage 07.)

  • sozialpsychologischer Dienst

  • Kontakte für Beratungsstellen (z. B. Jugendämter, Gelbe Seiten, Internet).

06. Warum sind negative Sanktionen bei Lernschwierigkeiten nicht hilfreich?

Negative Sanktionen (z. B. Darstellung des Azubis als „faul“, unfähig, Bestrafung bei Fehlern, Druck u. Ä.) führen nur zu einer Verschlechterung der Lernschwierigkeiten („Teufelkreis“) und weiteren Verhaltensauffälligkeiten.

07. Was sind ausbildungsbegleitende Hilfen (abH)?

Auszubildende in allen Berufen können abH erhalten, wenn die Berufsberatung der Arbeitsagentur einer Förderung zustimmt. Die abH zählen zu den Maßnahmen, die unter das SGB III (Arbeitsförderung) fallen. AbH-Maßnahmen werden durch die Agentur für Arbeit bezahlt. Es entstehen weder für Auszubildende noch für den Betrieb Kosten.

Die Förderung erfolgt zwischen drei und acht Stunden in der Woche ( i. d. R. außerhalb der Arbeits- und Schulzeit). Der Einstieg in eine abH ist jederzeit möglich. Eine regelmäßige Teilnahme ist erforderlich.

Mit abH soll förderungsbedürftigen jungen Menschen die Aufnahme, Fortsetzung oder der erfolgreiche Abschluss einer (erstmaligen) Berufsausbildung ermöglicht und ein Ausbildungsabbruch verhindert werden.

08. Was kann man bei Verhaltensauffälligkeiten von Auszubildenden tun?

Verhaltensauffälligkeiten sind Verhaltensweisen, die erheblich und anhaltend von der Norm abweichen. Nicht jedes Fehlverhalten, nicht alles was den Ausbilder ärgert, ist bereits eine Verhaltensauffälligkeit. Verhaltensauffälligkeiten können in der Person des Auszubildenden, in seiner Gruppe oder auch in den Bedingungen des Betriebes liegen.

Im Überblick:

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Eine Handlungsstrategie zur Reaktion auf eine Verhaltensauffälligkeit beim Auszubildenden kann z. B. in folgenden Schrittfolgen bestehen:

Wahrnehmung → Analysieren → Aktion → Reaktion → Kontrolle

Zum Beispiel kann dies bei der Verhaltensauffälligkeit „Aggressivität“ zu folgenden Handlungsstrategien führen:

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Der Auszubildende verfolgt mit seinem Fehlverhalten (bewusst oder unbewusst) immer ein Ziel: ablenken, sich in den Vordergrund stellen, beeindrucken, andere bloßstellen usw. Für den Ausbilder gilt es, dass Ereichen dieser Ziele zu verhindern. Der Auszubildende muss bei seinem Fehlverhalten Misserfolge erleben, damit er dies nicht wiederholt. Dies kann vom Ausbilder durch geeignetees Führungsverhalten erreicht werden (von autoritär bis hin zu partnerschaftlich – je nach Situation).