Inhaltsverzeichnis
- 01. Was sind betriebliche Ziele?
- 02. Welche Gruppe soll das Recht haben, betriebliche Ziele vorzugeben?
- 03. Geben Sie Beispiele für interne und externe Anspruchsgruppen eines Unternehmens.
- 04. Nennen Sie Beispiele für ökonomische, soziale und ökologische Ziele und Ziele unter ethischen Gesichtspunkten.
- 05. Nennen Sie Besonderheiten von Zielen.
- 06. Erläutern Sie ein mögliches Konfliktpotenzial, das aufgrund der unterschiedlichen Zielvorstellungen der Stakeholder entstehen kann.
- 07. Nach welchen Merkmalen lassen sich Ziele klassifizieren?
- 08. Welche Ziele können für unterschiedliche Anspruchsgruppen am Beispiel eines Krankenhauses entwickelt werden?
- 09. Wie werden aus den Zielen der Anspruchsgruppen die Ziele auf Unternehmensebene ermittelt?
01. Was sind betriebliche Ziele?
Betriebliche Ziele sind Maßstäbe, an denen unternehmerisches Handeln gemessen werden kann (vgl. Wöhe/Döring 2010).
02. Welche Gruppe soll das Recht haben, betriebliche Ziele vorzugeben?
Shareholder sind Eigentümer eines Unternehmens und tragen das gesamte Verlustrisiko. Dementsprechend verfolgt das Shareholder-Value-Konzept primär ökonomische Ziele. Das oberste Unternehmensziel ist die Steigerung des Eigenkapitalwertes und ist durch langfristige Gewinnmaximierung zu erreichen.
Anhänger des Stakeholder-Ansatzes vertreten die Auffassung, dass sich alle Anspruchsgruppen in den Unternehmenszielen wiederfinden müssen.
Neben den Interessen der Eigenkapitalgeber (ökonomische Ziele), müssen die Interessen der Arbeitnehmer (soziale Ziele) und die Interessen der Öffentlichkeit (ökologische Ziele) berücksichtigt werden (vgl. Wöhe/Döring 2010). Zusätzlich zu diesen Zielkategorien entwickeln sich zunehmend Fragen der Moral und der Ethik (Ethikziele) in Unternehmen (vgl. Beckmann 2007).
03. Geben Sie Beispiele für interne und externe Anspruchsgruppen eines Unternehmens.
Zu den internen Anspruchsgruppen gehören die Eigentümer und die Mitarbeiter. Externe Anspruchsgruppen eines Krankenhauses sind beispielsweise die Sozialversicherungsträger als Kostenübernehmer, Geschäftspartner, Politik und Öffentlichkeit sowie Patienten.
04. Nennen Sie Beispiele für ökonomische, soziale und ökologische Ziele und Ziele unter ethischen Gesichtspunkten.
Ökonomische, soziale, ökologische und ethische Ziele, in Anlehnung an Wöhe/Döring 2010
Ökonomische Ziele (Eigenkapitalgeber) | Soziale Ziele (Arbeitnehmer) | Ökologische Ziele (Öffentlichkeit) |
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05. Nennen Sie Besonderheiten von Zielen.
Unternehmen müssen in den unterschiedlichen Phasen ihres Lebenszyklus (Siehe hierzu auch: 03. Erläutern Sie die einzelnen Phasen im Lebenszyklus eines Unternehmens., in: Voraussetzung für die Gründung von Einrichtungen erläutern) den jeweiligen Zielen der internen und externen Anspruchsgruppen gerecht werden. Entsprechend dem Agieren im Markt unterliegt das Zielsystem des Unternehmens einem ständigen Wandel. Dieser Anpassungs- und Veränderungsprozess sichert das Überleben des Unternehmens. Unternehmensziele gehen im Rahmen von Entscheidungsprozessen von der Unternehmensleitung aus.
06. Erläutern Sie ein mögliches Konfliktpotenzial, das aufgrund der unterschiedlichen Zielvorstellungen der Stakeholder entstehen kann.
Am Beispiel „Gehaltsperspektive“ wird das Konfliktpotenzial zwischen ökonomischen und sozialen Zielen aufgezeigt. Versteht man unter einer Gehaltsperspektive eine leistungsgerechte Entlohnung, dann werden die Arbeitnehmer entsprechend ihres Leistungsvermögens bezahlt. Ökonomische und soziale Ziele lassen sich vereinbaren.
Wird unter einer Gehaltsperspektive eine bedarfsgerechte Entlohnung verstanden, dann erhalten die Arbeitnehmer ihre Entlohnung in Anhängigkeit ihres sozialen Status (z. B. Anzahl der Kinder und Familienstand). Das kann dazu führen, dass der Leistungsgedanke nicht mehr im Vordergrund steht, sodass ökonomische und soziale Ziele auseinander laufen.
Unternehmen verfolgen grundsätzlich ökonomische Ziele. Anpassungen an soziale Ziele und ökologische/ethische Ziele erfolgen in der Mehrzahl nur, wenn es dafür gesetzliche Regelungen gibt (z. B. Arbeitsrecht, Sozialrecht, Betriebsverfassungsgesetz, Umweltgesetze) oder sofern bei langfristigen Investitionsentscheidungen Umweltschutzüberlegungen und soziale Entwicklungen einbezogen werden müssen. Die Forderung, dass ökologische und soziale Ziele in den Vordergrund zu stellen sind, hat seine Grenzen in den Marktgesetzen. Selbst wenn der Unternehmer entsprechende Wertvorstellungen hat, kann eine primäre ökologische und soziale Zielausrichtung nur erfolgen, wenn die Nachfrage bereit ist, dieses zu honorieren. Insofern führen ökologische und soziale Erwartungen einerseits und ökonomische Möglichkeiten andererseits zu regelmäßigem Konfliktpotenzial (vgl. Wöhe/Döring 2010).
Die Gewinnerzielung der Unternehmen wird von der Öffentlichkeit keineswegs abgelehnt. Die Realisierung „angemessener Gewinne“ wird als legitimes Ziel eines Unternehmers anerkannt. Es bestehen aber starke Vorbehalte gegenüber dem Prinzip der Gewinnmaximierung, weil angenommen wird, dass dadurch Handlungsalternativen präferiert werden könnten, die gegen moralische und ethische Vorstellungen verstoßen, beispielsweise Schutz der Umwelt, Unterlassung von Korruption, Betrug und mangelnde Solidarität. Dadurch kommt es zu einem Zielkonflikt zwischen Eigeninteresse und Moral.
Folgende Beispiele zahlreicher Entwicklungen stützen diese Sichtweise:
Shareholder-Value-Orientierung von Unternehmen
Erfolgsabhängige Managergehälter mit extremen Gehaltssteigerungen
Einführung von Boni und Prämiensystemen für das Top-Management in öffentlichen Verwaltungen und in Verwaltungen der Krankenversicherung.
In der moralischen Wahrnehmung der gesellschaftlichen Anspruchsgruppen können solche Entwicklungen als einseitige Verschiebung moralischen Verhaltens weg vom „angemessenen Gewinnstreben“ hin zu „ungezügelter Profitgier“ gewertet werden und führen zum Zielkonflikt zwischen Zielen der Shareholder- und Stakeholder. Es wird angenommen, dass die einseitige Ausrichtung an den Interessen der Shareholder nur zu Lasten der anderen Anspruchsgruppen, beispielsweise der Mitarbeiter, Verbraucher, Anwohner, Lieferanten oder der Umwelt möglich ist (vgl. Beckmann 2007).
07. Nach welchen Merkmalen lassen sich Ziele klassifizieren?
Nachfolgend werden aus unterschiedlichen Möglichkeiten folgende Merkmale zur Zieldarstellung verwendet:
Zielsetzungsinstanz: individuelle oder institutionelle Ziele
Zeitbezug: langfristige, mittelfristige und kurzfristige Ziele
Zielbeziehungen: komplementäre, konkurrierende und indifferente Ziele
Rangordnung: Oberziele, Zwischenziele und Unterziele.
Je nachdem, ob die Interessen des Arbeitnehmers oder die des Arbeitgebers (der Organisation) verfolgt werden, unterscheidet man nach individuellen oder institutionellen Zielen. Am Beispiel unterschiedlicher Sichtweisen zum Arbeitstempo wird das Konfliktpotenzial deutlich.
Ziele werden im Rahmen von Planungen grundsätzlich nach dem Zeitbezug differenziert.
Nach den Zielbeziehungen können Ziele komplementär, konkurrierend oder indifferent zueinander stehen:
Komplementär: Ziele ergänzen sich (z. B. Gewinnmaximierung und Minimierung des Wareneinsatzes)
Konkurrenz: Ziele können zum Konflikt werden (z. B. Steigerung des Marktanteils und Maximierung der Liquiditätsreserven)
Indifferent: Ziele sind voneinander unabhängig (z. B. Verkürzung der Arztbriefschreibung im Krankenhaus und Verbesserung der Produktqualität in der Krankenhausküche).
Die Differenzierung nach der Rangordnung ermöglicht es, aus Zielen des Gesamtunternehmens (Oberziele), Ziele für Abteilungen (Zwischenziele) und Ziele für die Sachbereiche (Unterziele) zu entwickeln (vgl. Wöhe/Döring 2010).
08. Welche Ziele können für unterschiedliche Anspruchsgruppen am Beispiel eines Krankenhauses entwickelt werden?
Ziele von Anspruchsgruppen am Beispiel eines Krankenhauses
Eigentümer
- solventer Betrieb
- Eigenkapitalzuwachs
- Dividenden- zahlung
- Markteinfluss
- interner Einfluss
- Nachhaltigkeit
Politik/Öffentlichkeit
- Krankenhaus- planung
- Kostendämpfung
- Umweltschutz
- Gesamtversorgung
- Unfallschutz
- Hygienestandards
Patienten
- beste Medizin
- niedrige Sozialversicherungsbeiträge
- Zusatzangebote
- Wiederherstellung der Gesundheit
- Aufklärung
- ortsnahe Versorgung
Mitarbeiter
- Gehaltsperspektive
- Arbeitsplatzsicherheit
- Arbeitsbedingungen
- Fortbildung
- Unfallschutz
- Anerkennung
Geschäftspartner
- Gläubigerschutz
- langfristige Bindung
- schnelle Zahlungen
- Kooperation
- tragfähige Beziehung
- Umsatzsteigerung
Sozialversicherung
- Beitragsstabilität
- hohe Behandlungsqualität
- schnelle Arztbriefe
- wenig Beschwerden
- hohe Heilungsrate
- Qualitätssicherung
09. Wie werden aus den Zielen der Anspruchsgruppen die Ziele auf Unternehmensebene ermittelt?
Ziele von Anspruchsgruppen sind unterschiedlich und verändern sich mit der Zeit. Das Unternehmen hat die Herausforderung, aus den ermittelten Zielen der Anspruchsgruppen diejenigen Ziele herauszufinden, die im Zielsystem des Unternehmens berücksichtigt werden sollen. Diese Ziele müssen so ausgewogen sein, dass sie die Mehrheit der Anspruchsgruppen zufriedenstellen: