Inhaltsverzeichnis
- 01. Was versteht man unter „Efficient Consumer Response“ (ECR)?
- 02. Welche Erkenntnisse gibt es über Prozesse der Kundengewinnung und Kundenbindung?
- 03. Was versteht man unter Marktsegmentierung? Welche Vorteile sind damit verbunden?
- 04. Welche Möglichkeiten bestehen, eine bestimmte Zielgruppe direkt anzusprechen?
- 05. Welche Zielsetzung verfolgen Hersteller mit der Etablierung von sogenannten Flagshipstores?
- 06. Welche neuen Medien werden heute im Vertrieb eingesetzt und können zur Kundenbindung beitragen?
- 07. Welche Bedeutung hat Unique Selling Proposition (USP)?
- 08. In welchen Schritten wird ein Vertriebskonzept erstellt und umgesetzt?
01. Was versteht man unter „Efficient Consumer Response“ (ECR)?
Efficient Consumer Response (ECR; Effiziente Konsumentenresonanz) ist die ganzheitliche Betrachtung der Wertschöpfungskette vom Hersteller über den Handel bis hin zum Kunden. Ziel ist dabei, die Wünsche des Kunden in Erfahrung zu bringen und bestmöglich zu befriedigen – unter Beachtung der Kosten. Dabei müssen sowohl die Waren- als auch die Informationsströme zwischen Hersteller, Handel und Kunde untersucht werden.
Hinweis
Weitere Informationen finden Sie in den Kapiteln Marktsegmentierung und CRM als Marketinginstrument.
02. Welche Erkenntnisse gibt es über Prozesse der Kundengewinnung und Kundenbindung?
Dazu einige Thesen und Erkenntnisse der Marktforschung:
Ein erfolgreiches Handelsunternehmen ist ein kundenorientiertes Unternehmen. Kundenorientierung bedeutet Serviceorientierung und Problemlösung. Im Mittelpunkt der Marketingaktivitäten stehen die Bedürfnisse des Kunden.
Der Kunde will kein Produkt kaufen, sondern er sucht eine Problemlösung. Beispiele: Die Hausfrau will keine Waschmaschine, sondern saubere Wäsche. Der Hauseigentümer möchte keine Dachrinne, sondern die Ableitung des Regenwassers.Merke
Kundenzufriedenheit ist der Schlüssel zur Kundenbindung. Kundenzufriedenheit hängt von den Erwartungen der Kunden ab. Das heißt für jedes Unternehmen, dass es die Erwartungen seiner Kunden in Erfahrung bringen muss, um darauf entsprechend reagieren zu können. Der angebotene Service richtet sich nach der Zielgruppe (Marktsegmentierung).
Stammkunden sind tendenziell weniger preissensibel als Neukunden.
Je länger eine Kundenbindung besteht, desto höher ist die Bereitschaft des Kunden „zu verzeihen“, wenn der Service einmal nicht den Erwartungen entspricht.
Generell erwarten Kunden Freundlichkeit und Effizienz sowie eine schnelle und zuvorkommende Bedienung.
Beispiel
(Fast) jeder weiß beim Einkauf von Getränken und Backwaren an der Tankstelle, dass hier das Preisniveau für Lebensmittel besonders hoch ist. So kostet z. B. eine Packung Fisherman's Friend durchschnittlich 1,45 €, während man für die gleiche Ware in der Drogerie ca. 0,99 € bezahlt – ein Zuschlag von fast 50 % (Stichprobe der Autoren).
Es geht hier nicht darum, sich über die Preispolitik der Mineralölkonzerne zu entrüsten, sondern das Beispiel zeigt die Bedürfnisse des Kunden, denen hier entsprochen wird: Die Tankstellen haben sehr lange Öffnungszeiten; der Kunde muss seine knappe Zeit nicht disponieren; er kauft dann ein, wenn er das Bedürfnis hat; überwiegend ist das Verkaufspersonal freundlich und der Einkauf wird schnell ausgeführt. Mittlerweile hat sich gezeigt, dass die Tankstellenpächter ihren „eigentlichen Gewinn“ über den Mini-Markt erwirtschaften und nicht über den Verkauf von Treibstoffen.
03. Was versteht man unter Marktsegmentierung? Welche Vorteile sind damit verbunden?
Marktsegmentierung ist die Aufteilung des Gesamtmarktes in genau definierte Teilmärkte (= Marktsegmente; Stichwort: relevanter Markt). Sie erfolgt z. B. nach folgenden Merkmalen:
Kriterien der Marktsegmentierung
Geografische Merkmale:
Stadt
Stadtteile
Regionen
Bundesland
Nord/Süd
usw.
Soziodemografische Merkmale:
Geschlecht
Alter
Familienstand
Berufsgruppe
Wohnsituation
u. Ä.
Psychografische Merkmale:
Herkunft
Lebensstil
Lebensgewohnheiten
soziale Gruppe/Schicht
Interessen/Freizeit
usw.
Verhaltensmerkmale:
Traditionsbewusstsein
Einstellungen
Verhaltens- und Wertemuster
Produkt-/Markentreue
Medienorientierte Merkmale:
Zeitungsleser
Internetnutzer
Radiohörer
Vorteile der Marktsegmentierung:
differenzierter Einsatz des Marketing-Mix
spezielles Eingehen auf Kundenbedürfnisse
präzise Markterfassung und -prognose möglich
präzise Marktabgrenzung möglich
Abgrenzung zum Wettbewerber.
Die Marktsegmentierung nach relevanten Merkmalen ist Grundlage der Zielgruppenbestimmung. Als Zielgruppe bezeichnet man eine relativ homogene Gruppe existierender oder potenzieller Kunden, die mit einem Produkt oder einem bestimmten Marketingkonzept angesprochen werden soll. Ein Problem liegt in der Dynamik der Zielgruppe (sie verändert sich im Zeitablauf: Gewohnheiten, Geschmack u. Ä.).
04. Welche Möglichkeiten bestehen, eine bestimmte Zielgruppe direkt anzusprechen?
Aufgrund der charakteristischen Merkmale einer Zielgruppe (vgl. Frage 03.) können spezielle Marketingaktionen für diese entwickelt werden.
Zielgruppe | Marketingaktion (Beispiele) |
Hauseigentümer, Hausbauer | Hausmesse im Baumarkt (im Fachhandel, in der Fußgängerzone, im Einkaufscenter): Produktvorführungen, Fragebogen, Verlosung (mit Adressengewinnung) |
Autokäufer | Event: „Das neue XYZ-Cabrio steht zur Probefahrt für Sie bereit!“; Probefahrt, Wirkung des neuen Modells auf den Käufer, Fragebogenaktion, Verlosung, Aktionen für Kinder usw. |
Hausfrauen | Vorführung von Küchengeräten |
Schaukochen und Verkostung | |
Hersteller zeigen neue Küchenmodelle (und fragen nach Verbrauchergewohnheiten); Test neuer Produktentwicklungen | |
Vorführung von Elektrogeräten (Waschmaschine, Trockner, Geschirrspüler); ggf. im Verbund mit Waschmittelhersteller | |
Frauen (in bestimmten Altersgruppen) | Modeschauen mit Unterhaltungswert und Moderation |
„Heute große Modenschau für die mollige Dame!“ | |
„Was trägt man darunter? Wir zeigen es Ihnen!“ Modells präsentieren in stilvoller Umgebung Dessous für den gehobenen Anspruch. |
05. Welche Zielsetzung verfolgen Hersteller mit der Etablierung von sogenannten Flagshipstores?
Flagshipstores (Vorzeigeläden) sind Ladenlokale mit großer Verkaufsfläche in 1a-Lagen von Großstädten. Hier will der Hersteller sein gesamtes Sortiment in hervorragender Warenpräsentation darbieten und so Image, Markenbildung und Absatz fördern.
Weiterhin erreicht der Hersteller damit direkten Kundenkontakt und kann die gewonnenen Informationen für seine Zwecke nutzen, z. B.:
Test der Kundenreaktion auf neue Produkte
Zwecke der Marktforschung
Dialog mit dem Kunden.
06. Welche neuen Medien werden heute im Vertrieb eingesetzt und können zur Kundenbindung beitragen?
Medium | Vorteile | Nachteile |
Direktmarketing (Direktmailing) | direkte, individuelle Ansprache mit Adresse und ggf. Zusatzdaten | Streuverluste |
Telefonmarketing | Kontaktbrücke, Informationsgewinnung | rechtliche Grenzen; vgl. UWG zu Telefonwerbung |
Einrichten einer Hotline für Kundendienst/Service und Beschwerdemanagement | schneller Kontakt, Beschwerdemanagement, Kundenzufriedenheit | kostenintensiv, verlangt geschultes Personal, Kundenunzufriedenheit bei „Telefon-Schleifen“ (Wartezeit) |
Bestell-, Liefer-, Rücknahmeservice per Telefon | kundenorientiert, schnell | personalintensiv |
Telefax | effizient, kostengünstig | rechtliche Grenzen, i. d. R. nur bei bestehenden Kontakten |
Homepage im Internet (Online-PR) | Image, weltweit, kostengünstig | permanente Aktualisierung erforderlich |
schnell, kostengünstig | rechtliche Grenzen, i. d. R. nur bei bereits bestehender Geschäftsbeziehung | |
Web-TV | interaktiv, weltweit | noch geringere Verbreitung |
Payback-System | Per Kundenkarte werden Bonuspunkte gutgeschrieben. | erlaubt gezielte Kundenansprache und Sonderaktionen |
VIP-Bereich für Online-Besteller | Kundenkarteninhaber erhalten Zugang zu gesonderten Angeboten. | Nicht-VIP könnten sich diskriminiert fühlen. |
07. Welche Bedeutung hat Unique Selling Proposition (USP)?
Mit Unique Selling Proposition (USP; Alleinstellungsmerkmal) bezeichnet man die herausragende Eigenschaft eines Produkts. Es erscheint damit einzigartig und ist den Wettbewerbsprodukten überlegen. Der USP kann sich begründen auf Form, Farbe, Gebrauchseigenschaft, Problemlösung für den Kunden, Kundennutzen oder kann sich aus der Kombination mehrerer Eigenschaften ergeben. In der Einführungs- und Wachstumsphase ergeben sich daraus für das Unternehmen Vorteile: Umsetzen einer Hochpreisstrategie und hoher Werbeeffekt, der sich auf die Besonderheit des Produkts konzentriert und daher gut in der Werbebotschaft transportiert werden kann.
Mit dem Eintritt von Me-too-Produkten kann das Erzeugnis über das Alleinstellungsmerkmal nicht mehr werblich angeboten werden; man würde sich sonst unglaubwürdig machen. Es bleibt in der Sättigungsphase nur noch der Rückzug auf den Preis (monetärer USP) oder auf das am Markt erworbene Image (psychologischer USP).
Produkte mit einem Alleinstellungsmerkmal sollten folgende Anforderungen erfüllen:
wichtig
Das Produkt liefert der Zielgruppe einen wertvollen Nutzen.
präventiv Das Produkt kann nicht leicht kopiert werden.überlegen
Das Produkt ist in der Bedürfnisbefriedigung anderen überlegen.erschwinglich
Das Produkt ist erschwinglich.profitabel
Das Produkt kann Gewinn bringend vermarktet werden.unterscheidbar
Das Produkt hebt sich eindeutig von anderen ab.vermittelbar
Die besonderen Eigenschaften können am Markt vermittelt werden.
08. In welchen Schritten wird ein Vertriebskonzept erstellt und umgesetzt?
Das Vertriebskonzept ist eine strategische Entscheidung und muss daher in die generelle Marketingstrategie eingebunden sein.
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