Inhaltsverzeichnis
- Finanzierungsarten
- Unterscheidung von Finanzierungsquellen
- 01. Welche Kriterien zur Unterscheidung von Finanzierungsquellen gibt es?
- Innenfinanzierung
- 01. Welche Formen der InnenFinanzierung sind vorherrschend?
- 02. Was versteht man unter Selbstfinanzierung?
- 03. Welche Wirkungen sind mit der Selbstfinanzierung verbunden?
- 04. Unter welchen Voraussetzungen ist eine Finanzierung aus Umsatzerlösen möglich?
- 05. Unter welchen Voraussetzungen ist eine Finanzierung aus Abschreibungsgegenwerten möglich?
- 06. Welche Finanzierungsformen aus sonstigen Kapitalfreisetzungen sind denkbar?
- 07. Welcher Finanzierungseffekt ergibt sich aus der Bildung von Rückstellungen?
- Außenfinanzierung
- Beteiligungsfinanzierung
- 01. Welche Möglichkeiten der Beteiligungsfinanzierung gibt es?>> 2.2.2.2/Frage 02. ff.
- Langfristige Fremdfinanzierung
- 01. Welche wichtigen Formen der langfristigen Fremdfinanzierung gibt es?
- 02. Welche Besonderheiten hat das langfristige Bankdarlehen (Investitionskredit)?
- 03. Welche Besonderheiten hat das Schuldscheindarlehen?
- 04. Welche Besonderheiten hat die Schuldverschreibung?
- 05. Was sind Anleihen?
- 06. Welche Besonderheiten haben Industrieobligationen?
- 07. Was ist eine Wandelschuldverschreibung?
- 08. Welche Besonderheiten hat die Optionsanleihe?
- 09. Welche Besonderheiten hat die Null-Kupon-Anleihe?
- 10. Welche Besonderheiten hat die zinsvariable Anleihe?
- Kurzfristige Fremdfinanzierung
- 01. Welche Formen der kurzfristigen Fremdfinanzierung sind vorherrschend?
- Sonderformen der Finanzierung
- 01. Was ist Leasing?
- 02. Welche Leasingarten unterscheidet man?
- 03. Welche steuerlichen Voraussetzungen müssen beim Finance Leasing gegeben sein, damit der Leasingnehmer nicht Eigentümer wird?
- 04. Was ist Factoring?
Finanzierungsarten
Unterscheidung von Finanzierungsquellen
01. Welche Kriterien zur Unterscheidung von Finanzierungsquellen gibt es?
In der Literatur auch: Finanzierungsarten/-formen.
Merkmale zur Unterscheidung von Finanzierungsquellen | ||||
Merkmale | Finanzierungsform | |||
1. | Kapitalherkunft Woher stammt das Kapital? | Außen-finanzierung | Das Kapital wird dem Unternehmen von außen zugeführt; es stammt also nicht aus dem betrieblichen Leistungsprozess. | |
Innen-finanzierung | Das Kapital stammt aus dem Unternehmen selbst, also aus dem betrieblichen Leistungsprozess. | |||
2. | Rechtsstellung Welche Rechtsstellung hat der Kapitalgeber? | Fremd-finanzierung | Das Kapital wird durch außenstehende Gläubiger aufgebracht (Kreditfinanzierung). | |
Eigen- finanzierung | Das Kapital wird durch Eigentümer aufgebracht, z. B. Unternehmer, Gesellschafter, Aktionäre. | |||
3. | Fristigkeit Wie lange steht das Kapital zur Verfügung? | kurzfristig | bis 1 Jahr | z. B. Wechsel, Kontokorrentkredite |
mittelfristig | 1 bis 4 Jahre | z. B. Darlehen | ||
langfristig | mehr als 4 Jahre | z. B. Schuldverschreibungen | ||
4. | Anlass Warum werden Finanzierungs-mittel benötigt? | • Gründung • Umwandlung • Fusion | • Sanierung • Expansion • Rationalisierung | • Kapitalerhöhung • Sicherung • Liquiditätsverbesserung |
Jede Finanzierungsform ist eine Kombination aus den dargestellten Merkmalen. Insgesamt lässt sich folgender Überblick über mögliche Finanzierungsformen geben:
Hinweis
Nachfolgend werden nur die im Rahmenplan genannten Finanzierungsformen behandelt.
Innenfinanzierung
01. Welche Formen der InnenFinanzierung sind vorherrschend?
Innenfinanzierung | ||
1 | Selbstfinanzierung aus Gewinn |
|
2 | Finanzierung aus Abschreibungsgegenwerten |
|
3 | Finanzierung aus Gegenwerten langfristiger Rückstellungen | |
4 | Finanzierung aus sonstigen Kapitalfreisetzungen |
Formen der Innenfinanzierung lt. Rahmenplan. (Der Rahmenplan verwendet unter 6.3.3.4 den falschen Begriff Kapital„freistellung“.)
02. Was versteht man unter Selbstfinanzierung?
Bei der Selbstfinanzierung werden Teile des Gewinns nicht ausgeschüttet, sondern zurückbehalten (Gewinnthesaurierung).
Offene Selbstfinanzierung : → Finanzierung aus versteuertem Gewinn
Der einbehaltene Gewinn wird
bei Einzel- und Personengesellschaften dem EK-Konto zugeschrieben und
bei Kapitalgesellschaften dem Rücklagenkonto gutgeschrieben.
Stille Selbstfinanzierung : → Finanzierung aus unversteuertem Gewinn
Der tatsächliche Gewinn wird gemindert durch Bildung stiller (verdeckter) Reserven:
Unterbewertung der Vermögensteile (Aktiva, z. B. hohe AfA, Unterbewertung des Umlaufvermögens) und
Überwertung der Schulden (Passiva, z. B. hohe Rückstellungen, hohe Rechnungsabgrenzungsposten).
03. Welche Wirkungen sind mit der Selbstfinanzierung verbunden?
Steuerstundung:
Bei der Bildung stiller Reserven wird der zu versteuernde Gewinn gemindert (Liquiditätsvorteil). Die Auflösung stiller Reserven in der Folgeperiode erhöht den zu versteuernden Gewinn (Liquiditätsbelastung).
Zinsvorteil:
Der Betrag der Steuerstundung steht zinslos zur Verfügung.
Steuernachteil:
Die stille Selbstfinanzierung kann sich steuerlich nachteilig auswirken, wenn der Steuersatz in der Folgeperiode (Auflösung stiller Reserven) höher ist als in der Vorperiode (Steuerprogression).
04. Unter welchen Voraussetzungen ist eine Finanzierung aus Umsatzerlösen möglich?
Das Unternehmen erhält beim Verkauf Umsatzerlöse vom Markt (Menge • Preis). In der Regel wird der Verkaufspreis unter Berücksichtigung der Gewinnspanne, der Abschreibungs- und Rückstellungswerte kalkuliert sein.
05. Unter welchen Voraussetzungen ist eine Finanzierung aus Abschreibungsgegenwerten möglich?
Kapitalfreisetzung
Man unterscheidet zwei mögliche Effekte:
Abschreibungen sind der Aufwand für Wertminderungen bei materiellen und immateriellen Gegenständen. Das Unternehmen kalkuliert diese Abschreibungen bei der Gestaltung seiner Angebotspreise mit ein. Beim Verkauf der Produkte und Leistungen erhält das Unternehmen Einzahlungen (Abschreibungsrückflüsse), die zu Finanzierungszwecken verwendet werden können.
Beispiel
Ein Unternehmen beschafft in vier aufeinander folgenden Jahren eine Transportanlage für Werk 1, danach für Werk 2 usw. Die Anlage wird linear mit 25 % abgeschrieben; der Restwert ist Null. Der Wiederbeschaffungswert für eine neue Anlage liegt konstant bei 200.000 €. Ende des vierten Jahres wird reinvestiert (Ersatzbeschaffung). Sobald die Abschreibungsgegenwerte die Kosten der Neuanschaffung einer Anlage erreicht haben, werden sie reinvestiert.
Kapazitätserweiterung
Die freigesetzten Abschreibungswerte werden sofort für zusätzliche Investitionen (Erweiterungsinvestitionen) eingesetzt. Dadurch werden die Kapazitäten erweitert. Dieser Kapazitätserweiterungseffekt wird Lohmann-Ruchti- oder Marx-Engels-Effekt genannt.
Jahre | ||||||
1 | 2 | 3 | 4 | 5 | 6 | |
Werk 1 | 50.000 | 50.000 | 50.000 | 50.000 | ||
Werk 2 | 50.000 | 50.000 | 50.000 | 50.000 | ||
Werk 3 | 50.000 | 50.000 | 50.000 | 50.000 | ||
Werk 4 | 50.000 | 50.000 | 50.000 | |||
Gesamt-AfA pro Jahr | 50.000 | 100.000 | 150.000 | 200.000 | 150.000 | 100.000 |
– Ersatzbeschaffung | – | – 200.000 | – 200.000 | – 200.000 | ||
Kapitalfreisetzung | 50.000 | 150.000 | 300.000 | 300.000 | 250.000 | 150.000 |
Kapazitätserweiterung | – | – 200.000 | – 200.000 | – 200.000 | – |
Das Beispiel zeigt, dass unter den genannten Bedingungen ab dem 3. Jahr Mittel für Erweiterungsinvestitionen zur Verfügung stehen.
06. Welche Finanzierungsformen aus sonstigen Kapitalfreisetzungen sind denkbar?
Finanzierungsformen aus sonstigen Kapitalfreisetzungen | |
Finanzierungsform | Beschreibung, Beispiele |
Finanzierung durch Rationalisierungs- maßnahmen | Optimierung der logistischen Prozesse (JIT, Kanban) → Verminderung der Lagerbestände, Reduzierung des Umlaufkapitalbedarfs |
Verbesserung des Forderungsmanagements → Reduzierung der durchschnittlichen Außenstandsdauer | |
Finanzierung durch Vermögensumschichtung auch: Substitutionsfinanzierung | Verkauf von nicht (mehr) benötigten Vermögensgegenständen, z. B.:
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Sale-and-Lease-back-Verfahren | Das Unternehmen verkauft betriebsnotwendige Vermögensstände (i. d. R. Anlagen) an eine Leasinggesellschaft und least diese Gegenstände (Desinvestition + Leasing). |
Vorteile: Kapitalfreisetzung durch Verkauf; Verbesserung der aktuellen Liquiditätslage. | |
Risiken: Längerfristige Bindung an die Leasinggesellschaft; Belastung der Liquidität durch laufende Leasingraten; ggf. Auflösung stiller Reserven (→ Buchwert/Verkaufspreis); Veränderung der Bilanzstruktur (→ Rating). |
07. Welcher Finanzierungseffekt ergibt sich aus der Bildung von Rückstellungen?
Der Finanzierungseffekt entsteht dadurch, dass in der laufenden Periode ein Aufwand in der Gewinn- und Verlustrechnung gebucht wird, der erst in den Folgeperioden aufgelöst wird. Dadurch wird der Gewinn gemindert, die Steuerbemessungsgrundlage sinkt, und es entsteht ein Liquiditäts- und Zinseffekt, weil reduzierte oder keine Ausschüttungen an Gesellschafter und die Finanzbehörde erfolgen. Bei kurzfristigen Rückstellungen dauert der Finanzierungseffekt häufig nur ein Jahr an.
Interessant sind im Wesentlichen Pensionsrückstellungen: Sind Zuführungen und Auszahlungen annähernd gleich, steht dem Unternehmen ein „Sockelbetrag“ für Zwecke der Innenfinanzierung auf Dauer zur Verfügung. Außerdem mindern Pensionsrückstellungen in der Einführungsphase die Ertragssteuer.
Außenfinanzierung
Beteiligungsfinanzierung
01. Welche Möglichkeiten der Beteiligungsfinanzierung gibt es?
>> 2.2.2.2/Frage 02. ff.
Die Beteiligungsfinanzierung (auch: Einlagenfinanzierung) gehört zu den Formen der Eigenfinanzierung: Dem Unternehmen wird Eigenkapital vom Eigentümer (Einzelunternehmen), Miteigentümer (Gesellschafter/Personengesellschaften) oder Anteilseigner (Kapitalgesellschaften) zur Verfügung gestellt. Man unterscheidet:
Beteiligungsfinanzierung bei Einzelfirmen und Personengesellschaften, z. B.:
Einlagen von Geld- und Sachkapital sowie Rechten des Unternehmers bzw. der Gesellschafter
Neuaufnahme von Gesellschaftern
Beteiligungsfinanzierung bei Kapitalgesellschaften, z. B.:
GmbH: Aufnahme neuer Gesellschafter oder Erhöhung der Stammeinlage bestehender Gesellschafter
AG: Kapitalerhöhung durch Ausgabe neuer (junger) Aktien
Überlassung von Kapital durch
Einzahlung von Barmitteln
Einbringen von Sachwerten (z. B. Rechte, Immobilien).
Langfristige Fremdfinanzierung
01. Welche wichtigen Formen der langfristigen Fremdfinanzierung gibt es?
Formen der langfristigen Fremdfinanzierung |
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02. Welche Besonderheiten hat das langfristige Bankdarlehen (Investitionskredit)?
Langfristige Bankdarlehen dienen der Finanzierung größerer Investitionsvorhaben. Die Laufzeit beträgt mehr als vier Jahre und kann frei vereinbart werden – bis zu 20 Jahren und mehr. Kreditgebende Banken sind z. B. Hausbank, KfW-Bankengruppe, regionale Banken zu Förderung des Mittelstandes in den jeweiligen Bundesländern (vgl. im Internet, Stichwort Mittelstandförderung). Die Absicherung erfolgt i. d. R. über Grundschulden, Pfandrechte, Sicherungsübereignung und/oder Bürgschaften der öffentlichen Hand.
Bei kürzeren Laufzeiten ist der Zinssatz fest vereinbart oder variabel. Für längere Laufzeitzeiten kann eine Gleitklausel integriert werden bzw. es wird vertraglich eine Neuverhandlung der Vertragsmodalitäten vereinbart. Es können Sondertilgungen vereinbart oder ausgeschlossen werden.
Nach der Rückzahlungsart werden unterschieden: Fälligkeitsdarlehen (Blockdarlehen), Tilgungsdarlehen mit gleich bleibender Annuität und Abzahlungsdarlehen.
03. Welche Besonderheiten hat das Schuldscheindarlehen?
Es werden langfristige Großkredite von sogenannten Kapitalsammelstellen (Versicherungen, Banken, Pensionskassen, Sozialversicherungsträger) an Unternehmen gegen Ausfertigung eines Schuldscheines (Dokument zur Beweiserleichterung, kein Wertpapier) ausgegeben. Man unterscheidet:
Fristenkongruentes Schuldscheindarlehen:
Dauer der Kapitalüberlassung = Dauer der Kapitalnutzung
Revolvierendes Schuldscheindarlehen:
Für ein langfristiges Schuldverhältnis wechseln die Kreditgeber in kürzeren Zeitabschnitten.
04. Welche Besonderheiten hat die Schuldverschreibung?
Emissionsfähige Unternehmen können zur Finanzierung langfristiger Investitionen Schuldverschreibungen (auch: Obligationen, Anleihen, festverzinsliche Wertpapiere) ausgeben. Die Schuldverschreibung wird als Wertpapier an der Börse gehandelt. Die Börsenzulassung des Kreditnehmers ist also Voraussetzung. Als Kreditnehmer treten am Markt auf: Bund, Länder, Gemeinden, Post, Bahn, Hypothekenbanken. Die übliche Laufzeit beträgt zehn Jahre. Die Zinszahlung an den Kreditgeber (Anleger) erfolgt jährlich oder halbjährlich. Der Ausgabekurs kann unter dem Nennwert liegen. Die Rückzahlung erfolgt zum Nennwert. Die Kreditvergabe ist gegen Grundschulden bis ca. 40 % des Beleihungswertes abgesichert.
05. Was sind Anleihen?
Anleihen sind Kredite, die gegen Forderungspapiere/Schuldverschreibungen am Kapitalmarkt aufgenommen werden. Zu ihnen gehören/zählen u. a.:
Industrieobligationen
Wandelschuldverschreibungen
Optionsanleihen
Null-Kupon-Anleihen
Anleihen mit variablen Zinssätzen
Sie begründen Forderungsrechte der Inhaber auf Zinsen, Rückzahlungen u. Ä., aber kein Stimmrecht.
06. Welche Besonderheiten haben Industrieobligationen?
Industrieobligationen sind langfristige, festverzinsliche Darlehen, die von einem Industrieunternehmen gegen Teilschuldverschreibungen ausgegeben werden. Sie begründen das Recht auf Verzinsung und Rückzahlung für den Besitzer der Industrieobligation.
07. Was ist eine Wandelschuldverschreibung?
Sie ist eine Sonderform der Schuldverschreibung/Industrieobligation und begründet zusätzlich das Umtauschrecht auf Aktien.
08. Welche Besonderheiten hat die Optionsanleihe?
Der Investor bleibt bis zum Ende der Laufzeit Kreditgeber (im Gegensatz zur Wandelschuldverschreibung) und erhält zusätzlich das Recht (Option, lt.: Erwerbsrecht) zu einem späteren Zeitpunkt Aktien zu erwerben. Bei der Ausgabe einer Optionsanleihe müssen Bezugsverhältnis, -frist und -kurs festgelegt werden. Man unterscheidet bei der Optionsanleihe drei Kursermittlungen:
inkl. Optionsschein
exkl. Optionsschein
nur für den Optionsschein.
09. Welche Besonderheiten hat die Null-Kupon-Anleihe?
Kupons sind durchnummerierte Dividendenscheine für die Auszahlung der Dividende bzw. für die Ausgabe neuer Aktien. Bei der Null-Kupon-Anleihe (dt.: Anleihe ohne Kupon) wird der gesamte Zinsertrag erst am Ende der Laufzeit ausgezahlt. Diese Form der Finanzierung ist besonders interessant für Unternehmen mit positiven Gewinnaussichten, da während der Laufzeit keine Zinszahlungen anfallen.
10. Welche Besonderheiten hat die zinsvariable Anleihe?
Sie ist eine Anleihe mit variabler Verzinsung (auch: Floating Rate Note): In bestimmten Zeitabständen, z. B. jeden 3. oder 6. Monat, wird der Zinssatz an einen Referenzzinssatz (z. B. EURIBOR: Euro Interbank Offered Rates) angepasst. Die Laufzeit der Anleihe liegt meist zwischen 12 und 24 Monaten. Die Zinsauszahlungen sind jährlich, halbjährlich oder pro Quartal. Die Floating-Rate-Anleihe hat für Kreditnehmer und -geber einen gewissen spekulativen Charakter: Der Anleger „hofft“ auf steigende Zinsen, der Kreditnehmer auf sinkende.
Kurzfristige Fremdfinanzierung
01. Welche Formen der kurzfristigen Fremdfinanzierung sind vorherrschend?
Formen der kurzfristigen Fremdfinanzierung |
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Kontokorrentkredit (KK): kurzfristiger Bankkredit
Laufendes Konto (auch: Dispositionskredit bei Privatpersonen): Mit der Bank vereinbarte Kreditlinie (befristet/unbefristet) bei variablen Kreditkosten; abgerechnet werden nicht die einzelnen Zahlungen, sondern der Saldo von Ein-/Auszahlungen. Der KK sollte nur zur Abdeckung kurzfristiger Liquiditätsengpässe genutzt werden, da es ein teurer Kredit ist.
Lieferantenkredit : kurzfristiger Kredit durch Zahlungsziel des Lieferanten
Beispiel
„Die Rechnung ist fällig innerhalb von 30 Tagen ab Rechnungsdatum ohne Abzug, mit 2 % Skonto innerhalb von 10 Tagen.“ Verzichtet der Unternehmer auf die Ausnutzung von Skonto entsteht ihm ein Nachteil (sog. Opportunitätskosten). Bezieht man den Skontosatz auf ein Jahr (Jahreszins) ergeben sich hohe Prozentwerte:
$$Jahreszins = $$
${\Large\frac{Skontosatz \;\cdot\; 360}{Zahlungsziel\; –\; Skontofrist} = \frac{2 \% \;\cdot\; 360\;Tage}{30\;Tage\; –\; 10\;Tage}} = 36 \%$
Der Lieferantenkredit gehört also zu den teuersten Kreditarten.
Kundenanzahlungen: kurzfristiger Kredit des Kunden
Bei Großprojekten lassen sich zum Teil Kundenanzahlungen am Markt durchsetzen (Anlagen-, Immobilenbau). Kundenanzahlungen haben eine Kredit- und eine Sicherungsfunktion: Bei Insolvenz des Kunden während der Ausführung des Auftrags ist der mögliche Verlust geringer. Zinszahlungen erfolgen nicht. Der Kunde kann sich seine Anzahlung durch Bankbürgschaft oder Treuhänderkonto absichern lassen.
Wechselkredit: kurzfristiger Kredit eines Dritten (z. B. Bank, Lieferant)
Der Verkäufer (Aussteller) von Waren stellt einen Wechsel gegenüber dem Käufer (Bezogener) aus. Der Bezogene akzeptiert den Wechsel und verspricht damit, dass er den geschuldeten Geldbetrag am Ende der vereinbarten Wechsellaufzeit begleicht. Der Wechsel kann durch den Aussteller zum Diskont bei einer Geschäftsbank eingereicht oder dem Bezogenen am Fälligkeitstag vorgelegt werden. Je nach Laufzeit stellt der Wechsel einen kurzfristigen Kredit dar.
Kurzfristige (Bank-)Darlehen:
Es wird ein bestimmter Geldbetrag für eine bestimmte Zeit kreditiert. Man unterscheidet generell folgende Darlehensarten:
Fälligkeitsdarlehen (Blockdarlehen) Rückzahlung in einer Summe mit zwischenzeitlichen (gleichbleibenden) Zinszahlungen. Tilgungsdarlehen mit gleichbleibender Annuität
(Annuitätendarlehen)Gleichbleibende Rate von Tilgung und Zins; dabei nimmt der Zinsanteil je Rate ab und der Tilgungsanteil steigt (sofortige Verrechnung der Tilgung). Tilgung + Zins=Annuität
50 + 30=80
51 + 29=80
Abzahlungsdarlehen Tilgungsrate gleich hoch; Zinsbeträge sinken, da Restschuld geringer. Tilgung + Zins=Kapitaldienst
50 + 30=80
50 + 29=79
Avalkredit:
Bank als Bürge. Die Bank haftet selbstschuldnerisch aufgrund einer eingegangenen Bürgschaftsverpflichtung oder einer Garantie. Sie gibt ihren guten Namen (Kosten für den Kreditnehmer).
Der Lombardkredit
ist ein kurzfristiges Darlehen unter Verpfändung beweglicher Sachen, von Wertpapieren oder Forderungen, der zu einem festen Termin bereitgestellt bzw. zurückgezahlt wird. Es werden nach dem Objekt der Verpfändung folgende Lombardkredite unterschieden:
Effektenlombard (auch Wertpapierlombard)
Wechsellombard
Edelmetalllombard
Warenlombard
Forderungslombard.
Dokumentenakkreditiv:
Sonderformen der Finanzierung
01. Was ist Leasing?
Leasing (engl.: mieten, pachten) ist die Vermietung bzw. Verpachtung von Anlagen oder Gütern durch Hersteller oder Leasinggesellschaften für eine vereinbarte Zeit gegen Entgelt. Der Leasingnehmer wird Besitzer, aber nicht Eigentümer. Hersteller oder Leasinggesellschaft bleiben Eigentümer.
02. Welche Leasingarten unterscheidet man?
Leasingarten | ||
Unterscheidungsmerkmal | Bezeichnung | Merkmale |
Wer ist Leasinggeber? | Direktes Leasing Indirektes Leasing | Hersteller ist Leasinggeber. Leasinggesellschaft ist Leasinggeber. |
Anzahl der Leasingobjekte? | Equipment-Leasing Plant-Leasing | Leasing einzelner, beweglicher Wirtschaftsgüter. Leasing ortsfester, gesamter Betriebsanlagen. |
Art der Leasingobjekte? | Konsumgüter-Leasing Investitionsgüter-Leasing | Leasing von Verbrauchsgütern für Haushalte. Leasing von Anlagegütern für Produktionszwecke. |
Anzahl der Vorbesitzer? | First-Hand-Leasing Second-Hand-Leasing | Leasing neuer Wirtschaftsgüter. Leasing gebrauchter Wirtschaftsgüter. |
Art des Leasingvertrages? | Operate Leasing Finance Leasing | Unechtes Leasing: Kurzfristige Nutzungsverträge mit Kündigungsfrist; von der Laufzeit unabhängige Leasingrate; hohe Kosten. Echtes Leasing: Längerfristige Nutzungsüberlassung; Leasingrate abhängig von der Anzahlung und der Grundmietzeit; Leasingnehmer trägt die Gefahr des Untergangs des Leasinggegenstandes. |
03. Welche steuerlichen Voraussetzungen müssen beim Finance Leasing gegeben sein, damit der Leasingnehmer nicht Eigentümer wird?
Aufgrund mehrerer Erlasse des Bundesfinanzhofes gilt: Ist die Grundmietzeit zwischen 40 und 90 % der betriebsüblichen Nutzungsdauer lt. steuerlicher AfA-Tabelle (z. B. bei Pkw = 6 Jahre, bei IT-Hardware = 3 Jahre) und wurde der Leasing-Vertrag ohne Kauf- oder Verlängerungsoption geschlossen, so ist der Leasing-Gegenstand dem Leasinggeber zuzurechnen. Für den Leasingnehmer sind die Leasingraten Betriebsausgaben und unterliegen der Umsatzsteuer mit 19 %.
04. Was ist Factoring?
Neben dem Leasing, bei dem Anlagegegenstände durch Dritte vorfinanziert werden, stellt das Factoring eine weitere Möglichkeit dar, einen Teil des Vermögens (Umlaufvermögen) durch spezielle Gesellschaften finanzieren zu lassen.
Der Factor kauft von einem Unternehmen die Forderungen aus Warenlieferungen und zahlt die Rechnungsbeträge unter Abzug eines bestimmten Betrages sofort aus. Für das Unternehmen bedeutet dies eine zeitlich verzogene Verflüssigung (Vorschuss), der in den Außenständen gebundenen Geldmittel. Beim Factoring findet demnach ein Gläubigerwechsel statt: Für den Kunden, der die Ware erhält, ist nicht mehr der Lieferant, sondern der Factor der Gläubiger.
Merke
Factoring ist der regresslose Verkauf von Forderungen.
Das Factoring erfüllt bestimmte Funktionen (Vorteile) und der Factor kalkuliert mit folgenden Kosten:
Factoring kommt nur für Unternehmen mit Jahresumsätzen ab 2 Mio. € oder mehr infrage. Der Verbesserung der Liquidität und der Sicherheit des Zahlungseingangs steht ein möglicher Imageschaden bei den eigenen Kunden gegenüber.