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Konzernabschluss nach IFRS - Wirkungsweise latenter Steuern

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Konzernabschluss nach IFRS

Wirkungsweise latenter Steuern

Wir schauen auf die Wirkungsweise und die einzelnen Arten der Konsolidierung, aus denen latente Steuern entstehen.

Man unterscheidet die einzelnen Gründe, die zur Entstehung der latenten Steuern (= deferred taxes) führen:

  • zeitliche

    • automatischer Ausgleich im Laufe der Zeit

    • bei IFRS relevant

  • permanente

    • kein Ausgleich im Laufe der Zeit

    • bei IFRS nicht relevant.

Es existieren zwei Arten in Abhängigkeit des Jahresüberschusses (JÜ):

  • aktive latente Steuern

    • wenn anfänglich JÜHandelsrecht < JÜSteuerrecht und

    • danach aber JÜHandelsrecht > JÜSteuerrecht

  • passive latente Steuern

    • wenn anfänglich JÜHandelsrecht > JÜSteuerrecht und

    • danach aber JÜHandelsrecht < JÜSteuerrecht

Latente Steuern sind verborgene Steuerlasten oder Steuervorteile, die sich aufgrund von Unterschieden im Ansatz oder in der Bewertung von Vermögensgegenständen oder Schulden zwischen der Steuerbilanz und der Handelsbilanz ergeben haben und die sich in späteren Geschäftsjahren voraussichtlich abbauen, das heißt in der Zukunft zu Unterschieden zwischen steuerlichen und handelsbilanziellen Gewinnen führen.

Aktive latente Steuern sollen zukünftige Steuervorteile (zukünftig steuerlich höheres Gewinnabzugspotential), passive latente Steuern zukünftige Steuerlasten (zukünftig steuerlich höheres Ertragspotential) abbilden.

Der Ansatz aktiver latenter Steuern lässt sich sehr gut an folgendem Beispiel erläutern.

Beispiel

Hier klicken zum AusklappenDie X - AG hat in den folgenden vier Jahren einen Jahresüberschuss von 5.000 €. Hierin noch nicht berücksichtigt ist lediglich die Abschreibung eines erworbenen Vermögenswerts, die Anschaffungskosten betrugen 2.000 €. Die handelsrechtliche Abschreibungsdauer betrage zwei Jahre, die steuerrechtliche hingegen liege bei vier Jahren.

Wie lauten die Ergebnisse der Handels- und der Steuerbilanz ohne die Verwendung von latenten Steuern und mit der Verwendung von latenten Steuern? Der Steuersatz der X AG liegt bei 30%.

Wir gehen folgende Fälle durch

  • ohne latente Steuern

    • damit der Leser sieht, wo das Problem liegt

    • nur aus didaktischen Gründen, denn bilanziell wird es ja gerade mit latenten Steuern gemacht

  • mit latenten Steuern

Zunächst zum Fall ohne latente Steuern

Im Jahr 01 erfolgt handelsrechtlich eine Aufwendung in Höhe von insg. 1.000 €. Steuerrechtlich hingegen schreibt man über vier Jahre ab, der steuerrechtliche Aufwand beträgt damit 250 €. Die nachfolgenden Überlegungen lassen sich durch folgende Tabelle besser erläutern.

Perioden 1 und 2

Steuerrecht

Handelsrecht

Ergebnis

5.000

5.000

Aufwendung

500

1.000

Ergebnis

4500

4.000

Steuern

1350

1350

Ergebnis nach Steuern

3150

2650

Man sieht, dass die Ergebnisse der Handels- und der Steuerbilanz nach Verrechnung des Aufwands unterschiedlich sind. Das Steuerbilanzergebnis ist höher als das Handelsbilanzergebnis. Da die Steuer sich nach dem steuerbilanziellen Ergebnis bemisst, wird handelsbilanziell und steuerbilanziell dieselbe Steuer geschuldet und bezahlt. Das Ergebnis nach Steuern ist daher ebenfalls steuerbilanziell höher als handelsbilanziell. Im zweiten Jahr ist die Bilanzierung identisch.

Erst ab dem dritten Jahr treten Unterschiede auf. Handelsrechtlich wird über zwei Jahre abgeschrieben, d.h. das Ergebnis bleibt auch nach Steuern bei 5.000 €, steuerrechtlich allerdings wird weiterhin 250 € als Aufwand für Abschreibung angesetzt. Da handelsbilanziell kein Aufwand mehr angesetzt wird, kehren sich die Ergebnisse daher gerade um: das Handelsbilanzergebnis vor Steuern wird nun höher als das Steuerbilanzergebnis. Da die Steuern hierbei wieder gleich sind (denn die zu zahlende Steuer bemisst sich nach dem Steuerbilanzergebnis) ist ebenfalls das handelsbilanzielle Ergebnis nach Steuern mit 3.650 € höher als das Steuerbilanzergebnis nach Steuern mit 3.150 €. Die folgende Tabelle fasst diese Überlegungen zusammen:

Perioden 3 und 4

Steuerbilanz

Handelsbilanz

Ergebnis

5.000

5.000

Aufwendung

500

-

Ergebnis

4500

5.000

Steuern

1350

1350

Ergebnis nach Steuern

3150

3650

Entscheidend ist also, dass das Steuerbilanzergebnis in den ersten beiden Perioden höher ist als das Handelsbilanzergebnis, was sich jedoch in den Perioden 3 und 4 genau umkehrt: das Handelsbilanzergebnis ist plötzlich höher als das Steuerbilanzergebnis. Es handelt sich daher um eine temporäre Differenz (= timing difference) nicht um eine permanente Differenz (= permanent difference). Dies bedeutet, dass aktive latente Steuern angesetzt werden.

Fall mit latenten Steuern

Rechnen wir nun also mit aktiven latenten Steuern. Man unterscheidet Steuern in

  • zahlbare Steuern, die sich nach der Steuerbilanz ergeben und die tatsächlich gezahlten Steuern bezeichnen und

  • latente Steuern, die den Unterschiedsbetrag angeben, zu dem was handelsbilanziell als Steuer gezahlt werden müsste (!), wenn das Handelsbilanzergebnis maßgeblich für die gesamten Steuern wäre (!)

Daher zunächst die folgende Tabelle, die die Behandlung der Handels- und Steuerbilanz unter Einbezug aktiver latenter Steuern in der Handelsbilanz angibt.

Perioden 1 und 2

Steuerbilanz

Handelsbilanz

Ergebnis

5.000

5.000

Aufwendung

500

1000

Ergebnis

4500

4000

Steuern

- zahlbar

- latent

-1.350

-

-1.350

+150

Ergebnis nach Steuern

3150

2800

Die zahlbaren Steuern von 1.350 € ergehen sich als 30 % vom steuerbilanziellen Ergebnis von 4.500 € und werden auch als solche in der Handelsbilanz angesetzt. Wenn jedoch das handelsbilanzielle Ergebnis von 4.000 € maßgeblich für die Bemessung der Steuer wäre (!), so würde man 0,3∙4.000 = 1.200 € als Steuer zahlen. Den Unterschiedsbetrag zwischen den tatsächlich zu zahlenden Steuern von 1.350 € und den fiktiv nach der Handelsbilanz zu zahlenden Steuern von 1.200 € bilden die aktiven latenten Steuern von 150 €, die hier mit „+“ angesetzt werden, da sie auf der Aktivseite verbucht werden.

Methode

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Aktive latente Steuern werden gebildet, weil gewissermaßen zuviel Steuern gezahlt wurden (und also ähnlich einer Forderung angesetzt werden).

Passive latente Steuern werden gebildet, weil gewissermaßen zu wenig Steuern gezahlt wurden (daher wie eine Verbindlichkeit behandelt werden).

Halten wir außerdem fest, dass es zwei Möglichkeiten gibt, die latenten Steuern auszurechnen:

  • als Differenz der tatsächlichen Steuern und der fiktiv (!) nach Handelsrecht zu zahlenden Steuern,

    • 0,3∙4.500 – 0,3∙4.000

      = 1.350 – 1.200

      = 150 € und als

  • Steuersatz∙Differenz der Jahresüberschüsse,

    • Steuersatz∙(steuerrechtlicher Jahresüberschuss – handelsrechtlicher Jahresüberschuss)

      = 0,3∙(4.500 – 4.000)

      = 500∙0,3

      = 150 €.

Wenn aktive latente Steuern angesetzt werden, so müssen diese in den darauf folgenden Jahren wieder aufgelöst werden. Der Vermögenswert wird steuerbilanziell noch weitere drei Jahre abgeschrieben, d.h. in den folgenden beiden Jahren 3 und 4 kehren sich die Größenordnung zwischen handelsbilanziellem und steuerbilanziellem Ergebnis gerade wieder um; denn das Ergebnis der Handelsbilanz ist in den Jahren 3 und 4 mit 5.000 € höher als jenes der Steuerbilanz mit 4.750 €, wie die folgende Tabelle zeigt.

Perioden 3 und 4

Steuerbilanz

Handelsbilanz

Ergebnis

5.000

5.000

Aufwendung

500

-

Ergebnis

4500

5000

Steuern

- zahlbar

- latent

-1.350

-

-1.350

-150

Ergebnis nach Steuern

3150

3.500

Wieder ist für die zahlbaren Steuern allein das Steuerbilanzergebnis mit 4.500 € maßgeblich und daher wiederum 0,3∙4.500 = 1.350 € als zahlbare Steuern anzusetzen. Wäre nun wiederum das handelsbilanzielle Ergebnis maßgeblich für die Steuerzahlung, so wäre 5.000∙0,3 = 1.500 € zu bezahlen. Da allerdings nach dem Steuerbilanzergebnis lediglich 1.350 € tatsächlich zu zahlen sind, werden gewissermaßen 150 € zuwenig an Steuern bezahlt. Daher schreibt man in Tabelle 3.6 dann „-150 €“ und meint damit, dass die aktiven latenten Steuern von 150 + 150 = 300 € aus dem Ende der zweiten Periode über die beiden folgenden Perioden mit jeweils 150 € aufgelöst werden:

Perioden

Aufbau bzw. Abbau des Postens „aktive latente Steuern“

Stand des Bilanzpostens „aktive latente Steuern“

1

150

150

2

150

300

3

-150

150

4

-150

0

Merke

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Die -150 € latenten Steuern in den Perioden 3 und 4 lassen sich also auf zwei unterschiedliche Arten erklären:

  • entweder als zu wenige gezahlten Steuern, denn nach Maßgabe der Handelsbilanz wären noch 150 € Steuern mehr zu zahlen, oder
  • als Auflösung der aktiven latenten Steuern von 300 € über zwei Perioden.