Inhaltsverzeichnis
Durch die Kostenvergleichsrechnung werden Investitionsobjekte miteinander verglichen und die entstehenden Kosten einander gegenübergestellt.
Im folgenden Video wollen wir uns zunächst die verschieden Kostenarten anschauen:
Verfahren der Kostenvergleichsrechnung
- Kostenvergleich pro Periode,
- Kostenvergleich je Leistungseinheit.
Der Leistungsvergleich wird bei variablen Mengen bei den Investitionsalternativen durchgeführt.
Hinweis
Pagatorische Kosten sind Kosten, denen ein realer Zahlungsvorgang zugrunde liegt. Somit haben diese Aufwendungen oder Erträge stets einen reellen Zahlungsvorgang (aus dem italienischen pagare = bezahlen) vorzuweisen. Sie sind das Pendant zu kalkulatorischen Kosten.
Beispiel
Beispiele:
- Anschaffungskosten
- Raumkosten
Berechnung der pagatorischen Kosten:
Kostenarten $\ k_v $ entstehen: $$\ K = \sum k_v^i \cdot x_i $$ hierbei wird über alle Kostenarten (i) aufsummiert.
Berechnung der kalkulatorischen Zinsen kZ:
Formel kalkulatorischer Zinsen
Merke
$$\ kZ = {AK+RBW_n \over 2} \cdot i $$
Glossar:
$\begin{align}
AK & : \text{Anschaffungskosten }
\\ RBW_n & : \text{Restbuchwert}
\\ i & : \text{Kalkulationszins}
\\ {AK+RBW_n \over 2} & : \text{durchschnittlich gebundenes Kapital}
\\ \end{align} $
Kalkulatorische Abschreibungen bei linearer Abschreibung:
Merke
$$\ AB ={AK-RBW_n \over n} $$
Periodenkostenvergleich
Beispiel
Die Junkers GmbH muss sich zwischen zwei Investitionsobjekten entscheiden, die zur Herstellung unterschiedlicher Produkte geeignet sind.
Folgende Daten stehen für die beiden Anlagen zur Verfügung:
Relevante Daten | Anlage 1 | Anlage 2 |
Anschaffungskosten (€) | 240.000 | 360.000 |
Nutzungsdauer (Jahre) | 8 | 8 |
kalkulatorischer Zinssatz (%) | 12 | 12 |
sonstige Fixkosten (€) | 30.000 | 52.500 |
variable Stückkosten (€) | 10,5 | 9 |
Liquidationserlös (€) | 60.000 | 60.000 |
Produktionsmenge (ME / Jahr) | 15.000 | 15.000 |
Stückerlös des Guts auf Anlage 1: 18€ je Stück
Stückerlös des Guts auf Anlage 2: 21€ je Stück
Führe auf Basis der geplanten Produktionsmenge eine Kostenvergleichsrechnung durch.
Berechne die Gesamtkosten der beiden Maschinen. Wie lautet die Vorteilshäufigkeitsaussage der Kostenvergleichsrechnung?
Da die Liquidation am Ende der Laufzeit erfolgt, wird der RBW genommen: $\ RBW_n = L_n $.
Kalkulatorische Abschreibungen:
$ \begin{align} AB = {AK-RBW_n \over n} &
\\ \text{Maschine 1:} \: {AK-RBW_n \over n} & ={240.000-60.000 \over 8}= 22.500
\\ \text{Maschine 2:} \: {AK-RBW_n \over n} & ={360.000-60.000 \over 8}= 37.500 \end{align} $
Kalkulatorischen Zinsen kZt errechnet man als kalkulatorischen Zinssatz i, bezogen auf das durchschnittliche gebundene Kapital → $\ {A_0 + L_n \over 2} $
$ \begin{align}
\text{Maschine 1:} \: {A_0 + L_n \over 2} \cdot i & = {240.000+60.000 \over 2} \cdot 0,12 = 18.000
\\ \text{Maschine 2:} \: {A_0 + L_n \over 2} \cdot i & = {360.000+60.000 \over 2} \cdot 0,12 = 25.200
\end{align} $
Die variablen Kosten errechnen sich durch Multiplikation der variablen Kosten mit der produzierten Menge.
Kosten | Anlage 1 | Anlage 2 |
kalkulatorische Abschreibungen | 22.500 | 37.500 |
kalkulatorische Zinsen | 18.000 | 25.200 |
variable Kosten | 157.500 | 135.000 |
fixe Kosten | 30.000 | 52.500 |
Summe der Kosten | 228.000 | 250.200 |
Tab. 1: Durch Kostenvergleichsrechnung Auswahl zwischen Alternativen
Kosten Anlage 1 < Kosten Anlage 2. Somit ist Anlage 1 dank der Kostenvergleichsrechnung als bevorzugt einzustufen.
In der vorherigen Aufgabe war die Produktionsmenge jeweils gleich, nämlich $15.000 ME$. Was geschieht bei unterschiedlichen Produktionsmengen? Dann hilft nicht der Periodenkostenvergleich, sondern der Stückkostenvergleich bzw. der Kostenvergleich je Leistungseinheit
Merke
Der Stückkostenvergleich kommt bei ungleichen Mengen zum Einsatz. Die Stückkosten erhält man durch Division der Periodenkosten durch die produzierte Menge.
Sofern die Periodenkosten gegeben sind, lassen sich hiermit die Stückkosten ermitteln:
Formel zur Berechnung der Stückkosten
-
Den Stückkostenvergleich anhand eines Beispiels.
Beispiel
Die Sonora GmbH fertigt ein Bauteil, welches für 200 € je Stück gekauft wird. In diesem Falle ist das Bauteil aus Eigenfertigung. Es stehen dafür zwei Anlagen A und B zu Verfügung. Folgende Informationen sind gegeben:
relevante Daten | A | B |
Anschaffungskosten (€) | 100.000 | 150.000 |
Nutzungsdauer (Jahre) | 5 | 5 |
Leistungseinheiten p.a. (ME) | 1.500 | 1.000 |
Fixkosten p.a. (€) | 500.000 | 40.000 |
variable Kosten (€ / ME) | 100 | 90 |
Kalkulationszins (%) | 10 | 10 |
Liquidationserlöse (€) | 10.000 | 20.000 |
Bei welcher Produktionsmenge sind die Periodenkosten der beiden Maschinen gleich?
Kalkulatorische Abschreibungen:
$ \begin{align}
\text {Maschine A:} \:\: AB & ={100.000-10.000 \over 5} = 18.000€
\\ \text {Maschine B:} \:\: AB & ={150.000-20.000 \over 5} = 26.000€
\end{align} $
Kalkulatorischen Zinsen:
$ \begin{align}
\text {Maschine A:} \:\: kZ_A & = {100.000+10.000 \over 2} · 0,1 = 5.500
\\ \text {Maschine B:} \:\: kZ_B & = {150.000+20.000 \over 2}· 0,1 = 8.500
\end{align} $
Variablen Kosten:
$ \begin{align}
\text {Maschine A:} \:\: K_A^v = k_A^v \cdot x^A & = 100 \cdot 1.500 = 150.000€
\\ \text {Maschine B:} \:\: K_B^v = k_B^v \cdot x^B & = 90 \cdot 1.000 = 90.000€
\end{align} $
Periodenkosten:
Kosten pro Periode | A | B |
variable Kosten | 150.000 | 90.000 |
fixe Kosten | 50.000 | 40.000 |
kalkulatorische Zinsen | 5.500 | 8.500 |
kalkulatorische Abschreibungen | 18.000 | 26.000 |
gesamte Kosten pro Jahr | 223.500 | 164.500 |
Tab. 2: Periodenkosten aus den pagatorischen und kalkulatorischen Kosten
Anlage B ist in Anbetracht der Periodenkosten günstiger. Die Berechnung der Stückkosten erfolgt durch Division der Periodenkosten durch die Mengen:
relevante Daten | A | B |
Periodenkosten | 223.500 | 164.500 |
Menge | 1.500 | 1.000 |
Stückkosten | 149 | 164,5 |
Tab. 3: Berechnung der Stückkosten aus den Periodenkosten
Alternative A weist eine Vorteilhaftigkeit im Sinne der Stückkosten auf. Gerade im Vergleich mit der Fremdbezugsmöglichkeit für 300 €.
Somit kann ein Periodenkosten- und Stückkostenvergleich unterschiedliche Ergebnisse bringen. So war Anlage B bei den Periodenkosten vorteilhafter, Anlage A wiederum bei den Stückkosten
Hinweis
Beispiel
Bei welcher Produktionsmenge ist man bei der Sonora GmbH indifferent zwischen beiden Anlagen?
Die variablen Kosten sind von der produzierten Menge abhängig:
$\ K_A^v = 100 x^A $ bei A und $\ K_B^v = 90 x^B $ bei B.
Da man ein und dieselbe Menge ausrechnet, gilt $\ x^A = x^B = x $.
Hier wird ein Periodenkostenvergleich herangezogen:
$\ K^A = 100 x + 50.000 + 5.500 + 18.000 = 100 x + 73.500 $
$\ K^B = 90 x + 40.000 + 8.500 + 26.000 = 90 x + 74.500 $
Sowohl die fixen, als auch die kalkulatorischen Kosten sind unabhängig von der produzierten Menge.
$ \begin{align}
K^A = K^B & \Leftrightarrow 100 \cdot x + 73.500 = 90 \cdot x + 74.500
\\ & \Leftrightarrow 10 \cdot x = 1.000
\\ & \Leftrightarrow x = 100
\end{align} $
Bei einer Menge von $ x = 100 $ sind beide Anlagen gleichteuer, nämlich $83.500€$. Wenn diese Menge unterschritten ist, weißt A geringere Kosten auf.
(z.B. $\ K^A = 83.500\ € $ und $\ K^B = 81.700\ € $ bei einer Menge von $\ x^A = x^B = 80 $). Wird die Menge größer, dann A (z.B. $\ K^A = 85.500\ € $ und $\ K^B = 85.000\ € $ bei einer Menge von $\ x^A = x^B = 120 $).
Kritik an der Kostenvergleichsrechnung
Die Vorteilhaftigkeit wird immer nur relativ angegeben, nicht absolut. Somit kann die Unterlassungsalternative - in Sonderfällen - sogar besser sein als die durch die Kostenvergleichsrechnung als vorteilhafter errechnete Investition.
Auch Erlöse werden nicht in Betracht gezogen. Somit kann auch hier die teurere Maschine wesentlich besser sein, wenn diese einen höheren Erlös erwirtschaftet.
Folgern lässt sich sagen, dass der Gewinn eine entscheidendere Rolle spielen sollte als die Kosten.
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