Kursangebot | Investitionsrechnung | Steuerliche Auswirkung der Abschreibungsmethode

Investitionsrechnung

Steuerliche Auswirkung der Abschreibungsmethode

Im Folgenden werden die steuerlichen Auswirkungen der Abschreibungsmethode betrachtet. Starten wir mit einem anschaulichen Beispiel:

Beispiel

Hier klicken zum Ausklappen

Beispiel 46:

Die Krümel AG schafft sich eine neue Keks-Maschine im Wert von 100.000€ an und schreibt diese über einen Zeitraum von 4 Jahren ab. Die Maschine erzielt in den kommenden Jahren Einzahlungsüber­schüsse von 125.000€, 175.000€, 185.000€, 155.000€. Durch einen Zufall erhält die Krümel AG die Möglichkeit in t=1 eine Sonderabschreibung zu wählen i.H.v. 40.000€, in den Folgejahren von 20.000€. In den folgenden drei Jahren ist der Grenzsteuersatz 45%.

  1. Wie lautet die Zahlungsreihe nach Steuern bei Wahl der linearen Abschreibung?
  2. Stelle die Zahlungsreihe nach Steuern dar, wenn stattdessen die Sonderabschreibung gewählt wird.
  3. Stelle die Zahlungsreihe des zinslosen Steuerkredits dar.

Einzahlungsüberschüsse nach Steuern bei linearer Abschreibung

a. Folgender Finanzplan gilt, wenn keine Möglichkeit der Sonderabschreibung existiert:

Jahr 0 1 2 3 4
Et - At- 100.000125.000175.000185.000155.000
Abschreibung (linear) 25.00025.00025.00025.000
Steuerliche Bemessungsgrundlage B 100.000150.000160.000130.000
Steuern = 0,45 · B 45.00067.50072.00058.500
Einzahlungsüberschüsse nach Steuern- 100.00080.000107.500113.00096.500

Tab. 61: Einzahlungsüberschüsse nach Steuern ohne Sonderabschreibung

Einzahlungsüberschüsse nach Steuern mit Sonderabschreibung

b. Durch die Möglichkeit zur Sonderabschreibung verändern sich die Werte wie folgt:

Jahr 0 1 2 3 4
Et - At- 100.000125.000175.000185.000155.000
Abschreibung linear 40.00020.00020.00020.000
Steuerliche Bemessungsgrundlage 85.000155.000165.000135.000
Steuern = 0,45 · B 38.25069.75074.25060.750
Einzahlungsüberschuss nach Steuern- 100.00086.750105.250110.75094.250

Tab. 62: Einzahlungsüberschüsse nach Steuern mit Sonderabschreibung

In der Periode verbleiben 6.750€ mehr in der Unternehmung, durch eine Sonderabschreibung.

Zahlungsreihe des zinslosen Steuerkredits

c) Der Vorteil von 6.750€ in der ersten Periode wird in den Folgeperioden 2-4 wieder ausgeglichen, denn dort verbleiben 2.250€ weniger im Unternehmen. Diese Erscheinung kann auch als zinsloser Kredit des Finanzamts verstanden werden, der dem Unternehmen zunächst 6.750€ leiht. Dieses Geld wird dann in Form höherer Abgaben in den Folgeperioden von 2.250€ wieder zurückgezahlt. Die kann man als zinslosen Kredit verstehen.

Methodenwechsel von geometrisch-degressiver zu linearer AfA

Der Methodenwechsel von geometrisch-degressiver hin zur linearen Abschreibung verdient besondere Beachtung. Dabei wird zunächst ein konstanter Prozentsatz vom jeweiligen Restbuchwert abgeschrieben (in der Regel 20 %) und wechselt in dem Jahr auf die lineare Abschreibung, in dem sie erstmals einen größeren oder gleichen Wert liefert als der geometrisch-degressive Abschreibungsbetrag.

Beispiel

Hier klicken zum Ausklappen

Beispiel 47:

Die Hardes GmbH möchte sich eine neue Produktionsmaschine im Wert von 2.500€ anschaffen. Die Nutzungsdauer ist mit 10 Jahren angegeben. Beschreibe die Abschreibungsbeträge und die Restbuchwerte bei Abschreibung über zehn Jahre. In welchem Jahr findet der Wechsel auf die lineare Abschreibung statt?

$\\$

Jahr AB geom. -degr. AB linear Restbuchwert
1500,00250,002.000,00
2400,00222,221.600,00
3320,00200,001.280,00
4256,00182,861.024,00
5204,80170,67819,20
6163,84163,84655,36
7131,07163,84491,52
898,30163,84327,68
965,54163,84163,84
1032,77163,840,00

Tab. 63: Wechsel von geometrisch-degressiver auf lineare Abschreibung

In der ersten Periode liegt der Betrag der geometrisch-degressive Abschreibung bei ${0,2 \cdot 2.500} = 500$€, der lineare Abschreibungsbetrag ist ${2.500 \over 10} = 250$€ kleiner. Daher entscheidet man sich in der ersten Periode für die geometrisch-degressive Abschreibung in der Höhe von 500€.

Im Folgejahr ist der Betrag der geometrisch-degressiven Abschreibung ${0,2 \cdot 2.000} = 400$€, der Lineare liegt hingegen bei ${2.000 \over 9} = 222,22$€, darum entscheidet man sich erneut für die geometrisch-degressive Abschreibung.

Erst in der sechsten Periode ändert sich dieser Umstand. Jetzt sind die zwei Beträge gleich groß und entscheidet sich für eine Wechsel zur linearen Abschreibung, da nun die lineare Abschreibung größere Beträge liefert als die geometrisch-degressive Methode.

Hinweis

Hier klicken zum Ausklappen

Man könnte glauben, dass in der Spalte der linearen Abschreibung ab der ersten Periode immer ${2.500 \over 10} = 250$ € eingetragen werden muss, da das Charakteristikum der linearen Abschreibung bekanntlich ist, dass sich die Abschreibungsbeträge nicht ändern. Für dieses Beispiel ist das so jedoch nicht korrekt, weil hier bis einschließlich zur fünften Periode lediglich zwischen der geometrisch-degressiven und der linearen Abschreibungsmethode verglichen werden soll. Mit der linearen Abschreibung wird erst in der sechsten Periode begonnen, ab hier sind nun auch die Abschreibungsbeträge jeder Folgeperiode gleich groß.

Bestimmung des optimalen Wechseljahres

Wenn man das Jahr n* ausrechen möchte, in dem der Wechsel zur linearen Methode optimal ist, ohne den kompletten Plan ausrechnen zu müssen, dann bedient man sich der Formel für das optimale Wechseljahr.

Merke

Hier klicken zum Ausklappen

optimales Wechseljahr:

$ n^* = n + 1 - {1 \over b} $

Hierbei ist n die Nutzungsdauer der Anlage und b der Abschreibungsprozentsatz der geometrisch-degressiven Variante. Hier, wie im Plan ersichtlich:

$ n^* = 10 + 1 - {1 \over 0,2} = 10 + 1 – 5 = 6 $