Kursangebot | VWL und BWL für Wirtschaftsfachwirte | Volkswirtschaftliche Gesamtrechnung (VGR)

VWL und BWL für Wirtschaftsfachwirte

Volkswirtschaftliche Gesamtrechnung (VGR)

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01. Wie sind Bruttoinlandsprodukt und Bruttonationaleinkommen definiert?

► Bruttoinlandsprodukt (BIP)

Das BIP misst die Produktion von Waren und Dienstleistungen in einem bestimmten Gebiet – dem Inland – unabhängig davon, ob diejenigen, die die Produktionsfaktoren bereitgestellt haben, ihren ständigen Wohnsitz in diesem Gebiet haben oder nicht. Das Bruttoinlandsprodukt repräsentiert also die im Inland in einem bestimmten Zeitraum erbrachte wirtschaftliche Leistung (Inlandskonzept).

► Bruttonationaleinkommen (BNE)

Das Bruttonationaleinkommen (BNE) ist der umfassende Ausdruck für den Wert der von Inländern in einer Berichtsperiode erbrachten wirtschaftlichen Leistung, unabhängig davon, ob diese im Inland oder Ausland erbracht wurde (Inländerkonzept).

Es gilt:

  Bruttoinlandsprodukt (BIP)in Deutschland erbrachte wirtschaftliche Leistungen
geleistete Faktoreinkommenan Wirtschaftseinheiten, die in der übrigen Welt ihren Sitz haben
+empfangene Faktoreinkommenaus der übrigen Welt an Wirtschaftseinheiten in Deutschland erbrachte Leistungen
= Bruttonationaleinkommen (BNE) 

 

02. Wie unterscheiden sich nominales und reales Bruttoinlandsprodukt?

  • Das nominale Bruttoinlandsprodukt erfasst die produzierten Güter und Dienstleistungen zum jeweiligen Marktpreis. Das Wachstum des nominalen Bruttoinlandsprodukts enthält also auch Preissteigerungen. Daher wird zur Messung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung die Veränderung des realen BIP genommen.

  • Die Berechnung des realen Bruttoinlandsprodukts (auch: preisbereinigtes BIP) erfolgt, indem die Menge der in einem Jahr erstellten Güter und Dienstleistungen mit dem Preis eines Basisjahres multipliziert wird. Unter dem realen Wachstum versteht man die Veränderung des realen BIP gegenüber einem festgelegten Bezugsjahr. Vorteil dieser Berechnung: Man kann den rein mengenmäßigen Zuwachs an Gütern und Dienstleistungen ermitteln.

 

03. Welches Ziel verfolgt die Volkswirtschaftliche Gesamtrechnung?

Die Volkswirtschaftliche Gesamtrechnung (VGR) verfolgt das Ziel, das Wirtschaftsgeschehen einer Volkswirtschaft für einen zurückliegenden Zeitraum quantitativ zu beschreiben. Die ermittelten Werte werden in Form eines Kontensystems erfasst und mithilfe von Tabellen dargestellt. Die VGR dient als Informationsgrundlage für wirtschaftspolitische Entscheidungen. Angaben wie Einkommens-, Produktivitäts- und Preisniveauentwicklungen werden von Gewerkschaften und Arbeitgeberverbänden für Tarifverhandlungen benötigt. Die ermittelten Daten sind ebenso Maßstab für die Einhaltung des Stabilitätsgesetz von 1967. Weiterhin ist auch die Europäische Zentralbank auf die Werte der VGR angewiesen.

 

04. Wie wird die Entstehungs-, die Verwendungs- und die Verteilungsrechnung vom Statistischen Bundesamt gegliedert?

Entstehungsrechnung

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Verwendungsrechnung

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Verteilungsrechnung

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Merke

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Bruttowertschöpfung  = Produktionswert – Vorleistungen

Nettowertschöpfung  = Bruttowertschöpfung – Abschreibungen

 

05. Wie wird die Verteilungsrechnung vorgenommen?

Die Berechnung des BIP über die Verteilungsseite ist in Deutschland wegen fehlender Basisdaten über die Unternehmens- und Vermögenseinkommen nicht möglich. Die Verteilungsrechnung zeigt die im Rahmen der Produktionstätigkeit entstandenen und geleisteten Einkommen: Arbeitnehmerentgelt der Inländer, Unternehmens- und Vermögenseinkommen, Produktions- und Importabgaben an den Staat, Subventionen des Staates, Abschreibungen, Saldo der Primäreinkommen aus der übrigen Welt. Das Unternehmens- und Vermögenseinkommen ergibt sich daher als Restgröße.

Die nachfolgende Abbildung zeigt vor dem Hintergrund der Entwicklung des BIP seine Entstehung, Verwendung und Verteilung im Jahre 2019:

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Die deutsche Konjunktur hat 2019 einen kräftigen Dämpfer erhalten, das Wirtschaftswachstum fiel deutlich niedriger aus als in den Jahren zuvor: Ohne Berücksichtigung des Preisanstiegs lag die gesamtwirtschaftliche Leistung um 2,7 % über dem Ergebnis des Vorjahres; preisbereinigt (real) – und das ist die entscheidende Größe – übertraf das Bruttoinlandsprodukt (BIP) den Vorjahreswert nur um 0,6 %.

Quelle: Globus, 2020

06. Was versteht man unter der primären und sekundären sowie der personellen und funktionalen Verteilung des Volkseinkommens?

Die Betrachtung der Einkommensverteilung ist unter folgenden Aspekten möglich:

  • Nach dem Zeitpunkt, zu dem die Verteilung betrachtet wird, unterscheidet man die primäre und die sekundäre Einkommensverteilung.

  • Nach den bei der Primärverteilung beteiligten Größen unterscheidet man die funktionale und die personelle Einkommensverteilung.

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Einkommensverteilung

  • Primäre Einkommensverteilung

    Als primäre Einkommensverteilung bezeichnet man die Verteilung des Volkseinkommens, die sich unmittelbar aus dem Produktionsprozess ergibt. Sie erfasst das in der Wirtschaftsperiode neu geschaffene Volkseinkommen, also die Gesamtheit der Primäreinkommen (ursprüngliches Einkommen). Der Staat greift dabei nicht in die Verteilung ein.

  • Sekundäre Einkommensverteilung

    Die sekundäre Einkommensverteilung zeigt die Verteilung des verfügbaren Einkommens auf die einzelnen Einkommensbezieher bzw. die privaten Haushalte, wie sie sich nach der Umverteilung durch den Staat durch direkte Steuern, Renten, Arbeitslosengeld, Wohngeld, Kindergeld, BAföG/Ausbildungsbeihilfen usw. ergibt.

    Beispiel

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    Primäre und sekundäre Einkommensverteilung

    Ein Arbeitnehmer erzielt ein Bruttoeinkommen von 3.000 € im Monat (einschließlich Lohnsteuer, Arbeitnehmer- und Arbeitgeberanteil zur Sozialversicherung). Dies ist sein Einkommen, das er im Rahmen der Primärverteilung erzielt.

    Zieht man davon die Lohnsteuer sowie die gesamten Sozialversicherungsbeiträge ab und addiert das Kindergeld und die Wohnbeihilfe, dann entsteht das Einkommen des Haushalts nach der Umverteilung durch den Staat (verfügbares Einkommen).

    Der Unterschied zwischen primärer und sekundärer Einkommensverteilung entspricht im einzelwirtschaftlichen Bereich also weitgehend dem Unterschied zwischen Bruttoeinkommen und verfügbarem Einkommen.

  • Funktionale Einkommensverteilung

    Die funktionale Einkommensverteilung betrachtet die Aufteilung des Volkseinkommens auf die beiden Produktionsfaktoren Kapital (inkl. Boden) und Arbeit. Es werden also nur zwei Einkunftsarten unterschieden: Arbeitsentgelt und Unternehmens-/Vermögenseinkommen (vgl. Lohnquote und Gewinnquote).

  • Personelle Einkommensverteilung

    Die personelle Einkommensverteilung betrachtet die Aufteilung des Volkseinkommens auf Personen, Haushalte oder Haushaltsgruppen  – unabhängig davon, aus welchen Produktionsfaktoren die Einkommen stammen (Pacht, Zinsen und/oder Arbeitsentgelt).

 

07. Welche Einkommensarten werden unterschieden?

Man unterscheidet:

  • das Arbeitseinkommen, d. h. das Einkommen aus Lohn und Gehalt der unselbstständig Tätigen

  • das Unternehmereinkommen

  • das Kapitaleinkommen (Zinsen des Kapitaleinsatzes)

  • das Bodeneinkommen (Einkommen aus dem Produktionsfaktor Boden).

 

08. Wie setzt sich das Unternehmereinkommen zusammen?

Das Unternehmereinkommen setzt sich zusammen aus:

  • dem Unternehmerlohn als die Vergütung für die unternehmerische Tätigkeit im Betrieb

  • aus der Risikoprämie als Entgelt für das unternehmerische Wagnis

  • aus dem Unternehmergewinn als dem Entgelt für die im Unternehmen erbrachten Leistungen.

 

09. Wie wird das verfügbare Einkommen einer Volkswirtschaft ermittelt und ausgegeben?

  •  Volkseinkommen
    direkte Steuern
    Sozialbeiträge der Arbeitnehmer (RV, KV, AV)
    +Transfereinkommen (z. B. Wohngeld, BaföG)
    = verfügbares Einkommen
  • Das verfügbare Einkommen kann für Konsum- und für Sparzwecke ausgegeben werden.

  • Der Staat kann die Höhe des verfügbaren Einkommens beeinflussen durch die Gestaltung der direkten Steuern und die Veränderung der Transferzahlungen.

 

10. Von welchen Faktoren sind die verschiedenen Einkommensarten abhängig?

Man unterscheidet zwischen Einkommen, die autonom festgesetzt werden und solchen, die das Ergebnis von Handlungen am Markt sind. Zur ersten Gruppe gehören die von den Sozialpartnern in Tarifverträgen vereinbarten Löhne und Gehälter sowie die öffentlichen Einkommensübertragungen an private Haushalte (Pensionen, Rente, Wohngeld). Alle anderen Einkommen aus Unternehmertätigkeit und Vermögen sind das Ergebnis von Markthandlungen. Das Einkommen aus Vermögen ist abhängig vom Zinsniveau, das Einkommen aus Unternehmertätigkeit vom Preisniveau sowie vom Angebot und der Nachfrage.

 

11. Wie wird die Lohnquote berechnet?

$$Lohnquote = \; \frac{Bruttoeinkommen\; aus\; unselbstständiger\; Arbeit\; (Arbeitnehmerentgelt)}{Volkseinkommen}\;  * 100\; $$

z. B.:

$$\frac{1.849 * 100}{2.561}\;  = 72,2 \%\; (Stand:\; 2019)\; $$

 

12. Wie wird die Gewinnquote berechnet?

$$Gewinnquote = \;$$ $$ \frac{Einkommen\; aus\; Unternehmenstätigkeit\; und\; Vermögen}{Volkseinkommen}\;  * 100\; $$

z. B.:

100 % – Lohnquote 
100 % – 72,2 %= 27,8 % (Stand 2019)