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Rechnungswesen (Fachwirte) - Prozesskostenrechnung

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Rechnungswesen (Fachwirte)

Prozesskostenrechnung

Aufgabe 1:

Der Weltenbummler D. aus D., zurzeit in Buenos Aires, besichtigt eine Hemdenfabrik. Der Besitzer, Carlos de la Fuente, erklärt ihm die Produktion der maßgeschneiderten Hemden Deluxe und Standard. Das Material kauft er auf dem chilenischen Markt für (umgerechnet) 8 € und 3 €. Die Lohnkosten liegen derzeit bei 15 € für Deluxe und 10 € für Standard. Der Fabrikbesitzer weiß derzeit nicht, wie er die Gemeinkosten von insgesamt 10.000 € für das Einlagern zurechnen soll. Derzeit werden von Deluxe 500 Stück und von Standard 800 ME hergestellt. Es ist bekannt, dass beide Hemden gleichermaßen eingelagert werden, d.h. jeweils ein einziger Prozess vonnöten ist. D. aus D., Liebhaber kostenrechnerischer Grundlagen, macht sich Gedanken und berät den Fabrikbesitzer.

a) Zu welcher Zurechnung kommt er, wenn er die Zuschlagskalkulation anwendet und die Gemeinkosten nach Maßgabe der Materialkosten zuordnet? Gib in einer Kontrollrechnung an, ob wirklich alle Gemeinkosten verrechnet wurden.

b) Zu welchem Ergebnis kommt er hingegen, wenn er sie nach Maßgabe der Löhne zuordnet, weiterhin also eine Zuschlagskalkulation anwendet? Gib auch die in a) erwähnte Kontrollrechnung an.

c) Wie ist das Ergebnis bei Anwendung einer Prozesskostenrechnung? Wiederhole die Kontrollrechnung aus a) und b).

d) Erläutere den Allokationseffekt bei Vergleich der Ergebnisse aus b) und c).

Vertiefung

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Lösung:

a) Der Zuschlagsatz bestimmt sich nach Maßgabe der Materialeinzelkosten, also nach

ZS = Gemeinkosten/alle Materialeinzelkosten

= 10.000/(500∙8 + 800∙3)

= 10.000/6.400

= 1,5625

= 156,25 %.

Also wird das 1,5625-fache der Materialeinzelkosten verrechnet:

Kosten

Deluxe

Standard

Materialeinzelkosten

8

3

Fertigungseinzelkosten

15

10

Gemeinkosten (=1,5625∙MEK)

12,5

4,69

Herstellkosten

35,5

17,69

Wichtig:

LAMBERT-METHODE:

Sind wirklich alle Gemeinkosten verrechnet worden? Ja, denn es ist 500∙12,50 + 800∙4,69 = 10.000 €, also alle Gemeinkosten.

b) Der Zuschlagsatz bestimmt sich nach Maßgabe der Fertigungseinzelkosten, also nach

ZS = Gemeinkosten/alle Fertigungseinzelkosten

= 10.000/(500∙15 + 800∙10)

= 10.000/15.500

= 0,6452.

= 64,52 %.

Also werden 64,52 % der Fertigungseinzelkosten als Gemeinkosten verrechnet:

Kosten

Deluxe

Standard

Materialeinzelkosten

8

3

Fertigungseinzelkosten

15

10

Gemeinkosten (=0,6452∙FEK)

9,68

6,45

Herstellkosten

32,68

19,45

Wichtig ist folgendes:

LAMBERT-METHODE:

Sind wirklich alle Gemeinkosten verrechnet worden? Ja, denn es ist 500∙9,68 + 800∙6,45 = 10.000 €, also alle Gemeinkosten.

c) Nach Maßgabe der Prozesskosten beachte man, dass für ein Deluxe-Hemd ein Prozess und für ein Standard-Hemd auch ein Prozess notwendig ist beim Einlagern. Dies ist wichtig, weil ansonsten der Komplexitätseffekt vom Allokationseffekt getrennt werden müsste. So entsteht lediglich ein Allokationseffekt. Der Prozesskostensatz bestimmt sich als

PKSatz = Gemeinkosten/alle Prozesse

= 10.000/(500 + 800)

= 10.000/1.300

= 7,6923 €/Prozess.

Also gilt

Kosten

Deluxe

Standard

Materialeinzelkosten

8

3

Fertigungseinzelkosten

15

10

Gemeinkosten (=7,6923 €/Hemd)

7,6923

7,6923

Herstellkosten

30,6923

20,6923

Und es gilt:

LAMBERT-METHODE:

Wieder sind alle Gemeinkosten verrechnet worden wegen 500∙7,6923 + 800∙7,6923 = 10.000 €.

d) Schließlich ist die Verteilung der Gemeinkosten zu vergleichen. In b) wurde nach Maßgabe der Fertigungseinzelkosten verrechnet, in c) hingegen nach Maßgabe der Prozesse. Also gilt

Kosten

Deluxe

Standard

HerstellkostenZSK

32,68

19,45

HerstellkostenPKR

30,69

20,69

Differenz (= Allokationseffekt)

-1,99

1,24

Aufgabe 2:

Yevgeni Kariel, russischer Produzent edler Uhren, liefert diese auch nach Bestellung an seine Kunden in der ganzen Welt aus. Hierfür verrechnet er pro Bestellung 300 € an Gemeinkosten. Pro Uhr sind Materialkosten von 40 € vonnöten (er bestellt diese günstig in einem angrenzenden asiatischen Land). Bisher verrechnet er Gemeinkosten mit einem Zuschlagssatz von 20 € auf die Einzelkosten. Weltenbummler D. aus D., derzeit in Moskau, berät Yevgeni gerne über dessen Kostenstruktur. Der Uhrenproduzent möchte wissen, was seine Stückkosten sind, wenn pro Bestellung eine bzw. fünf bzw. zehn, 20 oder 100 Stück verschickt werden.

a) Zu welchen Ergebnissen kommt D. aus D., wenn er eine Zuschlagskalkulation verwendet?

b) Wie kommt es, dass die Stückkosten bei der Zuschlagskalkulation stets identisch sind?

c) Wie lautet sein Ergebnis, wenn er sich stattdessen einer Prozesskostenrechnung bedient?

d) Zeichne die Stückkosten nach der Zuschlagskalkulation und nach der Prozesskostenrechnung.

e) Bei welcher Stückzahl in einer Bestellung sind die Stückkosten nach den beiden Verfahren identisch?

Vertiefung

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Lösung:

a), c) Die Stückkostenberechnung fasst die folgende Tabelle zusammen:

Zuschlagskalkulation

Prozesskostenrechnung

Menge

Einzelkosten

Gemein-kosten

Stück-

kosten

Einzelkosten

Gemein-

kosten

Stückkosten

1

40

8

48

40

300

340

5

200

40

48

200

300

100

10

400

80

48

400

300

70

20

800

160

48

800

300

55

100

4.000

800

48

4.000

300

43

b) Die Stückkosten sind nach der Zuschlagskalkulation stets 48 €. Dies liegt daran, dass die Gemeinkosten stets einen – selben – Prozentsatz der Einzelkosten ausmachen und die Summe dann durch die höhere Menge x dividiert wird. Man erhält daher stets

Stk. kosten = (Einzelkosten + Gemeinkosten)/x

= (40∙x + ZS∙Einzelkosten)/x

= (40∙x + 0,2∙(40∙x))/x

= (40∙x + 8∙x)/x

= 48∙x/x

= 48 €.

d) Der Begriff „Degressionseffekt“ besagt, dass die Stückkosten nach der Prozesskostenrechnung sinken. Irgendwann erreichen sie die Stückkosten nach der Zuschlagskalkulation.

e) Die Stückkosten liegen bei der Zuschlagskalkulation stets bei 48 €. Die Stückkosten errechnen sich bei der Prozesskostenrechnung nach der Formel Stückkosten, = (300 + 40∙x)/x, denn die Gemeinkosten von stets 300 € werden zu den Einzelkosten von 40∙x addiert. Die Summe teilt man durch die Menge x. Also setzt man gleich und löst nach x auf:

48 = (300 + 40∙x)/x

<=> 48∙x = 300 + 40∙x

<=> 8∙x = 300

<=> x = 37,5 ME. 

Aufgabe 3:

Der ägyptische Tuchhändler Abdul Al-Tarik stellt drei edle Stoffe A, B und C her, für die Einzelkosten von 50 €, 10 € und 100 € anfallen. Er stellt jeweils 2.000 von A, 3.000 von B und 1.000 ME von C her und verkauft diese in die Welt. Beim Verpacken der Stoffe fallen Verpackungskosten (die Gemeinkosten sind) in Höhe von 460.000 € an, die er verteilen möchte. Wichtig ist in diesem Zusammenhang, dass A wegen besonderer Anfälligkeit doppelt verpackt werden muss. Hierzu befragt er den Weltenbummler D. aus D., gerade in Kairo.

a) Zu welchem Ergebnis kommt D. bei Anwendung der Zuschlagskalkulation?

b) Was errechnet er, wenn er hingegen die Prozesskostenrechnung nimmt?

c) Wie sind die Unterschiede zwischen den Ergebnissen aus a) und b) zu erklären?

Vertiefung

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Lösung:

a) Zunächst rechnet man den Zuschlagssatz aus als

ZS = Gemeinkosten/alle Einzelkosten

= 460.000 /(50∙2.000 + 10∙3.000 + 100∙1.000)

= 460.000/230.000

= 2

= 200 %.

Also rechnet man den Einzelkosten das Doppelte jeweils als Gemeinkosten hinzu:

Kosten

A

B

C

Einzelkosten

50

10

100

Gemeinkosten

100

20

200

Herstellkosten

150

30

300

b) Bei der Prozesskostenrechnung kalkuliert man ebenfalls einen Zuschlagssatz, nämlich die Kosten pro Prozess.

MERKE:

Man beachte hierbei, dass A zweimal eingepackt werden muss, weshalb man pro Stück von A zwei Prozesse rechnet. 

PK-Satz = Gemeinkosten/alle Prozesse

= 460.000/(2∙2.000 + 3.000 + 1.000)

= 460.000/8.000

= 57,5 €/Prozess.

Also gilt

Kosten

A

B

C

Einzelkosten

50

10

100

Gemeinkosten

115

57,5

57,5

Herstellkosten

165

67,5

157,5

c) Der Unterschied in den Ergebnissen ist zum einen auf die unterschiedliche Verteilung der Gemeinkosten zurückzuführen (= Allokationseffekt). Zum anderen liegt der Unterschied aber auch darin begründet, dass das Produkt A komplexer ist, weil es zweimal verpackt werden muss (= Komplexitätseffekt). Dieser macht bei A einen Betrag von 57,5 € aus, da das einmalige Verpacken schließlich 57,5 € kostet. Damit sind die Unterschiede wie folgt zu erklären:

Kosten

A

B

C

Herstellkosten ZSK

150

30

300

Herstellkosten PKR

165

67,5

157,5

Allokationseffekt

- 43,50

37,50

-142,50

Komplexitätseffekt

57,5

-

-

Die beiden Effekte für A erklären sich so. Der Gesamteffekt muss gleich

GE = HKPKR – HKZSK = 165 – 150 = 15 €

sein. Da der Komplexitätseffekt aber bereits 57,5 € beträgt und die Summe aus beiden Effekten gleich dem Gesamteffekt sein muss, gilt daher

Allokationseffekt + Komplexitätseffekt = Gesamteffekt

<=> Allokationseffekt + 57,5 = 15

<=> Allokationseffekt = - 43,50 €.

Da bei den anderen beiden Produkten lediglich ein einzelnes Verpacken notwendig ist, existiert hier kein Komplexitätseffekt. Der Gesamteffekt besteht daher bei B und C lediglich aus dem Allokationseffekt.

LAMBERT-METHODE:

Vergleiche zur Wiederholung des der Prozesskostenrechnung das Kapitel 3.7 , speziell zu den drei möglichen Effekten die Kapitel 3.7.2 , Fehler: Referenz nicht gefundenund Fehler: Referenz nicht gefunden.

Aufgabe 4:

Daniel L. besucht die Ching Ltd. in Hongkong, welche gerade eine Prozesskostenrechnung eingeführt hat. Die Ching Ltd. ist ein stadtbekannter Maßschneider von Hemden. Es wurden für die Materialstelle folgende Kosten als auch Prozesse ermittelt:

Gesamtkosten: (umgerechnet) 1 200.000 €

Hauptprozess: Produktion von Hemden

Prozessmenge: 800 produzierte Hemden

Der Hauptprozess setzt sich aus folgenden Teilprozessen zusammen:

Teilprozess

Anzahl Mitarbeiter

Kostentreiber

Prozessmenge

Annahme des Stoffes

3

Anzahl der Lieferungen

10.000

Annahme des Garns

2

Anzahl der Lieferungen

30.000

Prüfen der Rohmaterialien

2

20 % der Lieferung

1.000

Materialausgabe

1

Anzahl produzierter Hemden

800

Die Kostenzurechnung erfolgt aufgrund der Mitarbeiteranzahl.

a) Was versteht man unter einem leistungsmengeninduzierten Prozess (= lmi-Prozess)?

b) Was ist hingegen ein leistungsmengenneutraler (= lmn-Prozess)?

c) Berechne die Prozesskosten je Teilprozess der Ching Ltd.

d) Berechne die Prozesskostensätze für die Teilprozesse als auch für den Hauptprozess.

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Lösung:

c) Man berechnet zunächst die Kosten je Mitarbeiter als

Kosten/MA = Gesamtkosten/Anzahl der Mitarbeiter

= 1 200.000 €/8

= 150.000 €/MA.

Danach multipliziert man die Anzahl der Mitarbeiter mit diesem Kostensatz und erhält die Teilprozesskosten. Schließlich werden diese Teilprozesskosten auf die Prozessmenge umgelegt, man erhält die Kosten je Teilprozess.

Teilprozess

Anzahl Mitarbeiter

Teilprozesskosten

Prozessmenge

Kosten/TP

Annahme des Stoffes

3

450.000

10.000

45

Annahme des Garns

2

300.000

30.000

10

Prüfen der Rohmaterialien

2

1.000

1.000

300

Materialausgabe

1

150.000

800

187,5

Der Prozesskostensatz für den Hauptprozess berechnet sich als

PKSHauptprozess = Gesamtkosten/Anzahl Hauptprozesse

= 1 200.000/800

= 1.500 €/Hemd.