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Investitionsrechnung

Margenkalkulation nach der Marktzinsmethode

Mit Hilfe der Marktzinsmethode kann mittels des Kapitalwerts bewertet werden, ob sich eine Investition lohnt oder nicht. Zudem kann man aber auch noch weitere Aussagen treffen, die über die statistischen Methoden hinaus gehen. So bspw. wie groß der Erfolg einer getätigen Investition in der jeweiligen Periode war und wie sich dieser Erfolg auf die Investition sebst (Investitionsbeitrag und Investitionsmarge) bzw. deren Finanzierung (Tranformationsbeitrag und Transformationsmarge) verteilt.

Vorallem, wenn die Laufzeit die Höhe der Zinsen beeinflusst, lässt sich ggf. der finanzielle Erfolg einer Investition durch Aufteilung der Finanzierung auf mehrere Kredite, anstelle einer laufzeitkongruenten Finanzierung (selbe Laufzeit von Investition und Kredit), steigern. Es ist also auch möglich eine Investition laufzeitinkongruent zu finanzieren, bedeutet also, dass die Dauer der Investition und der dafür nötigen Kredite sich unterscheiden.

Investitionsbeitrag und Investitionsmarge

Beispiel

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Beispiel 38:

Eine potenzielle Investition sehe folgendermaßen aus:

$\\$

Jahr01234
Einzahlungsüberschüsse- 4.0006006006004600

Ermittlung des Investitionsbeitrags 

Erstmal finanzieren wir diese Investition laufzeitinkongruent, also mit einem Kredit in Höhe von 4.000€ über eine Laufzeit von 4 Jahren.

$\\$

Jahr 0 1 2 3 4
Investition- 4.0006006006004.600
Vierjähriger Kredit4.000- 480- 480- 480- 4.480
Überschuss (= Investitionsbeitrag)0120120120120

Tab. 45: Ermittlung des Investitionsbeitrags

Der Investitionsbeitrag (Überschuss oder Unterdeckung) gibt an, welchen Betrag die Investition über eine laufzeitkongruente Finanzierung hinaus noch erwirtschaftet.

Merke

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  • Der Investitionsbeitrag wird nur bei laufzeitkongruenter Finanzierung bestimmt.
  • Messgröße: Geldeinheiten

    Investitionsbeitrag = Einzahlungsüberschüsse - Zinsaufwand (laufzeitkongruente Finanzierung)

Ermittlung der Investitionsmarge

Dieser Betrag kann nicht durch Geld, sondern auch in Prozent ausgedrückt werden. In der ersten Zeile ist der interne Zinsfuß der Investition i* = 15% angegeben (durch die angenommene konstanten Kapitalbindung einfach zu bestimmen).

$\\$

Jahr 0 1 2 3 4
Interner Zinsfuß der Investition-0,150,150,150,15
Zinssatz der Zinslaufzeitinkongruenten-0,120,120,120,12
Investitionsmarge-0,030,030,030,03

Tab. 46: Ermittlung der Investitionsmarge

Die Zinssatzdifferenz zum vierjährigen Zins von 12% (als demjenigen der laufzeitkongruenten Finanzierung) gibt an, dass die Investition drei Prozentpunkte mehr erwirtschaftet als sie kostet, vorausgesetzt, sie ist laufzeitkongruent finanziert.

Die Differenz aus internem Zinsfuß und dem Zinsaufwand bei laufzeitkongruenter Finanzierung nennt man Investitionsmarge.

Der Zusammenhang zum Investitionsbeitrag ist offensichtlich, denn 3% (Investitionsmarge) vom Kreditbeitrag von 4.000€ sind genau die 120€ (Investitionsbeitrag).

Merke

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  • Messgröße: Prozent

    Investitionsmarge = interner Zinsfuß - laufzeitkongruentem Zinssatz.

Der Zinsaufwand ZAt ist jener Zinsaufwand, der bei Laufzeit kongruenter Finanzierung zu bezahlen ist.

Laufzeitinkongruente Finanzierung

Jedoch muss eine vierjährige Investition nicht mit einem einzigen Kredit über einen Zeitraum von vier Jahren finanziert werden, sondern kann auch laufzeitinkongruent über einen ein-, zwei- oder dreijährigen Kredit geschehen.

Beispiel

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Beispiel 39:

Die aus Beispiel 38 beschriebene Investition möchte der Investor nun durch 2 zweijährige Kredite finanzieren. Für t=0 und t=2 gelte dieselbe Zinsstruktur.

Man erhält dann:

Jahr 0 1 2 3 4
Zahlungsreihe- 4.0006006006004.600
zweijähriger Kredit4.000- 400- 4.400  
zweijähriger Kredit aufgenommen in t = 2  4.000- 400- 4.400
Überschuss (= Gesamtbeitrag)0200200200200

Tab. 47: Ermittlung des Gesamtbeitrags

Ermittlung der Gesamtmarge

Die Differenz aus Investitions- und Kreditzahlungen nennt man bei inkongruenter Finanzierung „Gesamtbeitrag“.

Merke

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Gesamtbeitrag = Einzahlungsüberschüsse -Zinsaufwand (laufzeitinkongruente Finanzierung)

Gesamtmarge = interner Zinsfuß - laufzeitinkongruentem Zinssatz

$\\$

Jahr 1 2 3 4
interner Zinsfuß Investition0,150,150,150,15
Laufzeitinkongruenter Zins0,100,100,100,10
Gesamtmarge0,050,050,050,05

Tab. 48: Ermittlung der Gesamtmarge

Genauso ist hier der Zusammenhang zwischen Gesamtbeitrag (€) und Gesamtmarge (%) zu erkennen, denn 5% von 4.000€ sind 4.000€ · 0,05 = 200€

Merke

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GBt = K0 · GMt

Transformationsbeitrag und Transformationsmarge 

Will man nun jenen Betrag ausrechnen, der allein der geschickten (oder ungeschickten) Finanzierung zuzurechnen ist, so errechnet man den Transformationsbeitrag Tbt

Merke

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Transformationsbeitrag = Gesamtbeitrag - Investitionsbeitrag

Transformationsmarge = Gesamtmarge - Investitionsmarge
$ \quad \quad \quad \quad \quad \quad \quad \quad \quad \:\:$= laufzeitkongruenter Zins – laufzeitinkongruentem Zinssatz

Hier also:

TBt = 140€ – 120€ = 80€

TMt = 5% – 3% = 2%

Die Investition erwirtschaftet also bei zweijähriger Finanzierung 5 % mehr als sie kostet (15 % interner Zinsfuß minus 10 % Finanzierungskosten), davon sind 3 % der Investition zuzuschreiben (15% interner Zinsfuß minus 12 % Finanzierungskosten bei laufzeitinkongruenter Finanzierung). Weitere 2 % der geschickten Finanzierung (Senkung der Kreditkosten von 12 % auf 10 %, also um 2 Prozentpunkte).

Merke

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Bei normaler Zinsstruktur (langfristiger Zins höher als kurzfristiger Zins) zahlt es sich aus kurzfristiger zu finanzieren, da so die Zinsbelastung sinkt und eine Steigerung der Transformationsmarge zur Folge hat.

Es wäre jedoch denkbar, dass sich unerwartet im Laufe der zwei Jahre die Zinsstruktur verändert und somit die Anschlussfinanzierung des zweiten Kredits erheblich verteuert.

Beispiel

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Beispiel 40:

In unserem Beispiel 39 ändert sich die Zinsstruktur im Jahre $t = 2$ plötzlich

JahrGeld-/Kapitalmarktzins
10,17
20,16
30,12
40,11

Wie verändern sich die Margen?

Der Investitionsbeitrag bleibt hiervon unberührt, denn die Finanzierung über vier Jahre zu 12 % wurde in t= 0 schon abschlossen, demnach vor der neuen Zinsstruktur. 

Die anderen Beiträge und Margen ändern sich jedoch deutlich:

$\\$

Jahr01234
Zahlungsreihe Investition- 4.0006006006004.600
zweijähriger Kredit4000-400-4.400  
zweijähriger Kredit, aufgenommen in t = 2 (mit neuer Zinsstruktur)  4.000- 640- 4.640
Gesamtbeitrag 200200- 40- 40

Tab. 49: Gesamtbeitrag, wenn sich Zinsstruktur in Zukunft verändert

Normale und inverse Zinsstruktur

Bedeutet jetzt im Endeffekt für unser Beispiel, dass es nun finanziell gesehen ungünstig war laufzeitinkongruent zu finanzieren, weil der Gesamtbeitrag dramatisch absinkt, da die Anschlussfinanzierung plötzlich nicht mehr 10% kostet, sondern ab t=2 auf 16 % gestiegen ist. Die Finanzierung war hier also ungeschickt, da der kurzfristige Zins zwischendurch gestiegen ist.

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Bei normaler Zinsstruktur lohnt eine kurzfristige Finanzierung, der Transformationsbeitrag ist positiv.

Bei inverser Zinsstruktur (kurzfristiger Zins größer als langfristiger Zins) hingegen ist eine kurzfristige Finanzierung schlechter als eine langfristige; der Transformationsbeitrag ist negativ.

Genauso hier:

Jahr 0 1 2 3 4
Investitionsbeitrag0120120120120
Gesamtbeitrag 200200- 40- 40
Transformationsbeitrag 8080- 160-160

Tab. 50: Transformationsbeitrag: Gesamt- abzgl. Investitionsbeitrag

$\\$

oder  für die Margen:

Jahr 0 1 2 3 4
interner Zinsfuß 0,150,150,150,15
Investitionsmarge 0,030,030,030,03
Gesamtmarge 0,050,05- 0,01- 0,01
Transformationsmarge 0,020,02- 0,04- 0,04

Tab. 51: Transformationsmarge: Gesamt- abzgl. Investitionsmarge